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Ausgabe

EINIE1PREIS 15 PFENNIG / MÜNCHEN. 5. SEPTEMBER 1942 / 10. JAHRGANG / FOLGE 18

Führertum aus eigenem Recht

Der Weg des Studenten
in der neuen Wehrmacht

Von Leutnant Staake

Ein Kamerad, mit dem ich zwei Semester
lang gemeinsam durch die kleinen engen Gas-
sen unseres Universitätsstädtchens im schönen
Hessenland gewandert bin, schrieb mir vor
einigen Tagen einen Brief, in dem er manches
von seinen Erlebnissen und manches vom
Einerlei des Dienstes in den besetzten Gebie-
ten berichtete; außerdem aber schrieb er von
den mangelnden Möglichkeiten, sich auszu-
zeichnen und dadurch schneller befördert zu
werden.

Kein Zweifel: mit diesen Worten wird eine
Frage angeschnitten, die heute viele junge
Studenten und Akademiker, die mit der Waffe
in der Hand irgendwo im Heere Dienst tun,
beschäftigt. In der alten Armee wurde bereits
der Nachweis eines bestimmten Bildungsgan-
ges als ausreichend erachtet, um die Anwart-
schaft auf militärische Führerstellungen zu er-
langen. Dem Akademiker stand damit die Zu-
lassung zum Führerkorps ohne weiteres offen.
Diese Regelung schloß freilich in gewissem
Umfange jene Führerpersönlichkeiten von der
Möglichkeit militärischen Aufstieges aus, die
aus der breiten Masse des Volkes kommend
aus finanziellen oder anderen Gründen den
TsjafV^wj'ic jpr Erreichunp, einer bestimmten
Bildungsstufe in wissensmäßiger Hinsicht*niclit
erbringen konnten. Die Gefahren dieses Ver-
fahrens liegen auf der Hand. Die Entwicklung
während des Weltkrieges hat auch späterhin
gezeigt, daß eine Umstellung dieser Methode
notwendig wurde. Großkampf und Material-
schlacht des großen Krieges ließen neben den
wissensmäßigen Voraussetzungen vor allen
Dingen auch charakterliche Qualitäten fordern,
um Erfolge zu erzielen. Der Wille zur Führung
und der Wille, unter allen Umständen sich
durchzusetzen, wurden zu Kennzeichen wahrer
Führerpersönlichkeiten in soldatischem Sinne,
sie begründeten damals aus eigenem Recht den
Anspruch auf ihr Führertum.

Führungskräfte in allen Volksschichten

Es ist das Verdienst der nationalsozialisti-
schen Erziehungsarbeit, in unserem Volke seit
1933 die große Zahl von Mißverständnissen
ausgeräumt zu haben, die den handarbeitenden
Schichten der Nation die Intelligenz verdächtig
erscheinen ließ, weil sie oftmals verwechselt
wurde mit einem blutleeren und beziehungs-
losen Intellektualismus, der ohne jede Bindung
an das Volk nur sich selbst und seine Interes-
sen vertrat. Daß diese neue geistige Entwick-
lung nicht ohne Folgen für den Aufbau auch
unserer neuen Wehrmacht bleiben konnte, steht
außer Frage. Wandte sich doch gerade der
Nationalsozialismus an die Führungskräfte in
allen Volksschichten, um hier Energien frei-
zumachen, die beim Neuaufbau des Reiches
wie der Wehrmacht nicht entbehrt werden
konnten. Damit war der Weg gewiesen für die
Auswahl und Erfassung des künftig notwendig
werdenden Führermaterials. Nicht wissens-
mäßige Voraussetzungen allein konnten die
Anwartschaft auf den Führungsanspruch sichern,
hinzukommen mußten wirkliche soldatische
Fähigkeiten und charakterliche Werte, die erst
alle gemeinsam das Bild des soldatischen
Führers bestimmen.

Für den Studenten der Gegenwart ergibt sich
damit in immer steigendem Maße die For-
derung, seine soldatische Leistung, seine grö-
ßere Kraft, seine stärkeren Fähigkeiten und
damit seine Führereignung nachzuweisen. In
den Alltag des militärischen Lebens übersetzt
heißt das, sich nicht damit zu bescheiden, das
gleiche zu vollbringen wie die Kameraden im
gleichen Glied, sondern zu jeder Stunde und in
jeder Lage ein größeres Können zu bestätigen.
Man sage nicht, daß dieser Beweis tatsächlich
nur im feindlichen Feuer möglich sei. Die Ruhe-
zeit zwischen den Kämpfen stellt an die Quali-
tät des soldatischen Führers nicht minder hohe,
wenn auch anders gelagerte Anforderungen als
der Kampf, der mit seinen erregenden Momen-
ten und seiner anfeuernden Kraft jeden ein-
zelnen zu letzter Kraftanstrengung hochreißt
und die Kompanien zu wahren Einheiten zu-
sammenschmiedet. Auch die Tage der Ruhe er-
fordern den wirklich überlegenen Führer, der

-Während sich der deutsche Student im Kriegseinsatz heldenhaft bewährt, leistet auch
die deutsche Studentin auf allen Plätzen der Heimatfront wertvolle KriegsarbeK.
cand. med. Helene B. bei mikroskopischen ■ Präparatuntersuchungen im Rahmen des

medizinischen Facheinsatzes (Aufn.-. Atlantic)

•iiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiffiiiiiiriiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiciiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiMiiitaiiiiiiiiiriiiiiiiiiaiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiijiiii(tiii)tiiiiiiiiiiii»

Vorgesetzter und Kamerad ist, der mit seinen
Leuten lebt und fühlt und es doch trotz des
scheinbaren Fehlens von Aufgaben, trotz des
tatsächlichen Fehlens des immer wieder neuen
Kampferlebnisses jederzeit vermag, sie in Zucht
und Ordnung zu halten. Sein Beispiel in Hal-
tung und Lebensführung, in Pflichttreue und
immer erneutem Diensteifer sind dafür von
unschätzbarem Wert. Nie wird davon zuviel,
leicht zuwenig gegeben werden. So soll jener
Student, der heute vielleicht ein wenig voreilig
urteilt und resigniert sein zu müssen glaubt,
weil er nicht so schnell vorankommt, wie er
es sich erhoffte, und der auf der anderen Seite
sieht, wie neben ihm Männer aus der Truppe
heraus zu soldatischen Führerstellen aufsteigen,
die Schuld nicht in den äußeren Verhältnissen
suchen, sondern einmal den Blick auf ' sich
selbst richten und prüfen, ob er wirklich zu je-
der Zeit auch in seinem kleinen Dienst das
geleistet hat, was er zu leisten imstande ge-
wesen wäre.

Es ist richtig und es ist gut, daß die heutige
Form der Auswahl des Führernachwuchses zu
einer stärkeren „Konkurrenz" geführt hat. Da-
bei, wird sich zeigen, wer jeweils der wirklich
Bessere ist. Im Vordergrund steht allein die
Frage nach Leistung und Charakter. Entspricht
der Student diesen Voraussetzungen, so-wird
er von seinen Vorgesetzten in jeder Weise
gefördert werden. Ist es ein anderer, so soll
das. für den Studenten ein neuer Ansporn zu
größeren Anstrengungen sein.

Mehr denn je gilt heute für den Studenten in
der Truppe das Wort, daß Verdienst erdient
sein muß. Das Vorbild, das die Studenten-
generation des Weltkrieges uns Heutigen gege*

ben hat, kann nur Anstoß dazu sein, ihr unter
veränderten Umständen mit noch größeren An-
strengungen nachzueifern. Geschieht dies, dann
wird heute wie immer das deutsche Studenten-
tum den Anteil an der; soldatischen Führer-
schicht stellen, der seinem wahren inneren
Wert und seinem Willen, sich einzusetzen, ent-
spricht.

Die Forderung der Leistung kann daher nie-
mals Hemmschuh, sondern stets nur Ansporn
sein. Wer vor den Schwierigkeiten des oft
mühevollen Weges zu soldatischen Führer-
stellungen kapitulieren würde, würde damit
nur beweisen, daß er nicht die Ausdauer und
Zähigkeit aufbringen kann, die von ihm als spä-
terer Vorgesetzten verlangt werden muß. Aber
zahllose Kameraden aus den Reihen des deut-
schen Studententums haben sich bereits erfolg-
reich emporgedient und damit bewiesen, daß
der deutsche Student auch heute seine Aufgabe'
eikannt hat. Niemals aber darf vergessen wer-
den, daß der Weg nach oben seine Zeit dauert
und erdient werden muß. Der Student weiß,
daß das Recht zur Führung auch zugleich die
Pflicht zur Unterordnung überall da ist, wo die
.größeren Fähigkeiten und damit das stärkere
Führertum zu finden sind. Nur aus der eigenen,
Kraft, aus dem eigenen Wissen und nicht zu-
letzt aus dem besseren soldatisch-handwerk-
lichen Können wächst das Führertum aus
eigenem Recht. So wird die soldatische Tra-
dition des deutschen Studententums, aufgebaut
auf Taten von symbolhafter Bedeutung, wie
Leipzig im Befreiungskriege und Langemarck
im Weltkriege, auch in diesem Kriege durch
die Studenten des Großdeutschen Reiches im
Waffenrock seine würdige Erneuerung erfahren*

Bolschewismus
und Wissenschaft

Von Heinrich Härtle

Der Marxismus hat nicht als Arbeiterbewe-
gung" begonnen. Er fängt im eigentlichen Sinne
erst an mit Karl Marx und damit scheinbar
mit einer wissenschaftlichen Theorie. Engels
hat dies in der philosophischen Richtung ver-
stärkt durch den historischen bzw. dialektischen
Materialismus. Auch Lenin möchte weniger
als der bluttriefende Tschekist, sondern als der
Denker und Theoretiker erscheinen, als der
Philosoph.

Es gehört zum Pathos des Marxismus, daß er
der Repräsentant des wissenschaftlichen Fort-
schritts sein will gegen die bürgerliche Reak-
tion, vor allem gegen den religiösen Aber-
glauben und die kirchliche Orthodoxie in jeder
Form. Der Marxismus wollte die Menschheit
von den Vorurteilen und dem Aberglauben der
traditionellen Mächte befreien und ihr ein wis-
senschaftliches Bild der Welt und des Men-
schen schenken. Die angeblich rücksichtslos
realistische Philosophie der Marxisten sollte
vor allem auch den spekulativen deutschen
Idealismus überwinden.

Der „authentische Interpret"

• A'irh Stalin wollte nicht nur der Diktator
Jes i^-r-uproletariats und", der großy "oli'aTeg'ä'"
und Taktiker des kommunistischen Terrorismus
sein, sondern er zeigt sich gerne als der authen-
tische Interpret und Kommentator des Leninis-
mus und als. philosophierender Jünger und Erbe
der „Klassiker" Marx und Engels. Er identifiziert
geradezu Bolschewismus und Philosophie, Bol-
schewismus und Wissenschaft und behauptet
wörtlich: Der Bolschewismus „verwandelt sich
aus einem Traum von einer besseren Zukunft
der Menschheit in eine Wissenschaft..., also
muß die Verbindung von Wissenschaft und
praktischer Tätigkeit zum Leitstern der Partei
des Proletariats werden".

Trotz dieser auffallenden Betonung des Wis-
senschaftlichen begann der Bolschewismus mit
einem geistigen Terror, der kein Gegenstück
hat in der Geschichte der Neuzeit. Dieses Aus-
maß der Unterdrückung ist nicht nur aus den
allgemeinen Methoden des, Marxismus erklär-
bar, sondern hat tiefere ideologisch-geistige
Ursachen, die inr* geistigen System des Marxis-
mus selbst liegen. Denn bei näherem Zusehen
erweist sich gerade die scheinbare Wirklich-
keitsnähe des Marxismus als eine Fiktion, als
die gröbste Verzerrung und Verfälschung natür-
lich-geschichtlicher Tatbestände. Die marxi-
stische Theorie steht schoiv in ihrem
System der ökonomischen Welt in absolutem
Widerspruch zu den empirischen Tat-
sachen des Wirtschaftslebens. Keines der
sogenannten Grundgesetze des Marxismus hat
sich^ in der Wirklichkeit als richtig erwiesen.

Noch stärker aber wurde die Beschränkung
der Wirklichkeit auf das Ökonomisch-Mate-
rielle ad absurdum geführt. Vor allem die mo-
derne Rassen- und Vererbungswissenschaft hat
nicht nur den alten Spiritualismus erschüttert,
sondern noch mehr den dialektischen Materia-
lismus als utopische Wirklichkeitsverfälschung
nachgewiesen.

Deshalb muß schon der bescheidenste Ver-
such, mit modernen wissenschaftlichen Metho-
den und Erfahrungen die Theorie des Marxis-
mus zu prüfen, zum gefährlichen Angriff auf *
das marxistische Weltbild werden, darum muß
eine Macht, die auf eine solche Verzerrung und
Verfälschung der Wirklichkeit aufgebaut ist,
in der freien Erforschung der Wirk-
lichkeit und damit in der echten Wissen-
schaft eine Gefahr befürchten.

Deshalb gab es nur zwei Möglichkeiten für
das Verhältnis von Bolschewismus und Wis-
senschaft: 1. Anpassung der marxistischen
Philosophie an den Gegensatz von Theorie
und Wirklichkeit durch dialektische Kompro-
misse und 2. rücksichtslose Unterwerfung der
Wissenschaft. Die erste Möglichkeit konnte
nur teilweise helfen. Man konnte zwar durch
eine skrupellose Anwendung der dialektischen
Methode die Theorie weitgehend der Realität
anpassen, doch am Grunddogma durfte nicht
gerüttelt werden. Die Anpassungsmöglich-
keiten waren also begrenzt. Um so stärker
mußte der Terror eingesetzt werden.'

Zunächst waren die Bolschewiken zu sehr
mit sich selbst und mit der Sicherung ihroc
 
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