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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0130
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CAMEO GONZAOA IN PETERSBURG 127

Kopf ebenfalls lorbeerbekränzt, das Stirnhaar in kleine Locken
gekräuselt.

Eckhel und Visconti1 hatten die anfangs übliche Deutung auf
Alexander und Olympias durch die auf Ptolemaeos II Philadelphos
und seine Gemahlin Arsinoe" ersetzt. O. Müller meinte eher Ptole-
maeos I Soter und Eurydike zu erkennen; Arneth- plädierte für
Hadrian und Sabina, Six;! für Alexander Bala und Kleopatra Thea,
Andere für Demetrios I. von Syrien und seine Gemahlin Laodike.
Der Six'schen Erklärung schloss sich auch Babelon an', während
Furtwängler'1 wieder zu Alexander und Olympias zurückkehrte.

Von diesen Deutungen dürften nun aber zum voraus einige als
unmöglich gestrichen werden. So zunächst die auf Hadrian, bis in
dessen Zeit der Stein seiner vorzüglichen Technik wegen nicht herab-
gesetzt werden kann. Es ist ja auch wesentlich nur der Bart, der an
ihn erinnert, und dieser ist auf den meisten Abbildungen der Gemme
viel zu stark angegeben; es handelt sich in Wahrheit nur um einen
leichten Wangen- und Lippenflaum. Alles Übrige, namentlich der
Helm, das lange Haar, die tiefe Unterkehlung des Mundes, spricht
dagegen, um von der Unvereinbarkeit der weiblichen Figur mit
Sabina zu schweigen. — Von Ptolemaeos I. kann schon Alters halber
nicht die Rede sein. Er war 62 Jahre alt, als er König wurde, und
vorher konnte er nicht mit Lorbeerkranz und Aegis dargestellt
werden. Sein Bildnis ist uns auf den Münzen vielfältig und bestimmt
überliefert und zeigt absolut keine Berührungspunkte mit der Gemme.
— Auch die Beziehung auf Alexander Bala hat an den Münzen keinen
Halt, da grade das Charakteristische an seiner Physiognomie, das
vorstehende Untergesicht, wie Furtwängler mit Recht bemerkt, mit
dem Gemmenbild im Widerspruch steht.'1 Und die auf Demetrios I.
von Syrien, dessen Münzprofil zur Not stimmen würde, scheitert an
der innern Unwahrscheinlichkeit, dass dieser Fürst während seiner
unruhigen und stets bestrittenen Regierung jemals durch ein solches
Denkmal verherrlicht wurde.

1 Visc.lcon.gr. III. p. 30Mf.
1 Die ant. Cameen in Wien.
" De Gorgone 1885 p. 73.
'' Le cab. des ant. p. 145 u. 151.
5 A. a. O. II. p, 252.

e Dies wird auch durch die neuerdings von Six publicierte Münze (Rom. Mitt. 8.
p. 220) nicht dementiert und konnte überhaupt durch eine einzelne vom gewöhn-
lichen Typus abweichende Münze nicht dementiert werden.
 
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