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Weisheit auf Umwegen. Magister Clausus hat sich auf der Präparanden-
schule seiner Heimat so weit entfremdet, daß er sie nun mit ganz anderen
Augen ansieht und so manches zu entdecken glaubt, was unverfälschten
Westfälingern nicht weiter auffällt. So belehrt er seinen alten Vater, den
Korbflechter Clausus, wenn sie Sonntag nachmittag spazierengehen oder
Samstag abend über tausend Dinge, die der alte Mann entweder nicht
oder falsch oder doch nicht richtig weiß, kennt, versteht und sieht.
„Hier zum Beispiel," sagt der Magister und deutet auf vier Paar Holz-
schuhe, die frisch gescheuert am Gartengitter eines Hauses stecken — wie
das in Westfalen Samstags Brauch ist — „hier sehen Sie genau, daß vier
Menschen dieses Haus bewohnen: die Eltern und zwei Kinder. Sie brauchen
nur die Klumpen nachzuzählen."
„Män dat weeß ick ja wähl," sagt der Vater, „Toni, sine Frau, un de
twe Blagen ..."
„Gut," sagt der Magister, „doch Ihr wißt das nur empirisch, aus zu-
fälliger Erfahrung; nicht wissenschaftlich-rechnerisch. Wenn Ihr methodisch
vorgeht, wie ich Euch das sage: vier Paar Holzschuhe, vier Bewohner, so
könnt Ihr als wildfremder Mensch Bevölkerungsstatistik in Westfalen trei-
ben, ohne Listen und Gefrage."
„Jau," sagt der Alte, „dat verstoh ick wähl."
Andern Tags kommen sie vorbei beim Klumpenmäker.
„Min Gott!" ruft der Alte, „Hermann, kiek es, wat Westfaolen doch be-
völkert is: hef de arme Mann fiefnndtwentig Blagen ! Tell es nvo !" R. E.


Der unbeugsame Narr. Der Narr der Königin Elisabeth von England
war längere Zeit wegen seiner allzu kühnen Reden aus ihren Augen ver-
bannt gewesen. Als er endlich wieder die Erlaubnis erhielt, vor der Königin
zu erscheinen, sagte sie zu ihm: „Wirst du uns nun auch ferner unsere Fehler
vorwe.rfen?"
„Nein, Ihre Majestät," erwiderte er, „ich pflege nicht das zu sagen,
wovon die ganze Stadt spricht." H. S.
Der verschlossene Nirchenstuhl. Vielfach bestand früher die Sitte, die
Stühle in den Kirchen zu vermieten, und es kam öfters vor, besonders an
den hohen Feiertagen, daß manche Kirchenbesucher keinen Sitzplatz fanden,
während eine Reihe solcher Kirchenstühle leer war und verschlossen blieb.
Der alte Superintendent Tönning — ein schlichter, prächtiger Mann —
konnte dieses nicht leiden. Eines Tages bemerkte er während der Predigt,
daß in der Nähe der Kanzel in einem verschlossenen, ein halbes Dutzend
Plätze enthaltenden Kirchenstuhl nur ein Herr saß, während daneben eine
ältere Frau stehen mußte, weil sie keinen Platz gefunden hatte. Der Super-
intendent unterbrach seine Predigt rind redete den im Stuhle Sitzenden
an: „Lieber Bruder, öffne doch deiner Mitschwester die Türe."
Dann predigte er weiter. Als seine Anrede erfolglos blieb, unterbrach er
noch einmal seine Predigt und forderte den Stuhlinhaber nochmals auf:
„Lieber Bruder, so öffne doch deiner Mitschwester die Türe."
„Ach, Herr Pastor," stammelte dieser ganz verlegen und rot werdend,
„das kann ich nicht, ich bin ja selbst herübergeklettert." v. Z.


Schachaufgabe
Schwarz
a b o ck o k Z b
8
7
6
5
4
3
2
I
Weis;
Drei Züge matt.
Weitz: X bö, Udch 8ck6, 6 6, N xch.
Schwarz: LsF, B«7.


Scharade
Wenn er sich zweimal zugesellt
Dem, dem das Ganze nachgestellt.
So hat man schlietzlich jenen Mann,
Den man so schwer nur sangen kann.
E. v.z.M.

Aus der Geographiestunde
Das; er vom Eins-zwei des Rheins nichts gewntzt,
Mit einem Zwei-eins er's blitzen mutzt'. E. v.z.M.

Scherzrätsel
Ein Fnrstenname ist es, in Schwaben wohlbekannt,
Auch sonst wird mancher Mann noch im Ländle so
genannt.
Nehmt ihr dein Mann das Herz raus und setzt ein
andres ein.
Wird eine gute Stadt drans, die deutsch gern möchte
sein.
Allein der Stein der Weisen, soweit mir's wurde kund.
Hat sich noch nicht gefunden im edlen Völkerbund.
Drum bleibt die Stadt auch weiter in sremder Herren
Hand,
Und wieder ward betrogen das deutsche Vaterland.
Ich aber will nicht tragen das „Wort" mit neuem Kern
Nach HellaS' alter Hauptstadt — das sei mir wirklich
fern —,
Indem vom Völkerbünde ich sagte frank und frei,
Tatz er G. ni. b. H. zn Deutschlands Schaden fei.
E.W.
Kapselrarsel
In Frankreich liegt 'ne schöne Stadl,
Die zweierlei wohl in sich hat.
Vier Zeichen mutzt du rückwärts lesen.
Dann ist es ein Prophet gewesen,
Den scheide aus; was übrigbleibt,
Sich schön und rund als Ziffer schreibt.
Die in des Lebens Not und Enge
Sich jeder wünscht in grotzer Menge,
Und wer ein Dutzend kann entbehren.
Der möcht' sie freundlichst mir verehren. F.TH.
Anflösungen in Heft 17.

Auflösungen vom 15. Heft:



Regelwidrig: Die Nase.
Zweisilbige Scharade: Rom, an, Roman.
Im nah eit Süden: Range, Orange.
Röffelsprnng - Königszug:

st /X
<
/

Es mutz was Wunderbares fein
Ums Lieben zweier Seelen!
Sich fchlietzen ganz einander ein.
Sich nie ein Wort verhehlen.
Und Freud' und Leid und Glück und Not
So miteinander tragen!
Vom ersten Kutz bis in den Tod
Sich nur von Liebe sagen.


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