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Der große Betrug

Von Wilhelm Kissel

leibesübungen;

Die Breslauer Boxeuropameisterschaften
und ihre Vorgänger

Das Amateurboxen, jene Sportart also, für
die der Führer in seinem Leitwerk „Mein
Kampi" am stärksten eintritt, leierte Ende
Janaar in Breslau die stolzesten Festtage seiner
Geschichte in den 10. Europameisterschalten.
Die stolzesten, jawohl, trotz glänzender Ereig-
nisse olympischen Gepräges und nicht wegen
der Jubiläumszitter, der stolzesten, weil mitten
in einem Weltenbrand von noch nie gekannten
Ausmaßen diese Großleier Iriedlichen Sport-
wettstreits abrollen konnte.

Bevor wir die Meisterschalten in der Schle-
sierhauptstadt unter die kritische Lupe neh-
men, möchten wir gerne einen ebenso aut-
schlußreichen wie lesselnden Rückblick aul die j
Geschichte dieser Europakämple wer/en. Da l
hört die heutige Sportjugend mit Erstaunen, j
daß bei ihrer ersten Durchtührung, 1924 beim j
Olympia in Paris, kein Deutscher zugelassen !
war, da wir — als eine Folge des verlorenen j
Weltkriegs — in den Leibesübungen inter- j
national noch geächtet dastanden. Versailles! j
1925 in Stockholm vermochte dann der junge j
deutsche Amateurboxsport, der viellach noch j
mit behördlichen Schwierigkeiten zu kämplen i
hatte, erstmals am Start, noch keine Lorbeeren \
zu ernten, obwohl Müller, Dübbers und Dom- j
görgen sich wacker schlugen. Aber bereits bei j
dem dritten Titeltretien, 1927 in Berlin, gelang j
ein eindrucksvoller deutscher Triumph. Neben \
dem ebengenannten Kölner Kleeblatt erlocht j
auch noch der Berliner Dalchow einen Sieg, so j
daß Deutschland die Hüllte der Meister stellte, j

Das Olympia in Amsterdam, erstmals wieder •
mit deutscher Beteiligung, enttäuschte deshalb j
ein wenig, da dort allein Pistulla, der Berliner !
Halbschwergewichtler, den Gürtel iür Europas j
Besten erboxen konnte. Ähnlich erging es uns j
1930 in Budapest, wo nur Besselmann, als Wel- j
tergewicht, sich bis zum Enderiolg durchsetzte, j
Um so wirkungsvoller waren indes 1932 in Los j
.Angeies beim Olympia in Amerika, die deut- j
sehen Siege. Wir hören berechtigte Einwände, \
wie es denn käme, daß in einem andern Erdteil \
Europatitel vergeben würden und lerner an- I
dauernd aul Olympiaden, wo die Athleten doch \
um olympische Ehren kämplten. Nun, die Sache \
läult in Ordnung. Ein Beschluß des Internationa- j
len Boxverbands erkannte nämlich die Olym- ;
pioniken als ihre Welt- und die am besten ab- j
schneidenden Faustkämpier des alten Fest- !
lands als ihre Europameister an. Merkwürdig, i

! Ich glaube, es ging einem jeden so, daß er
! in kein feindliches Land, wo immer ihn in die-
; ser europäischen Auseinandersetzung die sol-
j datische Pflicht rief, mit soviel Fragen im Her-
! zen einzog, als in die Gefilde des Ostens, die-
i sem Geheimreich des sozialistischen Paradieses,
| an das zwar keiner glaubte, das er aber einmal
! von Angesicht zu Angesicht sehen wollte, da
! ihn gerade der geheimnisvolle Schleier reizte,
| der über diesem Lande lag. Aber schon die er-
! sten Eindrücke waren von einer so drastischen
! Realität, daß sich der schauende Instinkt von
den Zuständen und Menschen sofort auf die
Landschaft, auf die unendliche, undefinierbare
Weite des Landes zurückzog. Bruno Brehm
hat in seinem Festvortrag beim europäischen
Dichtertreffen in Weimar dieses Erleben des
Soldaten in immergültiger Form so ausgespro-
chen: „Was uns vorerst einmal angeht, sind
nicht die gewordenen und die so übel gewor-
denen Menschen, sondern das Land selbst. Man
kann etwas seiner Vollendung wegen lieben.
Man kann sich gewordener, großer Formen
freuen. Man kann an der Vergangenheit und
deren Größe mit aller Liebe hängen. Aber man
kann auch das noch Unerschlossene, das kaum
Geahnte, das noch von den Nebeln der Zu-
kunft Verhüllte lieben und sagen: Dort, Kame-
raden, winkt uns eine große Aufgabe. Dort gilt
es, das Ungestaltete zu gestalten, das Formlose
zu formen, das Chaotische zu bannen und die
Grenzen des eigenen Wirkens weiter hinaus-
zuschieben. Dort könnt ihr in jungem Land jung
werden. Dort könnt ihr an der Aufgabe wach-
sen, und deshalb liebe ich dieses Land." Ja, so
war es. Nur das Land griff mächtig nach uns
und es fand sofort in uns Bereitschaft. Warum
gaben wir uns ihm so willig hin, wo uns sonst
nur Entsetzen und Ekel packte? Dieses Land
mobilisierte in uns mit unvorstellbarer Wucht
alle unsere eingeborenen Gestaltungs- und For-
mungskräfte, daß wir im Augenblick vor der
gewaltigen Macht dieser Kräfte selbst zurück-
schreckten. Und das war das Wunderbare an
diesem Erleben, daß wir von hier aus wieder
den Zugang zu den Zuständen gefunden haben.
An Stelle des Ekels tritt nunmehr die Schaf-
fenslust und das Forschen nach den Ursachen,
die zu diesem Chaos führten.

über diesem Land wurde das Symbol der
Arbeit, wurden Hammer und Sichel als hehrste
Zeichen aufgerichtet. Mit ungeheueren Mitteln
der Propaganda wurden durch Rede und Schrift,
durch die sogenannte Kunst und auf alles diese
Symbole aufgedrückt bis hinab zur kleinsten
Alltäglichkeit. Tatsächlich, dieses Land braucht
nichts so dringend als die Menschen, die ihm
mit Hammer und Sichel die Runen mensch-
lichen Gestaltens und Willens ins stumpfe, na-
menlose Antlitz graben. Wo immer dieses Land

uns auch anblickt, es schreit vor unerfüllter
Arbeit.

Und1 das ist unsere erste Erkenntnis: dieses
Symbol ist der größte Betrug an den betrof-
fenen Völkern. Hammer und Sichel gelten nicht
diesem Land. Was liegt denen in Moskau an
Rußland, am russischen Menschen: sie wollen
doch die Weltrevolution. Der russische Mensch
ist nur das Versuchsobjekt ihres grausamen
kommunistischen Experiments, er ist nur der
Sklave ihrer internationalen Manipulationen.
Es ist so wie Bruno Brehm sagt: „Man hat das \
Glück, das Leben, das Gesicht, die Seele der j
Menschen geopfert, um mit ihnen die Öfen zu j
heizen, die das Eisen einer ungeheueren Rü- |
stung schmelzen sollten, mit der man die Welt j
erobern wollte." Und das ist die zweite Er- !
kenntnis; die nicht neu ist, die uns hier aber |
unmittelbar gegenübertritt: die Träger dieses j
Systems sind die raumfremden Kräfte des Ju- ]
dentums, das sich aus allen internationalen !
Lagern hier ein Stelldichein gegeben hat. Ist j
Zerstörervolkes, der all diese Grausamkeiten j
erweckt, oder ist es die Lust, ihre kalten, ab- !
strakten Theorien mit Menschenblut auf ihren j
Wahrheitsgehalt zu prüfen? Dies ist uns alles j
unverständlich; übrig bleibt nur der Wille, |
Ordnung in dieses Chaos zu bringen, die Angst i
von den Menschen zu nehmen, sie aus ihrer i
grenzenlosen Apathie zu befreien und wieder |
Gerechtigkeit einzuführen, das Wasser der !
Flüsse einzudämmen, Moraste zu beseitigen, j
die Wälder ihrer Verwahrlosung zu berauben, !
vor allem der Wille, Straßen zu bauen, um !
die Menschen näher zu bringen, damit das j
Volk wieder frei und aufrecht in seine Behau- |
sung schreiten kann.

Es ist viel. zu tun in diesem Land. Wo- j

hin man schaut, alles brüchig, morsch, j

was man anrührt, fällt auch schon um, was !

man in die Hand nimmt, bricht auch schon i
—■_ ■

l/lfilt/lQ Der quer-elastische Schnellverband j

ZC/t*"'''? Hansaplast-elastisch ist schnell und

It/uftW*'^ 'e'cnt anzulegen. Er folgt allen Bewe-

0 *nPP gungen, ohne dabei zu behindern, !

leiöstisch

Genau auf den Namen/ta «Ja-plast achten [

zusammen, wo man geht und steht in diesem
Lande hat man das Gefühl, es muß schon
Jahrzehnte her sein, daß der letzte Nagel
ordentlich eingeschlagen worden ist. Alles was
in der Zwischenzeit getan wurde, geschah nur
provisorisch. Dieses Provisorische eben müssen
wir diesem Lande nehmen, in allem und jedem.
Wir werden es von der großen Lüge befreien,
in die es unter dem Symbol von Hammer und
Sichel eingehüllt war. j

! was? Das leuchtete allmählich auch den Füh-
! rem ein, die erstmals bei den Berliner Wett-
[ spielen 1936 davon abrückten. Nun zurück
• nach Kaliiornien, wo 1932 die Berliner Campe
und Ziglarski, der heutige Trainer der National-
mannschalt, und der Münchener Schleinkoler
Europatitelinhaber wurden.

Die Magyarenhauptstadt gelangte 1934 zum
zweitenmal zum Zuge: Kästner, Erlurt, erlocht
den ersten Erlolg lürs Hakenkreuzbanner, wäh-
rend Zehetmayr noch unter eigener österreichi-
scher Flagge boxte. 1937 erlebten wir in Mai-
land wiederum zwei Meister: Murach (Schalke)
und Nürnberg (Berlin). Der letzte war dann
1939 in Dublin abermals am Start und iür
Deutschland siegreich. Nürnberg ist damit der
einzige unsrer Mannen, dem zwei Titel glückten.
Schade, daß er zuletzt in Breslau nicht dabei
sein durlte, um den stolzen Dreierrekord des
Ungarn Enekes einzustellen.

Naturgemäß hatten wir außer ihm aus ver-
ständlichen Gründen noch einige Spitzenkönner
nicht im Ring. Warum aber eigentlich die Jahr-
hunderthalle in Breslau und nicht der Sport-
palast oder die Deutschlandhalle in der Reichs-
hauptstadt? Ganz einlach, die Berliner waren
nicht verlügbar. So emplahl sich die Oderstadt
mit ihrem glänzend eingespielten Organisations-
körper, der sich schon 1938 beim Turn- und
Sportlest und sonst so wundervoll bewährt,
was bei der kurzen Frist besonders wichtig
war. Deutschland hatte aul diese Weise die
mehrmals abgesagten und verschobenen Europa-
meisterschaiten von Budapest gerettet, ein ein-
zigartiges sportpolitisches Verdienst.

Und die Sache klappte: Aus eil Völkern
stellten sich an die hundert Bewerber. Alles,
was etwas zu sagen hatte, war im Seilgeviert,
abgesehen natürlich von England, Frankreich,
Irland, Polen. Erstmals war gestattet, daß eine
Nation in jeder Klasse zwei Kämpler stellte,
eine gerechte Neuerung, die dem Mißstand ein
Ende bereitete, daß ein Land von zwei überra-
genden Könnern nur einen einsetzen kann. Da-
mit waren oll die Besseren zum Zuschauen ver-
dammt. Der Beweis wurde gleich erbracht: Im
Fliegen-, : im Leicht- und im Schwergewicht
standen in der Endrunde Italien, bzw. Deutsch-
land unter sich. Dies wäre übrigens auch noch
im Halbschwer der Fall gewesen, hätte man
da unseren bisher unbesiegten Pepper nicht
durch einen äußerst tragwürdigen, proiest-an-
gezweilelten Punktsieg des Dänen Christensen
um die Palme gebracht.

Wir glauben nicht zuviel zu sagen, wenn wir
behaupten; daß mit diesen Kriegseuropamei-
sterschalten vielleicht schon das bedeutendste
Sportereignis des Jahres 1942 abgelaufen ist.

Dr. Horst J. Weber

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