Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i

Leibesübungen:
Fußballgroßmacht Spanien

Wir nehmen heute die großen Fußball-
Länderspiele mit Spanien im abgelaufenen
April zum Anlaß, uns mit dem Volkssport
unserer Waffenbrüder gegen den Bolschewis-
mus zu beschäftigen.

Spricht der Laie oder auch der Durch-
schnittssportfreund über spanische Leibes-
übungen, so denkt jeder unwillkürlich zuerst an
die berühmten Stierkämpfe. Doch bei aller
Volkstümlichkeit und den riesigen Zuschauer-
massen dieser Veranstaltungen können wir hier
nicht von Sport im eigentlichen Sinne spre-
chen, schon gar nicht von Nationalsport. Es
ist ja nur ein kleines Grüppchen von Berufs-
toreros, die da immer" antreten, während die
übrigen „Anhänger" bloß begeistert zusehen.
Als den Volkssport der Iberischen Halbinsel
müssen wir vielmehr das Fußballspiel heraus-
stellen. '

Im Vergleich zu den meisten anderen euro-
päischen Völkern ist der Sport in Spanien jün-
geren Datums, so auch sein Kampf mit dem
runden Lederball, der — wie schon das spani-
sche Wort dafür deutlich sagt — durch eng-
lischen Einfluß dort aufkam: Futbol. Wir hören
da, daß der FC. Madrid bereits 1904—1906
Mitglied der Fifa (Föderation internationale de
Football Association) war, also schon im Grün-
dungsjahr dem Weltverband angehörte. Da seit
1906 nur mehr Nationalverbände der Fifa an-
geschlossen werden konnten, stand Spanien
dann eine Weile abseits, bis am 29. September
1913 die Federacion Espanola de Futbol aus
der Taufe gehoben ward, die sogleich dem
Weltverband beitrat. Die Spielzeit 1913/14 war
die erste um die Cup-Meisterschaft, die bisher
hur von Vereinen der folgenden Städte gewon-
nen wurde: Bilbao, Madrid, Irun und Barce-
lona. Als dann 1928 der Berufssport aufkam,
ging es dazu noch um den Ligameisferschafts-
pokal, der sich rasch zum Hauptwettbewerb
des spanischen Fußballs- entwickelte. Hier
machte als Sieger der AC. Barcelona den An-
fang, von dessen Bedeutung wir noch mehr
hören werden. Bilbao, FC. Madrid und einmal
Betis Balompie Sevilla erkämpften bis zum
ausbrechenden Bürgerkrieg die Meistertitel.
Während des großen Befreiungskampfes gegen
den Bolschewismus ruhte dann jeglicher Sport-
betrieb. Erst 1939 nahmen die Fußballspieler
ihre Meisterschaften wieder auf, wobei sich
Atletico Aviaciön Madrid (also eine Flieger-

In stiller Stunde

Von Theodor Jakobs

Lieber- Freund!

Nun wird es Abend. Um" mich ist Stille, und
neben mir auf dem Tisch liegen Deine letzten
Briefe. An der Schrift erkenne ich, daß Du sie
mit kal.ten Händen geschrieben hast, obwohl
Du es nicht erwähnst, so wie Du auch nicht
ein einziges Wort von dem harten Krieg und
allen anderen Dingen dort im Osten mitteilst.
Die Briefe an Deine Mutter werden ebenso
sein'wie an mich — den Sternen näher als der
Erde. Sie geben innere Ruhe und eine stille
Nacht. Wer im Kriege ganz vorn ist und viel
mitmacht,. schreibt wenig davon, und das
unterscheidet den Mann vom Mann.

Da fällt mir ein, daß vor diesem Kriege
irgend jemand ein Buch „Dichter, schreiben an
ihre Mütter" herausgeben woljte, und auch
mich bat, wesentliche Briefe aus dem Welt-
krieg "einzusenden. Die gesamte! Post, die ich
an meine Mutter geschickt hane, las ich an
einigen Abenden durch. Ich bedankte mich
darin für die Heimatzeitungen, für die Päck-
chen, fragte nach dem Wohlergehen meiner
Geschwister, legte wohl eine Mark mit hinein,
weil Weihnachten oder Geburtstag war, vom
Kriegsgeschehen fand ich nichts. In, anderen
Briefen bat ich um Leibwäsche, um ein Merk-
buch, oder ich schrieb, daß ich Strümpfe zum
Anstricken abgeschickt hätte; die Füßlinge
seien bereits abgeschnitten, da sie doch nur
noch aus faustgroßen Löchern bestanden hät-
ten. Einmal beschrieb ich mein Quartier, ein
anderes Mal eine Landschaft. Kein Brief eignete
sich für eine Veröffentlichung. Fast vier Mo-
nate hatte ich vor Verdun gelegen, hatte Hun-
ger, Durst und Seelennot gelitten, war einmal
mit nur 48 Kameraden als Rest einer Kompanie

aus dem Feuer zurückgekommen, doch kein
Wort hatte ich davon der Mutter mitgeteilt.
Jetzt beim Lesen kam eine stille Freude und
Genugtuung über mich, daß ich denen daheim
wenig vom eigentlichen Krieg geschrieben
hatte. Mögen sie in Sorge gelebt haben, ich
habe diese nicht noch vergrößert, sondern so
klein gemacht, daß sie in der Nacht den Schlaf
fanden, und nicht so sehr grübelten, das bekam
ihnen gut.

Lieber Kamerad! Es wundert mich keines-
wegs, daß Du Dich in Deinen wenigen Ruhe-
stunden mit Goethes Dichtung und Wahrheit
beschäftigst. Schon zu allen winterlichen Zei-
ten eines Krieges, in denen der Soldat nicht
über weite Felder stürmte, sondern auf einem
begrenzten Räume schritt, kam die Nachdenk-
lichkeit zu ihm, und wurde seine beste Freun-
din. Diese Nachdenklichkeit ist für den Geist
unseres Volkes von hohem Wert und erhebt
über alle Dinge des Alltags. Ja, sie ist wie die
gotischen Bauten des Mittelalters, die sich
hoch über die Zinshäuser unserer Städte
erheben.

Das ganze Volk arbeitet heute in seiner
größten Waffenschmiede und vergißt im Lärm
und der Unruhe doch nicht das Suchen nach
dem „Wahrgutschönen" der Seele. Ja, das
deutsche Herz und seine heilige Einfalt bleiben
die edelste Quelle auf dieser Erde. Daß Du und
alle Kameraden dort draußen sie besitzen und
behüten, läßt mich ruhig und zuversichtlich
sein.

Wenn Du diesen Brief bekommst, wird die
Sonne wieder höher stehen und den jungen
Frühling bringen, den ich Dir von Herzen
wünsche. .

mannschaft) die beiden ersten Lorbeeren holte.
1942 dagegen errang erstmals und überraschend
Valencia die begehrte Würde.

International griff Spanien erst 1920 ein, und
zwar bei den ersten Olympischen Spielen nach
dem Weltkrieg,, die in Antwerpen ohne die
Mittelmächte stattfanden. In seinem ersten Län-
derspiel, am 28. August 1920 in Brüssel, schlu-
gen damals die Mannen um Zamora die star-
ken Dänen 1:0. Alles horchte erstaunt auf über
diese scharfe Klinge des Neulings. Eine knappe
1:3-Niederlage gegen den nachmaligen Olym-
piasieger Belgien entmutigte die Südländer
nicht im geringsten, sie erkämpften sich viel-
mehr noch den stolzen zweiten Platz durch
Siege über Schweden, Italien und die Nieder-,
lande. Im Schlußkampf war nämlich die Tsche-
chei disqualifiziert worden, als sie bei einem
0:2-Rückstand gegen Belgien unter Tumult-

szenen den Platz verließ. Kein würdiges Olym-
pia also auch in dieser Hinsicht. Spanien hatte
sich durch seinen großen Erfolg in die erste
Reihe der Fußballmächte hineingespielt.

Zwei Namen aus dem spanischen Fußball-
lager strahlten in besonders hellem Glante: der
sagenhafte Torhüter Zamora, der beste seines
Faches aller Zeiten und Länder, und der ge-
waltige AC. Barcelona, der Inbegriff, spani-
schen Fußballs. Dieser Klub war in den Jah-
ren 1920—1922 der Prüfstein für die euro-
päischen Spitzenmannschaften, wer in seinem
Stadion ehrenvoll zu bestehen vermochte, durfte
sich zur höchsten Klasse überhaupt rechnen.
Neben Prager, Wiener und Budapester Verei-
nen gastierten dort vor allem auch der 1. FC.
Nürnberg, die Spielvereinigung Fürth, der FC.
Wacker München, mit besten Kritiken bedacht.

1924 gilt als Spaniens unglücklichstes Fuß-

balljahr. In Paris schied seine Elf bereits in der
ersten Hauptrunde durch ein Eigentor in der
84. Minute aus, Italien hieß der Gegner, gegen
den auch später mit besonderem Pech gekämpft
wurde. So beim nächsten Olympia 1928 in Am-
sterdam, wo nach dem Sieg gegen Mexiko, ein
Unentschieden gegen die Azzuri errungen ward,
das aber so viele Verletzte kostete, daß das
Wiederholungsspiel 1:7 verlorenging. 1936 in
Berlin fehlte dann Spanien beim Fußball-
olympia, die blutigen Würfel des Krieges roll-
ten auf Iberien. Vorher jedoch, 1934 bei den
Weltmeisterschaften in Italien, war Zamora mit
seinen Mannen nochmals groß in Erscheinung
getreten. Nach zwei Ausscheidungsgewinnen ge-
gen Portugal erzwangen sie gegen Italiens Elf
ein ehrenvolles Unentschieden und gaben sich
bei der Neuansetzung nur 0:1 gegen den späte-
ren Weltmeister geschlagen. 1934/35 bedeutete
die zweite Blüte spanischen Fußballs. In Köln
feierten sie gegen uns in einem wundervollen,
hochklassigen Treffen einen 2:1-Triumph; alles,
was nach der Halbinsel fuhr, wurde bis 1935
geschlagen, selbst England. Erst 1936 gelang es
Österreich und gleich darauf Deutschland in
der „Höhle des Löwen" zu siegen, es sollten
die einzigen Heimniederlagen der spanischen
Landesmannschaft bleiben.

Unter der Führung General Moscardos, des
heldenhaften Alkazarverteidigers, wurde der
Sport langsam und zielbewußt, vielfach nach
deutschem Muster wieder aufgebaut. Die ersten
Versuche zur Aufnahme der internationalen Be-
ziehungen im Fußball stiegen Anfang 1941 mit
Begegnungen gegen Portugal (2:2 und 5:1).
Städte- und Auswahltreffen bauten vorsichtig
in diesem Jahr weiter. Im Frühjahr 1942 end-
lich wagte man sich wieder unter Verbands-
kapitän Teus' Führung an stärkere Aufgaben.
Der heutige Träiner und Sportschriftleiter Za-
mora leistete dabei wertvolle Dienste. Schweiz
und Frankreich wurden zu Hause geschlagen.
Zum 63. Länderkampf ging es zum erstenmal
wieder außer Landes nach Osten. In Berlin, im
großen Treffen der Kameradschaff, erzielten sie
ein 1:1, allerdings gegen eine geschwächte und
durch die Wintersperre noch nicht in bester
Form befindliche deutsche Auswahlmannschaft.
Aber an den früheren Glanz war wenigstens
angeknüpft, wenn auch dann in Mailand das
0:4 (aber Pause 0:0) gegen Italien, das nach
langer Kriegspause ebenfalls wieder auftaucht,
noch Schwächen, aber erst in der zweiten Halb-
zeit, aufzeigte. Jedenfalls: Spanien ist wieder
dabei und erneut auf dem Wege zur Fußball-
großmacht.

Dr. Horst J. Weber

TAUSENDE
VON

SCHULERN

an öffentlichen und privaten Handelsschulen sowie an den verschie-
densten Fachschulen werden jährlich mit unseren neuzeitlichen
Lehrmitteln zur Durchschreibe-Buchhaltung unterrichtet. Die Erlernung
derBuchhaltung ist „spielend leicht". Eine reichhaltige Sammlung von
Geschäftsvorfällen bietet praxisgetreues Material für den Unterricht-

LEHRMITTEL-VERLAGS-GES. M.B. H.

BERLIN-WEISSEN SEE, SEDANSTR. 46, FERNSPRECHER 56 2**0

V
 
Annotationen