DOI Heft:
Heft 4
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Romern von
Lophie Mosvß
3. Fortsetzung
ls Sergei das Zimmer verließ, folgten Marias Blicke ihm
unwillkürlich zur Tür, und wie die aufging, sah sie für
eine Sekunde Giulietta dahinter, als hätte sie wartend
gestanden. Dann kam ein Kichern, sofort erstickt — sie hatte es
dennoch begriffen. Ahnte Elena das?
Aber Elena hatte den Umschlag geöffnet und zählte die blauen
Scheine. „Komm, mein Liebling. Sergei hat recht, wir wollen
uns ein paar fröhliche Tage machen. Wer weiß, was morgen ist.
Ach, wenn man wenigstens seine eigene Gondel halten könnte,
aber so — immer in diesen Mietsgondeln — nicht einmal sicher
ist man, daß man nicht Ungeziefer aufliest." Die Schwester zärtlich
umarmend, flüsterte sie: „Es scheint wirklich, du hast uns wieder
Glück mitgebracht. So heiter war Sergei lange nicht."
ie ein beschenktes Kind stand Elena zwei Tage später vor
der Schwester.
„Er hat uns eine Villa an der See gemietet. Auf den Inseln!
O Maria, mit einem Garten voll Rosen und Flieder. Und einem
Badehäuschen. Und einer Gondel und Gondelier und — Ach, wie
man bescheiden geworden ist! Vor zehn Jahren wäre ich da nicht
hineingezogen, und nun freut man sich so unbeschreiblich. Einmal
heraus aus diesem modrigen Kasten. Reine Luft! Und See! Und
Blumen! Und du und ich den ganzen Tag dort zusammen. Und
nicht seine gräßlichen Geschäftsfreunde."
„Wenn ich nur wüßte, was du mit denen zu tun hast, Elena!"
„Denk> nicht dran. — Nun haben wir Ruhe. Nun fahren wir
dahinaus. Giulietta packt schon. Einen Monat dürfen wir da
draußen sein, einen ganzen Monat. Und bis dahin — Maria,
freust du dich mit mir?"
»Ja, ja. Ich kann es nur nicht so zeigen wie du."
Elena tanzte durch die Stuben. Ihre zierlichen Füße schwebten
über die dünnen Teppiche, in jeder Bewegung lag ihr Jubel.
Das Blondhaar schien goldener als an anderen Tagen, die feinen
Züge wie von innen durchwärmt und verklärt. Wie mußte sie
„Das Meer erglänzte weit hinaus ..." / Nach einem Originalholzschnitt von H. O. Schönleber Bavariaverlag München
Lophie Mosvß
3. Fortsetzung
ls Sergei das Zimmer verließ, folgten Marias Blicke ihm
unwillkürlich zur Tür, und wie die aufging, sah sie für
eine Sekunde Giulietta dahinter, als hätte sie wartend
gestanden. Dann kam ein Kichern, sofort erstickt — sie hatte es
dennoch begriffen. Ahnte Elena das?
Aber Elena hatte den Umschlag geöffnet und zählte die blauen
Scheine. „Komm, mein Liebling. Sergei hat recht, wir wollen
uns ein paar fröhliche Tage machen. Wer weiß, was morgen ist.
Ach, wenn man wenigstens seine eigene Gondel halten könnte,
aber so — immer in diesen Mietsgondeln — nicht einmal sicher
ist man, daß man nicht Ungeziefer aufliest." Die Schwester zärtlich
umarmend, flüsterte sie: „Es scheint wirklich, du hast uns wieder
Glück mitgebracht. So heiter war Sergei lange nicht."
ie ein beschenktes Kind stand Elena zwei Tage später vor
der Schwester.
„Er hat uns eine Villa an der See gemietet. Auf den Inseln!
O Maria, mit einem Garten voll Rosen und Flieder. Und einem
Badehäuschen. Und einer Gondel und Gondelier und — Ach, wie
man bescheiden geworden ist! Vor zehn Jahren wäre ich da nicht
hineingezogen, und nun freut man sich so unbeschreiblich. Einmal
heraus aus diesem modrigen Kasten. Reine Luft! Und See! Und
Blumen! Und du und ich den ganzen Tag dort zusammen. Und
nicht seine gräßlichen Geschäftsfreunde."
„Wenn ich nur wüßte, was du mit denen zu tun hast, Elena!"
„Denk> nicht dran. — Nun haben wir Ruhe. Nun fahren wir
dahinaus. Giulietta packt schon. Einen Monat dürfen wir da
draußen sein, einen ganzen Monat. Und bis dahin — Maria,
freust du dich mit mir?"
»Ja, ja. Ich kann es nur nicht so zeigen wie du."
Elena tanzte durch die Stuben. Ihre zierlichen Füße schwebten
über die dünnen Teppiche, in jeder Bewegung lag ihr Jubel.
Das Blondhaar schien goldener als an anderen Tagen, die feinen
Züge wie von innen durchwärmt und verklärt. Wie mußte sie
„Das Meer erglänzte weit hinaus ..." / Nach einem Originalholzschnitt von H. O. Schönleber Bavariaverlag München