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1. Flügelstellung



bleibt die Mühle (wenn sie nicht arbeitet) in dieser Position stehen. Ein sehr
schöner und ergreifender Brauch ist auch der, daß eine arbeitende Mühle
stillgestellt wird, wenn ein Leichenzug an ihr vorbeigeht, und daß die Mühle
durch Annahme der Trauerstellung, also der zweiten Stellung, dem Toten
einen letzten Gruß sendet. Dieser Brauch besteht zum großen Teil auch
heute noch.
Die dritte Stellung (Abb. 3), mit über die Diagonale geneigtem Kreuz, be-
deutet, daß der Müller, mit dem Schärfen seiner Mühlsteine beschäftigt, nicht
mahlen kann. Da die baumlose, weite Ebene des holländischen Tieflandes
die Sicht nicht hindert und außerdem der Kundenkreis einer Mühle nur ein

3. Flügelstellung


paar Kilometer im Durchmesser beträgt, so ist dieses Zeichen ein überall ge-
sehenes Signal, daß die Kunden mit ihrem Mahlgut zu Hause bleiben sollen.
Bleibt die Mühle aber in der vierten Stellung (Abb. 4) stehen, so bedeutet
das einfach Feierabend. Es ist das Zeichen für die beendete Tagesarbeit.
Sehr verständige Leute in Holland bemühen sich, diesen Gebrauch der
Mühlensignale zu erhalten. Die neuzeitlichen Müller erwidern achsel-
zuckend, daß die Bevölkerung sie ja doch nicht mehr verstehe. Aber warum
versteht man sie nicht mehr? Weil sie nicht mehr regelmäßig angewendet
werden. Sobald das wieder geschehen würde, würde auch die Bevölkerung
wieder verstehen, was die Mühlen sagen.

4. Flügelstellung
 
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