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Das Buch für Alle

Heft 4



schauung bleiben müssen. —
Wohl aber erlauben physio¬
logische Erscheinungen sehr
wohl, die menschliche mit der
tierischen Hypnose in einem
Atem zu nennen. Es handelt
sich überall um Zustände der
Bewegungslosigkeit, wäh¬
rend der die Zusammen¬
ziehung der Körpermuskeln
bald erhöht, bald herabge¬
setzt ist.
Da man nun das psychische
Moment nicht außer acht
lassen kann, so wollen wir
beim Menschen von einer
Psychohypnose, bei den Tie¬
ren aber von Mechanohyp-
nose reden.
In der Bezeichnung Me-
chanohypnose liegt schon et¬
was Wesentliches enthalten,
nämlich die Tatsache, daß der schlafähnliche Zustand durch mechanische
Mittel, nämlich in der Regel Berührungsreize, erzielt wird, während
beim Menschen doch auch die Beeinflussung durch das gesprochene Wort
eine Rolle spielt. Hypnoseversuche mit dem Haushuhn und anderen Vögeln,

mit Kaninchen, Schlangen,
Fröschen und Unken sind all-
gemein ziemlich gutbekannt.
Daß aber auch die Glieder-
füßer, zu denen Krebse und
Kerbtiere gehören, Hypnose-
erscheinungen an den Tag
legen, ist bisher nicht in wei-
tere Kreise gedrungen.
Jeder Laie kann ohne
irgendwelche Schwierigkeiten
unseren gewöhnlichen Fluß-
krebs in Hypnose versetzen.
Früher meinte man, es sei
notwendig, den Krebs mit
„magnetischen Strichen" zu
behandeln, und zwar in der
Richtung vom Schwanz zum
Kopf. Es genügt jedoch schon,
den Krebs auf den Rücken
Zu legen, indem man als
Unterlage etwa einen Holz-
tisch benutzt, und ihn in dieser Lage festzuhalten, um ein bald schnelleres,
bald langsameres Eintreten völliger Bewegungslosigkeit bei ihm hervorzu-
rufen. Ferner kann man den Krebs in der sogenannten „Kopfstellung" hyp-
notisieren, indem man das Tier gleichzeitig auf die einwärts umgebogenen

Die Stabbeuschwcke als Brücke. Das Tier liegt mit dem Korf und dem Hmterende auf kleine» dachförmige»
Pavierstüyen u»d kehrt dem Beschauer die Umerseite zu. Die Vorderbeine sind über den Korf weg vorwärts
gestreckt, die beiden andere» Beinpaare unregelmäßig gekrümmt. Drei Papierreiter belasten die lebende Brücke.
(Nach dem Leben ausgenommen)


Links:
Ci» Aaskäfer in Totstellung, von
der Bauchseite aus gesehen. Am
Hinierleibsende der große Ab-
wehrtropfeu
Rechts:
Larve des GoldrosenkaserS, starr
und gestreckt in Totstellnng auf
dem Rücken liegend. RechtS der
Kopf. Rechts oben die starr weg-
gestreckten kurzen Beine.
(Nach dem Leben ausgenommen)


Zwei hypnotisierte Flußkrebse in Hintenüberstellung. Diese Abbildung zeigt, daß nicht nur Insekten der Hypnose zugänglich sind
 
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