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Altherrentum und Kameradschaften

Von Dr. Gerhard Pallmann, stellvertretender Amtschef des Altherrenbundes

Wohl selten ist im deutschen Altherrentum
eine Veröffentlichung mit solcher Spannung
erwartet worden wie die von unserem Reichs-
studentenführer Gauleiter und Reichsstatthal-
ter Dr. Scheel erlassene Kamerad-,
Schaftsordnung. Trotz der gewaltigen
Zeit, in der wir leben, nimmt das deutsche
Altherrentum selbst dort, wo es Seite an Seite
mit den Kameraden des NSD.-Studentenbun-
des unter den Fahnen des Führers an den Fron-
ten kämpft, einen ungewöhnlich lebhaften An-
teil an der künftigen Form des studentischen
.Kameradschaftslebens. Eine Fülle von Brie-
fen, die uns zu dieser Frage vorliegen, bestä-
tigen dies auf das nachdrücklichste. Aber auch
das in der Heimat verbliebene deutsche Alt-
herrentum beschäftigt sich mit wärmster in-
nerer Anteilnahme mit allen damit zusammen-
hängenden Fragen. Noch vor wenigen Jahren
wäre eine solche lebhafte Erörterung der stu-
dentischen Kameradschaftserziehung im Alt-
herrentum undenkbar gewesen. Die Enttäu-
schung und Mutlosigkeit, die damals anläßlich
des Zusammenbruchs so vieler Hoffnungen die
Herzen der deutschen Alten Herren erfüllte, ist
inzwischen durch ein von Jahr zu Jahr steigen-
des und immer fester werdendes Vertrauen
zu der starken und klugen Führung abgelöst
worden, die dem deutschen Studenten- und
Altherrentum in der Gestalt seines Reichs-
studehtenführers geschenkt wurde. Das deut-
sche Altherrentjiim nimmt daher an allen Fra-
gen des Studententums heute trotz aller kriegs-
bedingten Hemmnisse und Schwierigkeiten
einen ungleich stärkeren Anteil als
noch vor fünf und sechs Jahren, und damit
darf di s studentische Kameradschaftserziehung
gerade im Altherrentum auf eine Spannung
und Lebhaftigkeit der Erwartung rechnen, wie
sie in der Geschichte des deutschen Studen-
tentums durchaus einmalig ist.

Mit dem unbedingten Vertrauen in
die Person des Reichsstudentenführers ist im
deutschen Altherrentum auch die Uberzeugung
allgemein zum Durchbruch gelangt, daß die
bewährten alten studentischen Ideale von Ehre,
Kameradentreue für das ganze Leben, von
Mannhaftigkeit und vaterländischem Pflicht-
gefühl nirgends besser und nirgends in einer
solchen Ausschließlichkeit verwirklicht und
in die Tat umgesetzt werden können als im
Zeichen des Nationalsozialismus, der in der
ganzen deutschen Volksgemeinschaft durch
den neuen Glauben, mit dem er sie erfüllte,
auch diese alten studentischen Ideale wieder
aus der Vereinsamung erlöst hat, zu der sie
nach dem Zusammenbruch von 1918 verurteilt
waren. Das deutsche Altherrentum ist sich
darum auch in seiner Gesamtheit nicht im
Zweifel darüber, daß die politische Sinnerfül-
lung und die politische Prägung künftigen
deutschen Studentenlebens allein im Zeichen
der natfonS!sozlai;'s;l3crren"--eewS^Ln'g slcrteir
muß und daß das deutsche Altherrentum da-
her glücklich sein darf, diese politischen Auf-
gaben beim Reichsstudentenführer und seinen
Beauftragten für den Nationalsozialistischen
Deutschen Studentenbund in den besten Hän-
den zu wissen, denen es'vorbehaltlos sein gan-
zes Vertrauen schenken darf.

Verheißungsvolle Anläufe

Nach den verheißungsvollen Anläufen, die
das deutsche Studententum mit dem Wart-
burgfeste genommen hatte und die trotz ,
aller späteren Ansätze, wie sie etwa in der
studentischen antisemitischen Bewegung der
Alpen^ und Donaugaue und in den Sozialrevo-
lutionären Bestrebungen der Vereine deutscher
Studenten zum Ausbruch kamen, nach 1848 in
der Enge des bürgerlichen Zeitalters im Un-
politischen versanden mußten, hat 1 sich der
Ensatzwille des deutschen Altherrentums im-
mer ausschließlicher darin erschöpft, der P e r-
sönlichkeitsbildung des einzelnen
ohne allgemeine Zielsetzung zu dienen und die
äußeren Voraussetzungen für die studentische
Erziehung durch die Ansammlung von Ver-
mögenswerten und G r u n d b e s i t z zu
sichern. Das Ziel sowohl der aus dem Zusam-
menschluß von Studenten gleicher landsmann-
schaftlicher Zugehörigkeit hervorgegangenen
Vereinigungen als auch der als Vereinigung von
Studenten großdeutscher Gesinnung entstande-
nen Burschenschaften war in gewissem Um-
fange vielleicht schon 1871 erreicht. Infolge-
dessen entwickelten sich die Korporationen
schon von da an immer mehr im Sinne gesell-
schaftlicher Vereinigungen von Studenten
gleicher sozialer Herkunft ohne ausgesprochen
politische Zielsetzung. Sie waren gewiß ihrer
Grundtendenz nach national, und dazu trat
bei einigen , Zusammenschlüssen noch die
zweckgebundene Eigenart, wie sie sich etwa
aus der Pflege' des deutschen Liedes oder der
Leibeserziehung oder bestimmter wissenschaft-
licher Bestrebungen ergaben. Seit 1918 fiel allen
studentischen Vereinigungen wieder eine politi-
sche | Aufgabe zu, als es galt, das deutsche
Studententum in seiner nationalen
Grundhaltung zu stärken und den Ein-
bruch der Geisteshaltung des Weimarer Sy-
stems auf die deutschen Hochschulen zu ver-
hindern Auch hierin hat das deutsche Waf-
fenstudententum im großen gesehen seinen
Mann geständen. Die Gestalten eines Schlag-
e t e r und Horst Wessel und der Blut-
zeugen der nationalsozialistischen Bewegung,
wie sie in Namen wie Karl Laforce,
Hans Knirsch Theodor Cssell'a und
Planetta den studentischen Kameradschaf-
ten als verpflichtendes Vorbild voranleuchten,
vermögen dies besser als alle Worte zu er-
härten. Aber wir dürfen uns nicht im Zweifel
darüber sein, daß mit dem Augenblick, wo 1933
' ein neuer Abschnitt in der deutschen Ge-
schichte erkämpft war. der die Verwirklichung
des großdeutschen Gedankens einleitete, die
studentischen Vereinigungen alter Art ihren
inneren Sinn verloren hatten.

Vor dem Nationalsozialismus, der das Gesicht
unseres Zeitalters prägt, müssen sich alle Dinge
neu bewähren. Das gilt auch für die stu-
dentische Lebensgemeinschaft. So ist jedem
deutschen Alten Herrn heute schon klar, daß
für das Fortbestehen verbandsmäßiger
Eigenart in der künftigen studentischen Er-
ziehung kein Plertz mehr Ist. Gewiß braucht
sich das deutsche Studenten- und Altherrentum
seiner Vergangenheit mit ihren an nationalen
Höhepunkten und tragischen Zusammenbrüchen
so reichen Geschichte nicht zu schämen, und
unser Reichsstudentenführer hat ja auch in
allen seinen großen Rqden ein aufrichtiges
Bekenntnis hierzu abgelegt. Während aber die
alten studentischen Fahnen und Farben
in Ehren eingerollt wurden und in Ehren ge-
halten werden, auch wenn sie eingerollt sind,
da auch im Studententum der' Marsch in die
Zukunft allein unt er der Fahne Adolf
Hitlers stehen kann, können die Treu-
bindungen, die sich in den studentischen
Lebensgemeinschaften, wenn auch jenseits aller
politischen Verpflichtung, durch das Ver-
trauen zwischen Mann und Mann
gebildet haben, als bestes Erbe der studenti-
schen Lebensgemeinschaften unserer Väter
für die künftige studentische Erziehung
mit in die Waagschale geworfen,
werden.^

Das Verhältnis von Kameradschaften
und Altherrenschaften tritt damit in
ein ganz neues Stadium. Während
bisher Kameradschaft und Altherrenschaft sich
vielfach noch als Fremdkörper gegenüberstan-
den und die Fäden zwischen ihnen nur spärlich
und oft mit übertriebener Vorsicht angespon-
nen wurden, wird die Neuordnung des deut-
schen Altherrentums in Verbindung mit der
neuen Kameradschaftsordnung auch hier den
Schutt, der sich aus dem Mißtrauen früherer
Enttäuschungen angesammelt hat, ausräumen

und damit den Boden für eine neue kraftvolle
Entwicklung frei machen. Alles, was die Aus-
schließlichkeit des unpolitischen und privaten
Charakters der alten studentischen Lebens-
gemeinschaften kennzeichnete, hat in dieser
Neuordnung keinen Platz, und die Altherren-
schaften, die ihre alten Fahnen und Farben, ein-
gerollt haben, um künftig allein unter der Fahne
des Führers zu marschieren, tragen daher künf-
tig statt ihres alten Namens den ihrer Kame-
radschaft und bekennen sich damit gemeinsam
mit ihr zu dem verpflichtenden politischen
Vorbild, das jeder Kameradschaftsname ein-
schließt. Auch hierin liegt ein tieferer Sinn,
als eine oberflächliche Resignation zuweilen
sehen mag. Gewiß sind die alten Namen wie
die alten Farben in Ehren getragen worden, und
gewiß lassen sich auch in ihnen ebenso wie
in dem Schwarzrotgold der Urburschenschaft
mancherlei politische Ansätze im Sinne des
großdeutschen Gedankens auffinden, aber ent-
scheidend bleibt doch immer, daß die Treue
aller dieser Lebensgemeinschaften, auf der sich
ihre ganze Ehre gründete, mehr eine Treue von
Person zu Person, von Mann zu Mann als eine
Treue zu einer großen überpersönlichen Sache
war, der die ganze Hingabe dieser Männer ent-
gegenschlug. Ja, es gehört geradezu zu den Wur-
zeln der tragischen deutschen Zwietracht, daß
infolge der Vielfältigkeit der Sachen, auf die
sich in allen Jahrhunderten deutsche Menschen
mit der ganzen bedingungslosen Hingabe ihrer
deutschen Treue verschworen hatten, so lange
politische Lebensgemeinschaften von vorn-
herein zum Zerfall verurteilt waren, die nicht
im Persönlichen, sondern im Uber-
persönlichen ihre Erfüllung suchten, bis
der Genius" des Führers dem deutschen Men-
schen die große Einung und damit in seiner
Geschichte die erste große gemeinsame Sache
geschenkt hat, die zum erstenmal die Kraft
hat, alle Deutschen in ihren Bann zu zwingen
und unter ihrer Fahne zu vereinigen.

Zusammenwachsen
von Kameradschaft und Altherrenschaft

Das Zusammenwachsen von Alt-
herrenschaften und Kameradschaften, das im .
Zeichen der Idee des Nationalsozialismus steht,
bedeutet daher die Vereinigung der persön-
lichen Treuebindungen der- alten
Lebensgemeinschaften mit dem politischen
Einsatzwillen und dem politisch be-
stimmten Lebensstil revolutionären natio-
nalsozialistischen Studententums. Gelingt sie,
so wachsen damit in Zukunft den Altherren-
schaften mit jedem Jahrgang von Altburschen
die Träger eines politischen Willens zu und
■wächst die Altherrenschaft damit immer stär-
ker in ihre künftige Aufqabe hinein, mit der
persönlichen Verbundenheit das. gemeinsame
Eingeschworensein auf diese große, überper-
sönliche Sache zu vereinigen. So muß es ge-
lingen, den Grundsatz der Lebensgemeinschaft
mit demjenigen lebendigen politischen Inhalt
zu erfüllen, der ihm allein eine Zukunft ge-
währleistet. Aus solchen Gedankengängen her-
aus hat es einen guten Sinn, wenn die Alt-
herrenschaften, die unseren • Kameradschaften
zur Seite stehen, auf der Grundlage bewährter
studentischer Lebensgemeinschaften gebildet
werden. Würden die großen Zukunftsmöglich-
keiten, die dem geeinten deutschen Altherren-
tum sich hier bieten, in dem Sinne mißver-
standen werden, daß damit etwa einer unver-
änderten Wiederkehr unpolitischen,
gesellschaftlichen Wesens im Sinne der bür-
gerlichen Jahre vor dem ersten Weltkrieg Tür
und Tor geöffnet werden sollen, das lediglich
auf die alten Farben und Fahnen zu verzich-
ten braucht, so würde dies das Ende der Alt-
herrenschaften bedeuten.

Es war nie die Art des deutschen Altherren-
tums, den jungen studentischen Gemeinschaf-
ten die Ansichten und den Lebensstil der Alten
aufzuzwingen. Im Gegenteil, jeder, der
den Ehrentitel „Alter Herr" mit wirklicher,
innerer Berechtigung trug, war stets bereit, in
beinahe unbeschränktem Maße den Anregun-
gen und allem Neuen liebevoll nachzugeben,
das ihm aus der studentischen Jugend seiner
Lebensgemeinschaft entgegenströmte. Ja, in
diesem überlegenen Nachgeben gegen alle
Regungen der jungen Gemeinschaft lag viel-
leicht gerade eine der Wurzeln für die geringe
sachliche Bindung der alten studentischen Ver-

des
lei-

hierauf Einfluß zu nehmen. Die Jahre
Niedergangs, die hinter uns liegen, haben
der auch eine ganz erhebliche Schmälerung des
studentisch gebundenen Vermögens und
des studentisch gebundenen Grundbesit-
zes mit sich gebracht. Es ist nicht der Sinn
der Neuordnung des deutschen Altherrentums,
die geringen Reste, die nach den schmerz-
lichen Schrumpfungserscheinungen der Jahre
der Zersplitterung hiervon verblieben sind,
etwa aus der Verfügungsgewalt der Altherren-
schaften und ihrer Rechtskörper in die des
NSD.-Studentenbundes oder der NSDAP, zu
überführen. Im Gegenteil werden die Alt-
herrenschaften durch ihre Erhebung zu einer
juristischen Person in die Lage versetzt, das
Vermögen und den Grundbesitz der studenti-
schen Lebensgemeinschaften im unge-
schmälerten Verfügungsrecht der
bisherigen Personenkreise weiter für die stu-
dentische Erziehung zur Verfügung zu stellen.
Daß dabei im Satzungswerk der Verkauf und
die Belastung von Grundstücken von der Ge-
nehmigung des Führers des NS.-Altherrenbun-
des abhängig gemacht werden mußte, liegt
nicht daran, daß von irgendeiner Seite be-

absichtigt ist, "dies'en Grundbesitz an sich zu
bringen, sondern hat seinen Grund ausschließ-
lich darin, daß das deutsche Altherrentum zu-
sammenstehen muß, um die geringen
Reste des ihm verbliebenen Grundbesitzes und
Vermögens unter allen Umständen dem deut-
schen Studenten- und Hochschulleben zu e r -
halten, und daß wir uns daher gegen-
seitig mit allen Kräften helfen müssen,
sowohl unrentabel hohe Zinslasten wie wei-
tere Schrumpfungen des Gesamtvolumens des
studentisch gebundenen Grundbesitzes durch
überstürzte Verkäufe und Vermie-
tungen zu verhindern. Das deutsche
Altherrentum wird auch in diesen Fragen
immer stärker in seine künftige Rolle als ge-
treuer Eckart der studentischen
Kameradschaften hineinwachsen.

Einfügung
in die Lebensgemeinschaft

Die materielle Sicherung der studentischen
Erziehung ist eine Aufgabe, die dem deutschen
Altherrentum aus jahrzehntelanger Überliefe-
rung bereits bestens vertraut ist. Je großzügi-
ger und weitherziger es künftig dieser Aufgabe
dient, desto enger wird es auch äußerlich das
Band zwischen Kameradschaft und Altherren-
schaft knüpfen können. Das Bewußtsein, mit
dem Eintritt in die Kameradschaft zugleich den
ersten Schritt in die Lebensgemeinschaft,
die diese mit ihrer Altherrenschaft verbindet,
getan zu haben, muß künftig wieder zu einer
studentischen Selbstverständlichkeit
werden. Dazu gehört, aber auch, daß schon der
Jungburs'ch nicht so sehr materiell als
persönlich vom ersten Tage seiner Zuge-
hörigkeit, zur Kameradschaft an von ihren
Alten Herren betreut wird. Das gilt ganz be-
sonders für die Zeit des Krieges, in der es kaum
einem Studenten vergönnt ist, längere Zeit am
Kameradschaftsleben teilzunehmen oder in
friedensmäßigen Formen in Kameradschaft und
Altherrenschaft hineinzuwachsen. Je mehr es
der" Altherrenschaft gelingt, auch dem letzten
Jungburschen der Kameradschaft das Gefühl zu
vermitteln, daß er, wo er auch immer sei, stets
mit den Alten Herren seiner Kameradschaft
verbunden bleibt, desto treuer und vor-
behaltloser wird er sich auch in seinem späte-
ren Leben ihrer Lebensgemeinschaft einfügen.

So bietet sich dem deutschen Studenten und
Alten Herrn eine unerschöpfliche Fülle
von Möglichkeiten, näher zusam-
menzurücken und zusammen-
zuwachsen. Diese Dinge lassen sich nicht
durch Richtlinien und Rundschreiben herbei-
führen, sondern es liegt • an jedem einzelnen
Studenten und Alten Herrn, das Seine zu tun,
um das Gefühl der Verbundenheit und Ge-,
meinsamkeit, das durch das Vertrauen in die
Person des Reichsstudentenführers eine so un-
verbrüchliche Grundlage erhalten hat, nun noch
auf den tausend Wegen in Wie Tat umzuset-
zen, die unsere große Zeit bietet, Dfe r-rage,
wie Kameradschaft und Altherrenschaft zuein-
ander stehen, ist ja im Grunde genommen/eine
so einfache: sie gehören zusammen.
Die Bereitschaft hierzu in. ihnen fortgesetzt zu
steigern, ist der Sinn der Neuordnung des
deutschen Altherrentums. Und in dem gleichen
Geiste werden auch in der neuen Kamerad-
schaftsordnung alle die Dinge behandelt, in
denen sich das Leben der Kameradschaften mit
dem Altherrentum berührt.

Zur studentischen Kameradschaftserziehung

Von Ritterkreuzträger Hptm. Wilhelm Walther

■Wie immer in Notzeiten des deutschen
Volkes, muß auch heute der deutsche Student
vorbildlich in vorderster Linie stehen und wird
dieses Ziel nur erreichen durch planmäßige
Organisation und Zusammenfassung aller Kräfte.

Erstmalig kennen wir einen solchen Vorgang
aus den Zeiten der Freiheitskriege, wo aller-
dings nur einzelne erfaßt wurden, die sich
freiwillig stellten und in verschiedenen Grup-
pen aufgingen, die sich später immer mehr
trennten bis zu ihrem Ende 1933. Während bis
zu diesem Jahr unter den studentischen Ver-
bänden eine Vielzahl verschiedener Richtungen
auf nationaler Grundlage bestand, konnte nach
dem Sieg der nationalsozialistischen Bewegung
auch auf studentischem Gebiet nur noch der
großdeutsche Gedanke im wahrsten Sinne der

„Uber Pflicht und Auffassung des Einzellebens hinaus dient ein tapferer

Mensch zugleich seiner überhöhten Persönlichkeit, das ist seinem Volke."

Reichsleiter Alfred Rosenberg, Rede auf der Relchsieier im deutschen National-
theater zu Weimar am 5. 11. 1942

einigungen. So gilt es auch in Zukunft, im
Altherrentum die Eigenart und insbesondere
alle aus seiner politischen Prägung sich er-
gebenden Formen und Inhalte des Kamerad-
schaftsleben überall dort zu fördern, wo sie
g e,s u n d und stark sind. Die künftige poli-
tische Verpflichtung, unter der sich
Kameradschaft und Altherrenschaft für das
ganze Leben zusammenfinden, schließt dabei
in keiner Weise das persönliche Ver-
trauen und die Treue von Mann zu Mann
aus, die immer das stärkste Bindeglied der
studentischen Vereinigungen gewesen ist. Aber
sich darin erschöpfen, hieße die Größe
der Zeit verleugnen.

Die dem deutschen Altherrentum in seinem
Satzungswerk übertragenen Aufgaben und ins-
besondere die ihm darin gewährte Selbstver-
waltung setzt es in den Stand, auch seiner-
seits den Kameradschaften die äußere Grund-
lage für ihre politische Arbeit zu geben, ohne
daraus das Recht abzuleiten, im 'einzelnen.

deutschen Burschenschaft der einzig gültige
sein. Die höchste Steigerung zu äußerstem
Energieeinsatz auch auf studentischem Gebiet
aber erleben wir heute zwangsläufig durch
die Totalität des jetzigen Weltkrieges und er-
weitert, durch den europäischen Gedanken.

Uber die allein richtigen und gültigen For-
men und das Ziel studentischer Kamerad-
schaftserziehung besteht heute noch kein end-
gültig klares Bild, dagegen steht fest, daß der
Jungakademiker zum ersten poli-
tisch denkenden Menschen- und
politischen Soldaten Großdeutsch-
lands und Europas werden muß,
zum Vorkämpfer und Vorbild des
ganzen deutschen Volkes.

Als Vörbedingung zur Erreichung dieses
großen Zieles erscheinen mir folgende Punkte:

Der Schwung und die Begeisterungsfähigkeit
des Studenten der Freiheitskriege und des
Studenten von Langemarck. Die Bedingungs-
losigkeit und die Einsatzbereitschaft des deut-
schen Soldaten aller Zeiten. Der unüberwind-

liche feste Glauben, die Zähigkeit und Selbst-
losigkeit des SA.«Mannes der. Kampfzeit. Die
Entschlossenheit, Mut und Tapferkeit, die allen
dreien gemeinsam ist.

Nur beste studentische Führer werden in d«r
Lage sein, ihren Kameradschaften dieses hohe
Ziel näherzubringen, und der Krieg wird leider
auch darin hohe Schranken setzen. Gewisse
Mißerfolge werden deshalb unumgänglich sein.
Wie in der Kriegführung muß auch hier mit
Rückschlägen gerechnet werden.

An erster Stelle der praktischen Kamerad-
schaftserziehung steht die politisch ef Er-'
Ziehung. Vorträge aus dem Gedankengut
des Nationalsozialismus, die von Burschen zu
halten sind, bieten gleichzeitig beste Gelegen-
heit zur Übung im Sprechen. Gegenreferat und
Diskussion aber werden diese Schulung auf
eine möglichst breite Basis stellen. Höhe-
punkte dieser Schulung können geschaffen
' werden durch Beteiligung bekannter Persön-
lichkeiten aus Partei, Staat und Wehrmacht.

Daneben wird stehen die Allgemein-
erziehung zu vorbildlichem Gemein-
schaftsleben soldatisch-akademischer Prägung.
Die Erziehung zu allgemein gültigen Formen
des gesellschaftlichen Lebens wird ebenso
wichtig sein wie die Erziehung zn einer ent-
sprechenden Berufsauffassung.

An dieser Stelle wird stehen die körper-
liche Ertüchtigung durch Sport, Fech-
ten und vormilitärische Ausbildung. Das Ziel
dieser Ausbildung wird sein: Beweglichkeit,
Ausdauer, Mut und Härte.

Wehn auch der Krieg viele Pläne und Ge-
danken als undurchführbar erscheinen lassen
mag, darf auch auf studentischem Gebiet
durch die erschwerten Verhältnisse kein Still-
stand oder gar Rückzug in der Entwicklung
eintreten. Die Zeiten nach Beendigung dieses
Krieges werden Forderungen an das Aka-
demikertum stellen, die nur von Menschen er-
füllt werden können, dfe durch eine hoch-
wertige Erziehungsschule deutschen Studenten-
tums gegangen sind. Daß die Kameradschaften
zu solchen Erziehungsschulen sich entwickeln
werden, steht fest, ob dieses Ziel aber bereits
während des Krieges erreicht wird, wird ab-
hängen von der Tatkraft und der Opferbereit-
schaft der jetzigen studentischen Generation.

Folge 25/26 / Die Bewegung / Seite 9
 
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