Die Frauengasse von Algier / Aus dem gleichnamigen Ufafilm. (Phot. Parufamet)
I^0M3N VON Luse^eNer Ul Fortsetzung)
ährend der Vorstellung schien es Leo Lawell manchmal,
als erinnerteihn diese Künstlerin an jemand, den er genau
kennt. Aber er weist nicht, an wen. Es ist auch nicht so
einfach, sich ein bestimmtes Bild von ihr zu machen; denn von
der Sekunde an, wo sie die Bühne betritt, ist alles an ihr unauf-
hörlich sich vollziehender Wechsel. Sie hat ein junges, betrügerisches
Weib darzustellen. Von unbeschreiblichem Reiz ist ihr Spiel, an dem
sich jede Miene, jedes Glied, jeder Blick beteiligt. Die beredtsten
Spieler aber sind ihre schlanken, weichen, durchlebten Hände.
Zwei Akte sind vorübergegangen. Leo Lawell, der für wahre
Kunst jeder Art ein feines Gefühl hat, steht völlig unter dem
Banne der jungen Schauspielerin.
Der dritte, wohl der Hauptakt, beginnt. Eine große Gesellschaft
ist versammelt. Der Geburtstag des Gatten wird gefeiert. Ihm,
dem so lange arglos Vertrauenden, sind die Augen aufgegangen.
Als sie mit ihrem Kindeslächeln auf ihn zutritt, um mit ihm an-
zustoßen, schlägt er ihr, ohne ein Wort zu sagen, mit der flachen
Hand das Glas aus den Händen, daß es zerbricht und die Splitter
klirrend zur Erde fallen.
Von diesem Augenblicke an geht eine seltsame Veränderung
mit ihr vor. Als sei der Schmerz, in dem sich jetzt ihr Antlitz ver-
zieht, nicht mehr gespielt oder in der Rolle begründet — Lawell
sieht, wie sie das Mundtuch, das eben noch zwischen den nervösen
Fingern hin und her geflattert ist, fest um die rechte Hand preßt
und nicht mehr los läßt, sieht zugleich, wie das Blut in Hellen,
roten Tropfen durch das feine Gewebe sickert.
Aber mag die Verletzung nicht schwer oder ihre Beherrschungs-
kraft sehr groß sein, sie führt ihre Rolle mit demselben völligen Auf-
gehen, derselben leidenschaftlichenHingebung durch—nurdieHand
spielte nicht mehr, ruht gefesselt in dem festgeschlungenen Tuch.
I^0M3N VON Luse^eNer Ul Fortsetzung)
ährend der Vorstellung schien es Leo Lawell manchmal,
als erinnerteihn diese Künstlerin an jemand, den er genau
kennt. Aber er weist nicht, an wen. Es ist auch nicht so
einfach, sich ein bestimmtes Bild von ihr zu machen; denn von
der Sekunde an, wo sie die Bühne betritt, ist alles an ihr unauf-
hörlich sich vollziehender Wechsel. Sie hat ein junges, betrügerisches
Weib darzustellen. Von unbeschreiblichem Reiz ist ihr Spiel, an dem
sich jede Miene, jedes Glied, jeder Blick beteiligt. Die beredtsten
Spieler aber sind ihre schlanken, weichen, durchlebten Hände.
Zwei Akte sind vorübergegangen. Leo Lawell, der für wahre
Kunst jeder Art ein feines Gefühl hat, steht völlig unter dem
Banne der jungen Schauspielerin.
Der dritte, wohl der Hauptakt, beginnt. Eine große Gesellschaft
ist versammelt. Der Geburtstag des Gatten wird gefeiert. Ihm,
dem so lange arglos Vertrauenden, sind die Augen aufgegangen.
Als sie mit ihrem Kindeslächeln auf ihn zutritt, um mit ihm an-
zustoßen, schlägt er ihr, ohne ein Wort zu sagen, mit der flachen
Hand das Glas aus den Händen, daß es zerbricht und die Splitter
klirrend zur Erde fallen.
Von diesem Augenblicke an geht eine seltsame Veränderung
mit ihr vor. Als sei der Schmerz, in dem sich jetzt ihr Antlitz ver-
zieht, nicht mehr gespielt oder in der Rolle begründet — Lawell
sieht, wie sie das Mundtuch, das eben noch zwischen den nervösen
Fingern hin und her geflattert ist, fest um die rechte Hand preßt
und nicht mehr los läßt, sieht zugleich, wie das Blut in Hellen,
roten Tropfen durch das feine Gewebe sickert.
Aber mag die Verletzung nicht schwer oder ihre Beherrschungs-
kraft sehr groß sein, sie führt ihre Rolle mit demselben völligen Auf-
gehen, derselben leidenschaftlichenHingebung durch—nurdieHand
spielte nicht mehr, ruht gefesselt in dem festgeschlungenen Tuch.