Kunstwerk seines Körpers in anmutigen Schwingungen durch die Fluten
schlängelte. Einsiedlerkrebse krochen über den sandigen Grund und
schleppten die kleinen Aktinien (Seeanemonen), die auf dem Dach ihrer
gemeinsamen Wohnung, einer leeren Schneckenschale, hausten, mit sich
umher. Ruhig beobachtete der alte Raufbold das Treiben, es kümmerte
ihn nicht, nur die Fangarme vollführten ihr nimmermüdes Spiel, roll-
ten sich auf und wieder zusammen, streckten sich oder zitterten in lang-
sam kreisender Bewegung durch das flimmernde Wasser. Da tauch-
ten aus der grünlich schimmernden Unendlichkeit zwei lange schwarze
Fühler auf, und gemächlich schoben sich zwei weit geöffnete dunkelblaue
Panzerfäuste und ein stahlblauer Brustharnisch in das Blickfeld des Kraken
— ein Hummer. In die Augen des Polypen trat ein seltsam tückisches
Funkeln. Nicht einen Augenblick mehr liest er den schwerfällig herankriechen-
den Leckerbissen unbeobachtet, und eine wilde Erregung bemächtigte sich
seiner. Flackernde Farbenspiele jagten über die sonst graue glatte Haut des
Kraken, die sich überdies mit unregelmästigen grosten und kleinen Warzen
und Runzeln bedeckte. Tief dunkelbraun war der beutelförmige Rumpf
geworden, während die Fangarme bereits in grellem Rot aufflammten,
und dann schossen schwefelgelbe Tinten über den Körper des in höchste
Erregung geratenen rauflustigen Kraken, und in rastlosem Formenwechsel
wanderten die seltsamen Runzelbildungen über seinen Leib und verliehen
ihm ein wahrhaft wildes Aussehen. Blitzschnell griff er mit dem zweiten
Armpaar zu und hob den Krebs in seine Burg hinein, wo sich ein wildes
Herumbalgen entspann, da der Hummer mit seinen starken Scheren gar
nicht faul in die schwammige Fleischmasse des Polypen hineinkniff. Die
Herumspielenden Fische und Krabben flüchteten entsetzt ans der Nähe
des Kampfplatzes, von dem der leichte Seesand in dichten Wolken aufge-
wirbelt wurde. Doch der Hummer verschwand immer mehr unter den ihn
eng umstrickenden Fangarmen des Feindes. Die giftigen Ausscheidungen
der Hinteren Speicheldrüse des Kraken drangen ihm durch seine Kalk-
brünne, die eben noch so kraftvolle Panzerfaust griff ins Leere, und schon
tat sich der Sieger an dem leckeren Fleisch des Besiegten gütlich. Und
langsam verebbten auch bei dem Sieger die Wogen der Erregung, die
Warzenbildungen wurden immer schwächer, und bald hatte sich die glatte
Haut in ihr graues unscheinbares Kleid gehüllt. Und wieder kam die
dunkelgrüne Dämmerung und senkte sich nachtschwarze Finsternis auf
f ü v Ä l l b- Heft 2
den Meeresgrund. Da glitt in ruhigen, abgerundeten Bewegungen ein
breiter, plattgedrückter Körper über dem Raubnest des Kraken dahin.
Gierig fuhren die Fangarme durch das Wasser, um den Ruhestörer zu um-
klammern, doch wie von unsichtbaren Gewalten wurden die langen Greifer
zurückgeschleudert. Schon huschten die runzeligen Warzen wieder über
den Leib des Polypen, und nochmals suchten die nimmermüden Arme
die Beute zu erhaschen. Doch abermals wurden sie durch das elektrische
Organ des Zitterrochens zurückgeworfen. Da gab der Krake den ungleichen
Kampf auf, und unbesiegt, in gleichmäßig abgeklärter Ruhe schwamm der
Rochen seinen taumelnden Weg weiter.
Als das Licht des Tages seinen Weg wieder in die Tiefen des Meeres
gefunden hatte, hockte ein zweiter Polyp vor der Festung des Alten und
versuchte den Burgwall einzureisten. Da stieg der rauflustige Krake zornig
aus seiner Bucht heraus, um den Eindringling anzugreifen, hektische Rot-
glut ergost sich über seinen ungeschlachten Leib, und wild ringelten sich die
muskulösen Arme um den Rumpf des Feindes. Auseinander brachen die
Mauern der Festung, Sandschwaden flogen wolkig in die Höhe, und ein
pechschwarzer Tintenschust hüllte die beiden greulichen Kämpen in undurch-
dringliche Finsternis. Hin und her balgten sie sich in dem lockeren Sande
und vergifteten mit ihren Drüsenausscheidungen das Wasser um sich her,
das; alle weiteren Lebewesen jäh die Flucht ergriffen. Wütend peitschten
die langen Fangarme durch die Fluten, hoben den Gegner vom Boden
auf, drückten ihn in den weichen Sand, und ein Tintenschust nach den:
andern wurde gegen den Feind gefeuert. Einer ritz dem andern die furcht-
baren Greifer auseinander, schwamm mit ihm in wilder Wut im Wasser
hin und her, drängte ihn zwischen harte, zackige Korallen oder schleifte
ihn zwischen scharfkantigen Gesteinen hindurch. — Als der Burgherr
schließlich seine elastischen Saugfesseln um den Rumpf des Gegners klam-
mern konnte» ließen dessen Kräfte nach. Da tauchte der dicke Hornschnabel
des großen Kraken tief in den Leib des Feindes, der nur noch Tintenwolken
von sich geben konnte. Eine klaffende Wunde liest seine letzten Kräfte ver-
siegen. —
Als das nimmerruhende Wasser die schwarzen Wolken überwunden
hatte, hockte der Sieger auf dem leblosen Körper seines Feindes, um ihn
zu verzehren, und langsam sickernd strebten die aufgewirbelten Sandwolken
wieder dem Meeresgründe zu. Der Kampf ums Dasein war zu Ende.
Ein Kampf auf dein Meeresgrund zwischen Krake und Hummer / Nach einer Tiefseeaufnahme der Ufa
schlängelte. Einsiedlerkrebse krochen über den sandigen Grund und
schleppten die kleinen Aktinien (Seeanemonen), die auf dem Dach ihrer
gemeinsamen Wohnung, einer leeren Schneckenschale, hausten, mit sich
umher. Ruhig beobachtete der alte Raufbold das Treiben, es kümmerte
ihn nicht, nur die Fangarme vollführten ihr nimmermüdes Spiel, roll-
ten sich auf und wieder zusammen, streckten sich oder zitterten in lang-
sam kreisender Bewegung durch das flimmernde Wasser. Da tauch-
ten aus der grünlich schimmernden Unendlichkeit zwei lange schwarze
Fühler auf, und gemächlich schoben sich zwei weit geöffnete dunkelblaue
Panzerfäuste und ein stahlblauer Brustharnisch in das Blickfeld des Kraken
— ein Hummer. In die Augen des Polypen trat ein seltsam tückisches
Funkeln. Nicht einen Augenblick mehr liest er den schwerfällig herankriechen-
den Leckerbissen unbeobachtet, und eine wilde Erregung bemächtigte sich
seiner. Flackernde Farbenspiele jagten über die sonst graue glatte Haut des
Kraken, die sich überdies mit unregelmästigen grosten und kleinen Warzen
und Runzeln bedeckte. Tief dunkelbraun war der beutelförmige Rumpf
geworden, während die Fangarme bereits in grellem Rot aufflammten,
und dann schossen schwefelgelbe Tinten über den Körper des in höchste
Erregung geratenen rauflustigen Kraken, und in rastlosem Formenwechsel
wanderten die seltsamen Runzelbildungen über seinen Leib und verliehen
ihm ein wahrhaft wildes Aussehen. Blitzschnell griff er mit dem zweiten
Armpaar zu und hob den Krebs in seine Burg hinein, wo sich ein wildes
Herumbalgen entspann, da der Hummer mit seinen starken Scheren gar
nicht faul in die schwammige Fleischmasse des Polypen hineinkniff. Die
Herumspielenden Fische und Krabben flüchteten entsetzt ans der Nähe
des Kampfplatzes, von dem der leichte Seesand in dichten Wolken aufge-
wirbelt wurde. Doch der Hummer verschwand immer mehr unter den ihn
eng umstrickenden Fangarmen des Feindes. Die giftigen Ausscheidungen
der Hinteren Speicheldrüse des Kraken drangen ihm durch seine Kalk-
brünne, die eben noch so kraftvolle Panzerfaust griff ins Leere, und schon
tat sich der Sieger an dem leckeren Fleisch des Besiegten gütlich. Und
langsam verebbten auch bei dem Sieger die Wogen der Erregung, die
Warzenbildungen wurden immer schwächer, und bald hatte sich die glatte
Haut in ihr graues unscheinbares Kleid gehüllt. Und wieder kam die
dunkelgrüne Dämmerung und senkte sich nachtschwarze Finsternis auf
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den Meeresgrund. Da glitt in ruhigen, abgerundeten Bewegungen ein
breiter, plattgedrückter Körper über dem Raubnest des Kraken dahin.
Gierig fuhren die Fangarme durch das Wasser, um den Ruhestörer zu um-
klammern, doch wie von unsichtbaren Gewalten wurden die langen Greifer
zurückgeschleudert. Schon huschten die runzeligen Warzen wieder über
den Leib des Polypen, und nochmals suchten die nimmermüden Arme
die Beute zu erhaschen. Doch abermals wurden sie durch das elektrische
Organ des Zitterrochens zurückgeworfen. Da gab der Krake den ungleichen
Kampf auf, und unbesiegt, in gleichmäßig abgeklärter Ruhe schwamm der
Rochen seinen taumelnden Weg weiter.
Als das Licht des Tages seinen Weg wieder in die Tiefen des Meeres
gefunden hatte, hockte ein zweiter Polyp vor der Festung des Alten und
versuchte den Burgwall einzureisten. Da stieg der rauflustige Krake zornig
aus seiner Bucht heraus, um den Eindringling anzugreifen, hektische Rot-
glut ergost sich über seinen ungeschlachten Leib, und wild ringelten sich die
muskulösen Arme um den Rumpf des Feindes. Auseinander brachen die
Mauern der Festung, Sandschwaden flogen wolkig in die Höhe, und ein
pechschwarzer Tintenschust hüllte die beiden greulichen Kämpen in undurch-
dringliche Finsternis. Hin und her balgten sie sich in dem lockeren Sande
und vergifteten mit ihren Drüsenausscheidungen das Wasser um sich her,
das; alle weiteren Lebewesen jäh die Flucht ergriffen. Wütend peitschten
die langen Fangarme durch die Fluten, hoben den Gegner vom Boden
auf, drückten ihn in den weichen Sand, und ein Tintenschust nach den:
andern wurde gegen den Feind gefeuert. Einer ritz dem andern die furcht-
baren Greifer auseinander, schwamm mit ihm in wilder Wut im Wasser
hin und her, drängte ihn zwischen harte, zackige Korallen oder schleifte
ihn zwischen scharfkantigen Gesteinen hindurch. — Als der Burgherr
schließlich seine elastischen Saugfesseln um den Rumpf des Gegners klam-
mern konnte» ließen dessen Kräfte nach. Da tauchte der dicke Hornschnabel
des großen Kraken tief in den Leib des Feindes, der nur noch Tintenwolken
von sich geben konnte. Eine klaffende Wunde liest seine letzten Kräfte ver-
siegen. —
Als das nimmerruhende Wasser die schwarzen Wolken überwunden
hatte, hockte der Sieger auf dem leblosen Körper seines Feindes, um ihn
zu verzehren, und langsam sickernd strebten die aufgewirbelten Sandwolken
wieder dem Meeresgründe zu. Der Kampf ums Dasein war zu Ende.
Ein Kampf auf dein Meeresgrund zwischen Krake und Hummer / Nach einer Tiefseeaufnahme der Ufa