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schäften der Araber, die Eifersucht, Geldgier, Treulosigkeit und Unbestän-
digkeit, wird nicht die Blutrache, der sie alle unterworfen sind, ihre Ein-
heit wieder entzweien? Einem politisch klugen Feinde wird es durch die
Kenntnis der Araberseele immer gelingen, ihre Massen zu teilen und da-
durch über sie zu herrschen.
Aus der Bewegung des Ibn Saüd sprüht kaum das glühende Ideal
eines Panarabismus, einer Vereinigung aller arabischen Stämme, an
der die nach dem heiligen Arabien sich ausstreckende Hand des Fremden
verdorren müßte. Ibn Saüd, der neue Komet über der fernen Wüste, wird
wieder vergehen müssen, wie schon einst sein Vorläufer vor hundert Jahren.
Und er wird nichts hinterlassen als eine sehnsüchtige Erinnerung an eine
jähe, leuchtende Bahn über dem Land hinter den Schleiern. —
Das Zündholz / Von Ingenieur E. Lipowsky
it einer Selbstverständlichkeit, als müßte es so sein, benützt heutzutage
jedermann das unscheinbare Zündholz. Kein Mensch macht sich Ge-
danken darüber, daß es auch einmal eine Zeit gegeben hat, wo die Beschaffung
von Feuer nicht an Sekunden wie heute geknüpft war, sondern wo es
mühevoller Arbeit bedurfte, um durch Reiben zweier Hölzer Glut zu be-
kommen oder aus einem Feuerstein Funken zu schlagen, wie wir es heute
noch bei wilden Völkern erleben können. Was Wunder, daß damals Feuer
etwas Kostbares war, daß es heiliggehalten und daß öffentliche Feuerstellen
unterhalten wurden.
Wenn auch in späterer Zeit alles mögliche erdacht wurde, um Feuer zu
erzeugen, so übertrifft doch alle diese Versuche an Einfachheit das Zünd-
holz. Das erstemal machte es in Gestalt der „Tabakzündhölzchen" des
Franzosen Chancel vor nunmehr hundertzwanzig Jahren von sich reden,
ohne aber weitere Bedeutung zu erlangen.
Den Ruhm der Erfindung eines wirklich brauchbaren Reibzündhölzchens
kann jedoch ein Deutscher für sich in Anspruch nehmen, nämlich der würt-
tembergische Chemiker Joh. Friedr. Kammerer. Dieser war in d':e poli-
tischen Wirren der dreißiger Jahre verwickelt und wurde mit vielen an-
deren, die gleich ihm am Hambacher Fest am 27. Mai 1832 teilgenommen
hatten, zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Dank dem Entgegen-
kommen des Festungskommandanten konnte er seine an der Universität
begonnenen Studien, die in erster Linie der Verbesserung der alten Tunk-
zündhölzer galten, fortsetzen. Nach fast sechsmonatigem Bemühen gelang
ihm seine Absicht vollkommen. Während die Zündmasse der alten Hölzer
aus Schwefel, chlorsaurem Kali und Gummi bestand und, was eine große
Unannehmlichkeit war, zur Entzündung in Schwefelsäure getaucht werden
mußten, wurde bei der neu erfundenen Herstellung der Reibhölzer die ge-
fährliche Säure nicht verwendet. Der „Kopf" bestand aus gelbem Phos-
phor, chlorsaurem Kali und Gummi sowie Schwefelantimon. Bereits
bei ganz sanfter Reibung an beliebiger Fläche, meist Glaspapier, ließen
sie sich entflammen. Kammerer hätte mit seiner Erfindung ein steinreicher
Mann werden können. Aber in der damaligen Zeit, in der es einen Schutz
geistigen Eigentums noch nicht gab, fiel er, da er selbst mittellos war, in die
Hände von Ausbeutern, so daß er sich schließlich gänzlich um die Früchte
seines Fleißes betrogen sah. Er teilt damit das Los so mancher großer
Männer. An eine einträgliche Herstellung im kleinen war nicht zu denken,
da sich alsbald allenthalben Zündholzfabriken auftaten, die mit Kapital
die Sache betrieben. So entstanden 1833 in Wien die ersten Zündholz-
fabriken von Stephan Römer, Siegl und Joh. Preshel. Um den Erfinder
kümmerte sich niemand mehr. Dieses Los ging Kammerer so zu Herzen,
daß er in immer ärgeren Tiefsinn verfiel und schließlich, von materiellen
Sorgen aufs schwerste bedrängt, 1857 im Irrenhaus sein Leben beschloß.
Mittlerweile war auch die neue Erfindung nicht unverbessert geblieben.
Sie hatte zunächst noch den Mangel an sich, daß das Einatmen der beim
Verbrennen des Phosphors entstehenden Dämpfe äußerst gesundheits-
schädlich war. Besonders die Arbeiter der Zündholzindustrie hatten darunter
zu leiden und verfielen fast alle einer schrecklichen Berufskrankheit, der Phos-
phornekrose, dem Absterben des Kiefers. Nun war 1847 durch den Wiener
Hofrat von Schrötter der rote oder amorphe Phosphor erfunden, der aus
dem gewöhnlichen durch Erhitzen auf zweihundertfünfzig Grad Celsius
entsteht und im Gegensatz zum gelben Phosphor ungiftig ist. Der Erfinder
hatte schon damals auf die Verwendungsmöglichkeit in der Zündholz-
industrie hingewiesen. Professor Böttger beschäftigte sich mit dieser Frage,
und ihm gelang im Jahre 1855 die Erfindung der Antiphosphorhölzer.
Sie enthalten, wie schon ihr Name sagt, in den Köpfen keinen Phosphor,
sondern bestehen im wesentlichen aus Schwefelantimon und chlorsaurem
Kali,- nur war im Gegensatz zu den Hölzern von Kammerer, die an jeder
Reibfläche entzündbar waren, eine eigens hierzu präparierte nötig, die
amorphen Phosphor enthielt. Dieser Unbequemlichkeit verdankten es die
alten Hölzer, daß sie sich noch so lange gegenüber den neuen behaupten
konnten. Erst nachdem der schwedische Ingenieur Lundström auf den Ge-
danken kam, die Streichhölzer in Schachteln zu verpacken, die die Reibfläche
trugen, verschaffte diese gefällige, noch heute gebräuchliche Aufmachung
den „Schwedischen" bald überall Eingang. Der Unterschied gegenüber
früher besteht lediglich darin, daß dieser Industriezweig in den letzten Jahren
fast völlig mechanisiert wurde,- ja die Zündholzindustrie hat, so unscheinbar
ihr Produkt ist, mit die kunstreichsten der je erdachten Maschinen aufzuwei-
sen. Bevor wir auf den Herstellungsgang eingehen, wollen wir kurz die
benötigten Rohmaterialien aufführen. Das Holz spielt natürlich die Haupt-
rolle. Meist wird das Holz der Espe, Pappel, Linde oder Fichte verwendet,
da es weich und porös sein muß. Bei den Chemikalien steht der Phosphor
im Vordergrund; ferner sind zu erwähnen Schwefel und Paraffin oder
Wachs als Imprägnierungsmittel für das Holz, um das llbergreifen der
brennenden Zündmasse auf das Holz zu erleichtern. Leim, Stärke und
Dextrin sowie Gummi dienen schließlich dazu, um die Zündmasse mit dem
Holzkörper zu verbinden. Die genauere Zusammensetzung der Zündmasse
sowie der Köpfchen sind Fabrikgeheimnis. Die wichtigsten Beimengungen
sind chlorsaures Kalium, Salpeter, Mennige, Terpentin und so weiter.
Den wesentlichsten Teil des Fabrikationsganges nimmt die Bearbeitung
des Holzes ein. Die in Stärke von dreiundfünfzig Zentimeter Länge zer-
teilten Holzstämme werden, zu Rollen abgedreht, im Dampfapparat er-
weicht und durch die Rundschälmaschine zu zwei Millimeter dicken
Streifen auseinandergeschält. Diese Streifen kommen, zu Paketen von
fünfzig bis sechzig Lagen vereint in die Abschlagmaschine, in der das
Holzblatt durch Schalt- und Teilmesser in die fünf Zentimeter langen und
zwei Millimeter im Quadrat messenden Hölzchen zerschnitten wird. So
eine Maschine vermag bei zehnstündigem Betrieb dreißig Millionen Stück
zu liefern. Nun werden die Hölzchen über Schüttelroste weitergeführt, um
sie von Staub und Splittern zu reinigen und alle Hölzer, die kleiner als
fünf Zentimeter geraten sind, auszusieben. Drei Gleichlegemaschinen haben
nun vollauf zu tun, um die Lieferung einer Abschlagmaschine schön in
Reihen zu ordnen. Von einer zweiten Abteilung von Gleichlegemaschinen,
die infolge ihrer geringeren Arbeitsfähigkeit in größerer Zahl vorhanden
sein müssen, werden die Hölzchen in die Tunkrahmen eingeordnet.
Nun folgt das Schwefeln oder Paraffinieren. Dies geschieht in einen:
Paraffinierapparat, wobei die Tränkung mit der Jmprägnierungsflüssigkeit
nach vorangegangener Durchwärmung des Holzes vor sich geht. In die
inzwischen maschinell bereitete Zündmasse — durch geschlossene Bauart
der Maschinen ist für Feuersicherheit gesorgt, und die Phosphordämpfe
werden in Abzüge geleitet — werden hierauf die Rahmen getunkt und in
eigens geheizten Kammern getrocknet. Damit ist das Zündholz fertig; es ist
aber allein noch nicht gebrauchsfähig; es bedarf der Reibflächen, die an der
Schachtel angebracht sind. Auch die Herstellung der Schachteln erfolgt ganz
maschinenmäßig. Was hier der Scharfsinn geleistet hat, ist staunenswert.
Nachdem durch eine Furnierschälmaschine der papierdünne Schachtelspan
hergestellt wurde — die Tagesleistung einer Maschine genügt für etwa
zweihundertfünfzigtausend Stück —, übernimmt eine zweite das Ritzen,
Biegen und Überkleben des Spans; schließlich kommt noch die Etikette
drauf, und die Schachtel ist fertig. Eine ähnliche Maschine liefert die Innen-
hüllen. Auch das Einfüllen und Verpacken der Schachteln ist mechanisiert.
Viel ließe sich schließlich noch sagen über die Spielarten des Zündhölz-
chens, die im Laufe der Zeit entstanden sind und deren nur eine an dieser
Stelle der Merkwürdigkeit halber angeführt sei, nämlich die der „kopflosen"
Zündhölzer. Hierbei waren die Hölzchen mit einer Lösung von zwanzig
Teilen chlorsaurem Natrium, vier Teilen schwefelsaurem Ammon und zwei
Teilen Gummi in dreißig Teilen Wasser getränkt und unterschieden sich
äußerlich nicht von einem gewöhnlichen Hölzchen, ließen sich aber an beiden
Enden entflammen. Nur ein Übelstand haftete ihnen an, sie ließen sich nicht
lange lagern, da das chlorsaure Natrium die Feuchtigkeit der Luft ansog
und eine Entzündung der Streichhölzer unmöglich machte. Ein anderes
Problem war die Ersetzung des Holzträgers durch einen anderen, billigeren
Stoff. Es wurden Versuche mit gepreßtem Papier unternommen, zu dessen
Verarbeitung natürlich auch ganz schlechtes Holz verwendet werden konnte,
man ist jedoch wieder zum früheren Material zurückgekehrt.
In neuerer Zeit sind den Streichhölzern in Gestalt der zahllosen Feuer-
zeuge gefährliche Gegner erwachsen, und viele haben schon vor Jahren dem
armen, kleinen Ding sein baldiges Ende vorhergesagt. Aber wie so oft, so
haben auch diese Propheten bisher nicht recht behalten; ja, viele von ihnen
sind selbst wieder reumütig vom Feuerzeug zum vielgeschmähten, aber
immer noch sichersten Zündholz zurückgekehrt, nachdem auch der Kosten-
punkt nicht mehr ausschlaggebend ist, seit die Zündholzindustrie den hohen
Grad der Leistungsfähigkeit und Vollkommenheit von heute erreicht hat.
schäften der Araber, die Eifersucht, Geldgier, Treulosigkeit und Unbestän-
digkeit, wird nicht die Blutrache, der sie alle unterworfen sind, ihre Ein-
heit wieder entzweien? Einem politisch klugen Feinde wird es durch die
Kenntnis der Araberseele immer gelingen, ihre Massen zu teilen und da-
durch über sie zu herrschen.
Aus der Bewegung des Ibn Saüd sprüht kaum das glühende Ideal
eines Panarabismus, einer Vereinigung aller arabischen Stämme, an
der die nach dem heiligen Arabien sich ausstreckende Hand des Fremden
verdorren müßte. Ibn Saüd, der neue Komet über der fernen Wüste, wird
wieder vergehen müssen, wie schon einst sein Vorläufer vor hundert Jahren.
Und er wird nichts hinterlassen als eine sehnsüchtige Erinnerung an eine
jähe, leuchtende Bahn über dem Land hinter den Schleiern. —
Das Zündholz / Von Ingenieur E. Lipowsky
it einer Selbstverständlichkeit, als müßte es so sein, benützt heutzutage
jedermann das unscheinbare Zündholz. Kein Mensch macht sich Ge-
danken darüber, daß es auch einmal eine Zeit gegeben hat, wo die Beschaffung
von Feuer nicht an Sekunden wie heute geknüpft war, sondern wo es
mühevoller Arbeit bedurfte, um durch Reiben zweier Hölzer Glut zu be-
kommen oder aus einem Feuerstein Funken zu schlagen, wie wir es heute
noch bei wilden Völkern erleben können. Was Wunder, daß damals Feuer
etwas Kostbares war, daß es heiliggehalten und daß öffentliche Feuerstellen
unterhalten wurden.
Wenn auch in späterer Zeit alles mögliche erdacht wurde, um Feuer zu
erzeugen, so übertrifft doch alle diese Versuche an Einfachheit das Zünd-
holz. Das erstemal machte es in Gestalt der „Tabakzündhölzchen" des
Franzosen Chancel vor nunmehr hundertzwanzig Jahren von sich reden,
ohne aber weitere Bedeutung zu erlangen.
Den Ruhm der Erfindung eines wirklich brauchbaren Reibzündhölzchens
kann jedoch ein Deutscher für sich in Anspruch nehmen, nämlich der würt-
tembergische Chemiker Joh. Friedr. Kammerer. Dieser war in d':e poli-
tischen Wirren der dreißiger Jahre verwickelt und wurde mit vielen an-
deren, die gleich ihm am Hambacher Fest am 27. Mai 1832 teilgenommen
hatten, zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Dank dem Entgegen-
kommen des Festungskommandanten konnte er seine an der Universität
begonnenen Studien, die in erster Linie der Verbesserung der alten Tunk-
zündhölzer galten, fortsetzen. Nach fast sechsmonatigem Bemühen gelang
ihm seine Absicht vollkommen. Während die Zündmasse der alten Hölzer
aus Schwefel, chlorsaurem Kali und Gummi bestand und, was eine große
Unannehmlichkeit war, zur Entzündung in Schwefelsäure getaucht werden
mußten, wurde bei der neu erfundenen Herstellung der Reibhölzer die ge-
fährliche Säure nicht verwendet. Der „Kopf" bestand aus gelbem Phos-
phor, chlorsaurem Kali und Gummi sowie Schwefelantimon. Bereits
bei ganz sanfter Reibung an beliebiger Fläche, meist Glaspapier, ließen
sie sich entflammen. Kammerer hätte mit seiner Erfindung ein steinreicher
Mann werden können. Aber in der damaligen Zeit, in der es einen Schutz
geistigen Eigentums noch nicht gab, fiel er, da er selbst mittellos war, in die
Hände von Ausbeutern, so daß er sich schließlich gänzlich um die Früchte
seines Fleißes betrogen sah. Er teilt damit das Los so mancher großer
Männer. An eine einträgliche Herstellung im kleinen war nicht zu denken,
da sich alsbald allenthalben Zündholzfabriken auftaten, die mit Kapital
die Sache betrieben. So entstanden 1833 in Wien die ersten Zündholz-
fabriken von Stephan Römer, Siegl und Joh. Preshel. Um den Erfinder
kümmerte sich niemand mehr. Dieses Los ging Kammerer so zu Herzen,
daß er in immer ärgeren Tiefsinn verfiel und schließlich, von materiellen
Sorgen aufs schwerste bedrängt, 1857 im Irrenhaus sein Leben beschloß.
Mittlerweile war auch die neue Erfindung nicht unverbessert geblieben.
Sie hatte zunächst noch den Mangel an sich, daß das Einatmen der beim
Verbrennen des Phosphors entstehenden Dämpfe äußerst gesundheits-
schädlich war. Besonders die Arbeiter der Zündholzindustrie hatten darunter
zu leiden und verfielen fast alle einer schrecklichen Berufskrankheit, der Phos-
phornekrose, dem Absterben des Kiefers. Nun war 1847 durch den Wiener
Hofrat von Schrötter der rote oder amorphe Phosphor erfunden, der aus
dem gewöhnlichen durch Erhitzen auf zweihundertfünfzig Grad Celsius
entsteht und im Gegensatz zum gelben Phosphor ungiftig ist. Der Erfinder
hatte schon damals auf die Verwendungsmöglichkeit in der Zündholz-
industrie hingewiesen. Professor Böttger beschäftigte sich mit dieser Frage,
und ihm gelang im Jahre 1855 die Erfindung der Antiphosphorhölzer.
Sie enthalten, wie schon ihr Name sagt, in den Köpfen keinen Phosphor,
sondern bestehen im wesentlichen aus Schwefelantimon und chlorsaurem
Kali,- nur war im Gegensatz zu den Hölzern von Kammerer, die an jeder
Reibfläche entzündbar waren, eine eigens hierzu präparierte nötig, die
amorphen Phosphor enthielt. Dieser Unbequemlichkeit verdankten es die
alten Hölzer, daß sie sich noch so lange gegenüber den neuen behaupten
konnten. Erst nachdem der schwedische Ingenieur Lundström auf den Ge-
danken kam, die Streichhölzer in Schachteln zu verpacken, die die Reibfläche
trugen, verschaffte diese gefällige, noch heute gebräuchliche Aufmachung
den „Schwedischen" bald überall Eingang. Der Unterschied gegenüber
früher besteht lediglich darin, daß dieser Industriezweig in den letzten Jahren
fast völlig mechanisiert wurde,- ja die Zündholzindustrie hat, so unscheinbar
ihr Produkt ist, mit die kunstreichsten der je erdachten Maschinen aufzuwei-
sen. Bevor wir auf den Herstellungsgang eingehen, wollen wir kurz die
benötigten Rohmaterialien aufführen. Das Holz spielt natürlich die Haupt-
rolle. Meist wird das Holz der Espe, Pappel, Linde oder Fichte verwendet,
da es weich und porös sein muß. Bei den Chemikalien steht der Phosphor
im Vordergrund; ferner sind zu erwähnen Schwefel und Paraffin oder
Wachs als Imprägnierungsmittel für das Holz, um das llbergreifen der
brennenden Zündmasse auf das Holz zu erleichtern. Leim, Stärke und
Dextrin sowie Gummi dienen schließlich dazu, um die Zündmasse mit dem
Holzkörper zu verbinden. Die genauere Zusammensetzung der Zündmasse
sowie der Köpfchen sind Fabrikgeheimnis. Die wichtigsten Beimengungen
sind chlorsaures Kalium, Salpeter, Mennige, Terpentin und so weiter.
Den wesentlichsten Teil des Fabrikationsganges nimmt die Bearbeitung
des Holzes ein. Die in Stärke von dreiundfünfzig Zentimeter Länge zer-
teilten Holzstämme werden, zu Rollen abgedreht, im Dampfapparat er-
weicht und durch die Rundschälmaschine zu zwei Millimeter dicken
Streifen auseinandergeschält. Diese Streifen kommen, zu Paketen von
fünfzig bis sechzig Lagen vereint in die Abschlagmaschine, in der das
Holzblatt durch Schalt- und Teilmesser in die fünf Zentimeter langen und
zwei Millimeter im Quadrat messenden Hölzchen zerschnitten wird. So
eine Maschine vermag bei zehnstündigem Betrieb dreißig Millionen Stück
zu liefern. Nun werden die Hölzchen über Schüttelroste weitergeführt, um
sie von Staub und Splittern zu reinigen und alle Hölzer, die kleiner als
fünf Zentimeter geraten sind, auszusieben. Drei Gleichlegemaschinen haben
nun vollauf zu tun, um die Lieferung einer Abschlagmaschine schön in
Reihen zu ordnen. Von einer zweiten Abteilung von Gleichlegemaschinen,
die infolge ihrer geringeren Arbeitsfähigkeit in größerer Zahl vorhanden
sein müssen, werden die Hölzchen in die Tunkrahmen eingeordnet.
Nun folgt das Schwefeln oder Paraffinieren. Dies geschieht in einen:
Paraffinierapparat, wobei die Tränkung mit der Jmprägnierungsflüssigkeit
nach vorangegangener Durchwärmung des Holzes vor sich geht. In die
inzwischen maschinell bereitete Zündmasse — durch geschlossene Bauart
der Maschinen ist für Feuersicherheit gesorgt, und die Phosphordämpfe
werden in Abzüge geleitet — werden hierauf die Rahmen getunkt und in
eigens geheizten Kammern getrocknet. Damit ist das Zündholz fertig; es ist
aber allein noch nicht gebrauchsfähig; es bedarf der Reibflächen, die an der
Schachtel angebracht sind. Auch die Herstellung der Schachteln erfolgt ganz
maschinenmäßig. Was hier der Scharfsinn geleistet hat, ist staunenswert.
Nachdem durch eine Furnierschälmaschine der papierdünne Schachtelspan
hergestellt wurde — die Tagesleistung einer Maschine genügt für etwa
zweihundertfünfzigtausend Stück —, übernimmt eine zweite das Ritzen,
Biegen und Überkleben des Spans; schließlich kommt noch die Etikette
drauf, und die Schachtel ist fertig. Eine ähnliche Maschine liefert die Innen-
hüllen. Auch das Einfüllen und Verpacken der Schachteln ist mechanisiert.
Viel ließe sich schließlich noch sagen über die Spielarten des Zündhölz-
chens, die im Laufe der Zeit entstanden sind und deren nur eine an dieser
Stelle der Merkwürdigkeit halber angeführt sei, nämlich die der „kopflosen"
Zündhölzer. Hierbei waren die Hölzchen mit einer Lösung von zwanzig
Teilen chlorsaurem Natrium, vier Teilen schwefelsaurem Ammon und zwei
Teilen Gummi in dreißig Teilen Wasser getränkt und unterschieden sich
äußerlich nicht von einem gewöhnlichen Hölzchen, ließen sich aber an beiden
Enden entflammen. Nur ein Übelstand haftete ihnen an, sie ließen sich nicht
lange lagern, da das chlorsaure Natrium die Feuchtigkeit der Luft ansog
und eine Entzündung der Streichhölzer unmöglich machte. Ein anderes
Problem war die Ersetzung des Holzträgers durch einen anderen, billigeren
Stoff. Es wurden Versuche mit gepreßtem Papier unternommen, zu dessen
Verarbeitung natürlich auch ganz schlechtes Holz verwendet werden konnte,
man ist jedoch wieder zum früheren Material zurückgekehrt.
In neuerer Zeit sind den Streichhölzern in Gestalt der zahllosen Feuer-
zeuge gefährliche Gegner erwachsen, und viele haben schon vor Jahren dem
armen, kleinen Ding sein baldiges Ende vorhergesagt. Aber wie so oft, so
haben auch diese Propheten bisher nicht recht behalten; ja, viele von ihnen
sind selbst wieder reumütig vom Feuerzeug zum vielgeschmähten, aber
immer noch sichersten Zündholz zurückgekehrt, nachdem auch der Kosten-
punkt nicht mehr ausschlaggebend ist, seit die Zündholzindustrie den hohen
Grad der Leistungsfähigkeit und Vollkommenheit von heute erreicht hat.