Das Buch für Alle 91
Menschliche Spuren im Wolkenmeer: Furchenbildung, hervorgerufen durch ein Flugzeug
Der Höhenweltrekord im Freiballon
Zur Erinnerung an die höchste Freiballonfahrt / Von 3Vafor a. D. Ernst
Geheimrat Prof. Dr.Sürmg, der vorfünfundzwanzigIahren
mit dem Freiballon „Preußen" die bisher nicht mehr erzielte
Höhe von zehntausendachthundert Meter erreichte
«Ouftmeer und Atmosphäre verhüllen auch heute noch jahrtausendalte
^^Probleme und lassen zahlreiche Vorgänge der Natur, die täglich, ja
stündlich das organische Leben auf Erden völlig beherrschen, trotz aller
Forschung ungeklärt und unbekannt. Sie lassen den Menschen ständig
die Allgewalt der Schöpfung und seine Machtlosigkeit fühlen. So war's
von alters her, so ist's auch jetzt trotz aller
Fortschritte und Kenntnisse, trotz allen Wis¬
sens und Könnens. Es ist daher verständlich,
wenn sich Männer des Strebens und der
Wissenschaft gleich nach dem ersten Aufstieg
der Gebrüder Montgolfier und Charles' dem
Freiballone anvertrauten, um sich dem
Weltenraum zu nähern. Trachten doch nicht
nur Wetterkunde und Luftforschung danach,
ihr Element, die Luft, in allen Höhen an
Ort und Stelle zu erforschen, ihre Gewalten
und Gewohnheiten kennenzukernen, sie in
Regeln zu zwingen, um hieraus— vorsorg¬
lich — zu Nutz und Frommen der Menschheit
Prophet zu sein, wie Wind und Wetter wer¬
den, ob's regnen oder schneien wird, vielmehr
vertraut sich auch der Astronom gern dem
Luftfahrzeug an, um in dem Freilicht- und
Freilufttheater der Natur Ereignissen und
Schauspielen einige tausend Meter näher
sein zu können als der gewöhnliche erd-
gebundene Mensch, wenn Sonnen- oder
Mondfinsternis entstehen, wenn linde Som-
mernächte Sternschnuppenreichtum erwar¬
ten lassen oder gar, wenn gelegentlich ein¬
mal in hundert Jahren ein langer Kometen¬
schweif in die Erdnähe kommt.
1647 stellte der Franzose Porter auf der
Spitze des Puy de Dome, dem 1465 Meter
hohen Gipfel des südfranzösischen Hoch-
landes der Auvergne, den Unterschied im
Barometerstand hier oben gegenüber dem
des Tals fest. Bestätigt wurde seine Beob¬
achtung erst wieder 1787 von der ersten
wissenschaftlichen Forschungserpedition des
Genfer Physikprofessors de Saussure auf dem Montblanc. Charles,
nach dem der erste, mit dem leichten Wasserstoffgas gefüllte Freiballon
„Charlisre" genannt wurde, erreichte am 1. Dezember 1783 bei einem
Barometerstand von 500,8 Millimeter und 8,8 Grad Kälte 3467 Meter
Höhe. Die Nummer des „Hamburger Lorrespondenten" vom 20. Juli 1803
enthält die Beschreibung eines Freiballon-
aufstieges des Luftschiffers Robertson von
Hamburg aus am 18. Juli, mit Landung bei
Celle im alten, aus der Schlacht bei Fleurus
bekannten französischen Militär-Kugelfessel-
ballon „Jntropide". Doch erwiesen sich bei
genauerer Nachprüfung Robertsons Anga-
ben als recht unzuverlässig. Robertson mag
wohl damit als erster — Luftfahrerlatein
erzählt haben!
Der Berliner Naturforscher Jungins be-
gann in den Jahren 1805 bis 1810 mit den
deutschen wissenschaftlichen Freiballonauf-
stiegen, die im Herbste 1826 von James
Glaisher, dem bekannten Londoner Meteo-
rologen der Greenwicher Sternwarte, bis ge-
gen 9000 Meter gesteigert wurden, und zwar
—beim Fehlen des erst später erfundenen Ge-
räts für künstliche Atmung — unter schwersten
körperlichen Leiden. Diese Leistungbegegnet
heute noch hoher Anerkennung. Nach vielfa-
chen Versuchen unter Zufuhr von Sauerstoff
stiegen am 15. April 1875 die Franzosen Tis-
sandier, Sivel und Crocs-Spinelli im Frei-
ballon auf mit der bestimmten Absicht,
größere Höhen zu erreichen, jedenfalls aber
Glaishers Leistung zu überbieten. Sie nah-
men kleine Gummiballone mit verschiedenen
Sauerstoff- und Luftmischungen an Bord,
die sie durch Röhrenmundstücke in ent-
sprech enden Lagen einatmenwollten. Die er-
reichte Höhe wird etwa 8300 Meter betragen
haben. Diese wissenschaftliche Fahrt endete
tragisch, denn Tissandier landete mit zwei
Leichen. Vor dem starken unaufhaltsamen
Menschliche Spuren im Wolkenmeer: Furchenbildung, hervorgerufen durch ein Flugzeug
Der Höhenweltrekord im Freiballon
Zur Erinnerung an die höchste Freiballonfahrt / Von 3Vafor a. D. Ernst
Geheimrat Prof. Dr.Sürmg, der vorfünfundzwanzigIahren
mit dem Freiballon „Preußen" die bisher nicht mehr erzielte
Höhe von zehntausendachthundert Meter erreichte
«Ouftmeer und Atmosphäre verhüllen auch heute noch jahrtausendalte
^^Probleme und lassen zahlreiche Vorgänge der Natur, die täglich, ja
stündlich das organische Leben auf Erden völlig beherrschen, trotz aller
Forschung ungeklärt und unbekannt. Sie lassen den Menschen ständig
die Allgewalt der Schöpfung und seine Machtlosigkeit fühlen. So war's
von alters her, so ist's auch jetzt trotz aller
Fortschritte und Kenntnisse, trotz allen Wis¬
sens und Könnens. Es ist daher verständlich,
wenn sich Männer des Strebens und der
Wissenschaft gleich nach dem ersten Aufstieg
der Gebrüder Montgolfier und Charles' dem
Freiballone anvertrauten, um sich dem
Weltenraum zu nähern. Trachten doch nicht
nur Wetterkunde und Luftforschung danach,
ihr Element, die Luft, in allen Höhen an
Ort und Stelle zu erforschen, ihre Gewalten
und Gewohnheiten kennenzukernen, sie in
Regeln zu zwingen, um hieraus— vorsorg¬
lich — zu Nutz und Frommen der Menschheit
Prophet zu sein, wie Wind und Wetter wer¬
den, ob's regnen oder schneien wird, vielmehr
vertraut sich auch der Astronom gern dem
Luftfahrzeug an, um in dem Freilicht- und
Freilufttheater der Natur Ereignissen und
Schauspielen einige tausend Meter näher
sein zu können als der gewöhnliche erd-
gebundene Mensch, wenn Sonnen- oder
Mondfinsternis entstehen, wenn linde Som-
mernächte Sternschnuppenreichtum erwar¬
ten lassen oder gar, wenn gelegentlich ein¬
mal in hundert Jahren ein langer Kometen¬
schweif in die Erdnähe kommt.
1647 stellte der Franzose Porter auf der
Spitze des Puy de Dome, dem 1465 Meter
hohen Gipfel des südfranzösischen Hoch-
landes der Auvergne, den Unterschied im
Barometerstand hier oben gegenüber dem
des Tals fest. Bestätigt wurde seine Beob¬
achtung erst wieder 1787 von der ersten
wissenschaftlichen Forschungserpedition des
Genfer Physikprofessors de Saussure auf dem Montblanc. Charles,
nach dem der erste, mit dem leichten Wasserstoffgas gefüllte Freiballon
„Charlisre" genannt wurde, erreichte am 1. Dezember 1783 bei einem
Barometerstand von 500,8 Millimeter und 8,8 Grad Kälte 3467 Meter
Höhe. Die Nummer des „Hamburger Lorrespondenten" vom 20. Juli 1803
enthält die Beschreibung eines Freiballon-
aufstieges des Luftschiffers Robertson von
Hamburg aus am 18. Juli, mit Landung bei
Celle im alten, aus der Schlacht bei Fleurus
bekannten französischen Militär-Kugelfessel-
ballon „Jntropide". Doch erwiesen sich bei
genauerer Nachprüfung Robertsons Anga-
ben als recht unzuverlässig. Robertson mag
wohl damit als erster — Luftfahrerlatein
erzählt haben!
Der Berliner Naturforscher Jungins be-
gann in den Jahren 1805 bis 1810 mit den
deutschen wissenschaftlichen Freiballonauf-
stiegen, die im Herbste 1826 von James
Glaisher, dem bekannten Londoner Meteo-
rologen der Greenwicher Sternwarte, bis ge-
gen 9000 Meter gesteigert wurden, und zwar
—beim Fehlen des erst später erfundenen Ge-
räts für künstliche Atmung — unter schwersten
körperlichen Leiden. Diese Leistungbegegnet
heute noch hoher Anerkennung. Nach vielfa-
chen Versuchen unter Zufuhr von Sauerstoff
stiegen am 15. April 1875 die Franzosen Tis-
sandier, Sivel und Crocs-Spinelli im Frei-
ballon auf mit der bestimmten Absicht,
größere Höhen zu erreichen, jedenfalls aber
Glaishers Leistung zu überbieten. Sie nah-
men kleine Gummiballone mit verschiedenen
Sauerstoff- und Luftmischungen an Bord,
die sie durch Röhrenmundstücke in ent-
sprech enden Lagen einatmenwollten. Die er-
reichte Höhe wird etwa 8300 Meter betragen
haben. Diese wissenschaftliche Fahrt endete
tragisch, denn Tissandier landete mit zwei
Leichen. Vor dem starken unaufhaltsamen