Gräfin Sibylles fieircrt.
istoman von Inenriette v. Meorhoimb.
Fortsetzung.)
<Nach6ruck verboten.»
iebes Kind," sagte Graf Rotschütz zu
seiner Tochter, „Rixleben hält dich wahr-
scheinlich immer noch für eine reiche
Partie."
„Das tut er nicht."
„Woher weißt du das?"
Sibylle schwieg.
„Heinochen, quäl' sie doch nicht!" fiel Jutta ein.
Alles das hat Sibylle sich doch genau überlegt.
Wenn sie damit zufrieden ist, kann es uns auch
recht sein. Ich schicke ihr viel in den Haushalt,
Würste, Schinken, Butter rind Käse!"
Fast unmerklich zuckte der Mund der jungen
Gräfin bei diesem gütigen Vorschlag der Stiefmutter.
Doch sie schwieg.
„Du verdankst meine Zustimmung jedenfalls
hauptsächlich Juttas Fürsprache," versicherte Graf
Rotschütz warm.
„Daran habe ich nie gezweifelt." Aus Sibylles
Antwort klang mehr Bitterkeit wie Dank.
Jutta tat, als bemerke sie nichts. Sie fing an
von der Verlobungsfeier, der Hochzeit zu schwatzen.
Graf Rotschütz schnitt diese Plauderei ein wenig
kurz mit dem Zwischenruf ab: „So weit sind wir
noch nicht! Erst müßte ich mich vor allen Dingen
bei seinen Vorgesetzten erkundigen, ob er in Dört-
lingen solider geworden ist. Bis dahin bitte ich dich,
seinen Brief unbeantwortet zu lassen, Sibylle."
Sie neigte den Kopf zum Zeichen des Einver-
ständnisses.
Rotschütz legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Sibylle, überleg' es dir noch einmal!" bat er be-
wegt. „Glaube es mir, ich beurteile die Sache richti-
ger als du. Rixleben ist ja ein ganz eleganter Offizier,
aber über den Durchschnitt erhebt er sich nur in
seinem Leichtsinn. Ihr paßt gar nicht füreinander.
Du nimmst alles schwer, prüfst, zergliederst jedes
Gefühl, legst einen hohen Maßstab an alles — wie
könnt ihr jemals glücklich werden?"
Sibylles Augen erwiderten seinen ernsten,
kummervollen Blick. Sie wollte ihm entgegnen,
wie namenlos unglücklich sie hier in ihrer Heimat
sei, wie jedes Leben dem jetzigen Zustand vorzu-
Osr Gurm von Golem in Lissabon. (S. 84)
IV. isos.