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Angreifender Elefantenbulle, sogenannter Einzelgänger


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ie Sonne ist untergegangen. Das erste Viertel des Mondes lugt eben
über die Kimme und versilbert den dicken Nebel, der über der gewal-
tigen, teilweise mit mächtigen Wassertümpeln durchsetzten Sumpfland-
schaft brütet, bei der ich mich angesetzt habe, um die hier zur Tränke kom-
menden Tiere zu beobachten. So dicht starrt die weißgraue Wand, daß sie
die gerade vor mir liegende Wasserstelle eben noch erkennen läßt, aber im
übrigen nach allen Seiten jede Aussicht benimmt. Und dieser Nebel hat
jeden Hauch erstickt. Totenstille herrscht ringsum. Kein Laut, nicht einmal
das Quaken eines Frosches unterbricht das feierliche Schweigen. Es ist so,
als halte die Natur den Atem an in Erwartung von etwas Ungewöhnlichem,
Ub erw ältig end em, Ung eheu erlichem.
Da ist es auch schon!
Aus dem Nebel heraus schiebt sich plötzlich ein gewaltiges, nur undeutlich

erkennbares Wesen, gleitet langsam, lautlos dem Wasser zu, um dort an-
scheinend zu Stein zu erstarren. Andere, größere und kleinere, folgen
schnell, aber ebenso lautlos und erstarren gleichfalls. Und nun schiebt sich
neben diese stumme Gesellschaft ein riesiges Geschöpf, das Nebel und Mond-
licht, die alle Konturen mehr oder weniger verschwimmen lassen, noch
massiger, überwältigender erscheinen lassen. Wie ein Turm steht es da,
lautlos und in seinem Verantwortlichkeitsgefühl gespannt sichernd. Der
alte Bulle ist es, die Nachhut der Elefantenherde, die hierher zur Tränke
und zur Suhle gekommen ist. Sekundenlang noch brütet die lastende Stille.
Dann zerreißt sie plötzlich ein schmetternder, trompetenartiger Ton, der
fast etwas Dämonisches an sich hat und in der tiefen Ruhe erschütternd
wirkt. Die Leitkuh gibt ein Signal, das besagt: „Es ist alles sicher. Ihr
könnt ohne Sorge trinken und baden!"
 
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