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Das Buch für Alle


... Heft 5

reicher irländischer Eltern geboren. Auf einer Weltreise hatte er einmal
an der kleinen Vulkaninsel Trinidad vor der brasilianischen Küste Schiffbruch
erlitten. Das unbewohnte Eiland gefiel dem Abenteurer offenbar so gut,
daß er auf den Gedanken kam, die Insel als sein Eigentum zu erklären.
Im September 1893 zeigte Harden-Hickey allen Großmächten an, daß er
als James I. den Fürstenthron von Trinidad bestiegen habe. Zugleich
gründete er einen Orden, den er eifrig an vermögende und ehrgeizige
Leute verschacherte. In seinen Hoffnungen enttäuscht, setzte der ungekrönte
Herrscher von Trinidad seinem Leben im Jahre 1898 durch Gift ein frei-
williges Ende.
Als Napoleon im Jahre 1815 nach St. Helena gebracht wurde, errichtete
die englische Regierung einen Militärposten auf der weiter südlich gelegenen
einsamen Insel Tristan da Lunha, um jeden Flucht- oder Entführungsver-
such des gefangenen Welteroberers zu verhindern. Zu dem englischen
Kommando gehörte der Korporal Richard Glaß, der mit Auszeichnung bei
Waterloo gefochten hatte. Als nach Napoleons Tod der Posten auf Tristan
da Lunha wieder eingezogen wurde, nahm Glaß seinen Abschied und blieb
mit einigen verheirateten Kameraden auf der Insel zurück. Glaß wurde
als Oberhaupt der neuen Gemeinde König, Priester und Richter in einer
Person. Glaß hatte von seiner Frau, einer Mulattin aus Kapstadt, nur eine
Tochter. Die hübsche Prinzessin von Tristan da Lunha heiratete im Jahre
1835 einen deutschen Seemann Friedrich Mewes, dessen Schiff in der Nähe
der Insel gescheitert war.
Uber die kleinen Kokosinseln an der Westküste von Java gebietet noch
heute die Dynastie des Königs Roß. Der Großvater des heutigen King Roß
wurde vor einem halben Jahrhundert als schiffbrüchiger Seemann auf
die von wilden Eingeborenen bevölkerten Kokosinseln verschlagen. MitHilfe
eines Gewehres, das er aus dem Schiffbruch gerettet hatte, wurde er
König und Eigentümer der sehr fruchtbaren Eilande. Roß I. übte eine Art
Schreckensherrschaft über seine Untertanen aus, die als Sklaven auf seinen
ausgedehnten Pflanzungen arbeiten mußten. Tausende von Tonnen der
zur Olbereitung fast unentbehrlichen Kopra wanderten von den Kokosinseln
nach Europa und machten den „König" bald zum Millionär. Er herrscht
heute als King Roß II. über das ferne Jnselreich.
Gleichfalls bis zum heutigen Tag blüht die Dynastie eines anderen
erotischen Jnselkönigs von eigenen Gnaden, dessen Reich der Gothaische

Hofkalender unter den Schuhstaaten Großbritanniens aufführt. Im Jahre
1842 erwarb der ehemalige englische Leutnant James Brooke vom Sultan
von Burnei die große Herrschaft Sarawak an der Nordküste von Borneo
und wurde von der gesamten Bevölkerung als Radscha von Sarawak an-
erkannt. Durch glückliche Kriege mit den Nachbarstämmen erweiterte er die
Grenzen seines Reiches, und als Brooke im Jahre 1868 starb, folgte ihm
sein Neffe Charles als zweiter Radscha von Sarawak, der sein Reich im
Jahre 1888 unter den Schutz der englischen Regierung stellte. Sein Sohn
Charles II., der das Prädikat Hoheit führt und über einen ansehnlichen Hof-
staat gebietet, ist heute Radscha von Sarawak.
Noch einer dieser Stegreifkönige sei hier zum Schluß genannt, dessen
Name vor zwanzig Jahren einmal in aller Munde war: Jacques Lebaudy,
der famose Kaiser der Sahara. Als Sohn eines reichen Pariser Zucker-
fabrikanten hätte der junge Lebaudy es gewiß nicht nötig gehabt, sich einen
Thron in der Wüste zu errichten. Aber der dekadente und offenbar nicht
minder überspannte Lebemann wollte von sich reden machen und die Mit-
welt mit einem großartigen Bluff beglücken. Also ließ er sich zum Kaiser
der Sahara ausrufen, schuf einen eigenen Hofstaat und errichtete Ge-
sandtschaften in Brüssel und London. Phantastische Pläne brütete das
Gehirn dieses modernen Don Quichotte aus; so dachte er allen Ernstes
daran, eine neue Zug- und Reittierrasse für sein Reich zu schaffen. Das
Kamel dünkte ihn zu groß, das Pferd zu wenig ausdauernd für die Wüste.
Er wollte daher eine Kreuzung beider Arten versuchen, die natürlich miß-
lang. Ein paar Jahre lang wehte auf seiner vorläufigen Residenz im Haag
die Standarte des neuen Kaiserreiches: zwei goldene Löwen im blauen
Felde, Zwischen denen ein Landmann mit der Pflugschar steht. Aber kein
Mensch nahm den armen Narren ernst, der sich ein Vergnügen daraus
machte, für seine phantastischen Kaiserideen ein paar Millionen zu verpul-
vern. Aus Furcht, von seiner Familie entmündigt und ins Irrenhaus ge-
steckt zu werden, verließ Lebaudy schließlich Europa und ließ sich in Neuyork
nieder. Auch dort gebärdete er sich noch immer als Kaiser und belustigte
die Paukees durch seine tollen Streiche, bis ihn im Jahre 1919 seine Frau
aus Eifersucht erschoß. Sein afrikanisches Phantasiereich, das nur in seiner
Einbildung bestand, ist längst französischer Kolonialbesitz geworden.
Aber vielleicht entdeckt ein findiger Abenteurer doch noch irgendwo auf
der Erde ein besitzloses Land, zu dessen Herrscher er sich berufen fühlt.

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(^TX er deutschen Milchwirtschaft und Tierhaltung wurden durch denKrieg
<r<^so schwere Wunden geschlagen, daß es bislang nicht möglich war, den
Lebensmittelbedarf durch das eigene Land zu decken. Nach dem Kriege
setzte in der deutschen Landwirtschaft eine Bewegung ein, die das Ziel hat,
die Lebensmittelversorgung unserer Bevölkerung vom Auslande möglichst
unabhängig zu machen. An diesem Ziel wird ständig gearbeitet, und wir
rücken ihm immer näher. Hat doch das Jahr 1925 wiederum eine beträcht-
liche Steigerung des Fleischverbrauchs in Deutschland gebracht. Im
Jahre 1923 wurden durchschnittlich von einem Deutschen 60 Pfund Fleisch
und im Jahre 1924 85 Pfund Fleisch verzehrt, während das Jahr 1925
eine weitere Zunahme von etwa 9 Pfund auf rund 94 Pfund aufweist.
Damit ist der Fleischverbrauch von 1913, der, auf den Kopf der Bevölke-
rung berechnet, rund 104 Pfund betrug, bald wieder erreicht. In dieser
Entwicklung des Verbrauchs eines der wichtigsten Nahrungsmittel zeigt
sich auch eine allmähliche Verbesserung der Ernährungsverhältnisse des

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deutschen Volkes, die
sich durch die Kriegs-
und Jnflationsjahre
in einer für die Ge-
sundheit und Arbeits-
kraft der Bevölkerung
überaus nachteiligen
Weise verschlechtert
hatten. Aber es müs-
sen trotz aller Anstren-
gungen unserer Land-
wirtschaft immer noch
etwa 13 Prozent unse-
res Fleischbedarfs aus
dem Auslande einge-
führt werden. Ange-
sichts dessen taucht die
Frage auf, ob unsere
Ernährungsweise
volkswirtschaftlich und
physiologisch richtig ist

und ob es nicht besser wäre, wenn das deutsche Volk sich etwas mehr der
Ernährung mit Milch und Milcherzeugnissen zuwendete. Ist doch der Nähr-
wert von 1 Liter Milch (etwa 660Kalorien) so hoch wie etwa der von 1 Pfund
Rindfleisch oder von 9 Eiern, das Liter Milch kostet aber nur den dritten
Teil. Denselben Nährwert wie 1 Liter Milch haben 750 Gramm Kalbfleisch,
400 Gramm Schweinefleisch, 8 Paar Würstchen, 2600 Gramm Blumenkohl
oder Weißkraut, 1400 Gramm Apfel, 2000 Gramm grüne Bohnen oder
200 Gramm Reis, Grütze oder Nudeln. Trotzdem ist der Milchverbrauch in
Deutschland verhältnismäßig gering. Während zum Beispiel in amerika-
nischen Großstädten auf den Tag und Kopf Liter verbraucht werden,
sind es in Deutschland durchschnittlich nur Vi oder Hf- Liter und in Jndu-
striegegenden sogar nur hhg Liter. Die Gesamtmenge der in Deutschland
erzeugten Milch wird für das Jahr 1925 auf etwa 18 Milliarden Liter
geschätzt, womit täglich Hst Liter pro Kopf verfügbar wären.
Eine eindringende Berechnung hat auf diesem Gebiet das Institut für
Milchversorgung in Kiel aufgestellt: Es hat den Preis errechnet für
1000 Nettokalorien, das bedeutet 1000 bei dem Genuß in den menschlichen
Körper übergehende Energieeinheiten, und hat dabei festgestellt, daß von
allen Lebensmitteln die Milch das billigste ist: 1000 Kalorien Vollmilch
kosten nur 48 Pfennig. Um ein Zwölftel teurer ist der halbfette Tilsiter
Käse, der 52 Pfennig kostet. Die Leberwurst mit 1,02 Mark für 1000 Ka-
lorien Lebensenergien kostet mehr als doppelt soviel. Rindfleisch ohne
Knochen mit 1,50 Mark ist mehr als dreimal so teuer. Und ein gutes mittel-
fettes Schweinefleisch
mit 1,60 Mark kostet
schon wieder ein gut
Stück mehr. Kalb-
schnitzel würden sich
bei dieser Berechnung
auf 1,95 Mark stellen,
die übrigen Lebens¬
mittel, Gemüse usw.
verteilen sich zwischen
diesen Ziffern oder
gehennoch beträchtlich
darüber hinaus.

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