Insekten als filmschauspieler
Eine auf Pilzen thronende Jazzkapelle, in der Hummel, Käfer und Grillen mitwirken
Ein
Das Ende eines lustigen Lebens
n den Rahmen eines neuen Ufafilms
„Jugendrausch" ist als symbolische Er-
scheinung die Lafontainesche Fabel „Die
Grille und die Ameise" eingefügt. Da sieht
man aus der Grillenperspektive einen Ball
der Insekten mit an, bei dem Grillen und
Heuschrecken, Ameisen und Rüsselkäfer mit-
einander tanzen; dicke Käfer in eleganten
Schuhen mit Gamaschen hocken auf kleine-
ren Pilzen um einen großen Steinpilz her-
um und schlürfen Champagner und G'spritz-
ten; eine Grillenballeteuse, angetan mit
duftigem Schleierröckchen, tanzt in zier-
lichen Stöckelschuhen, Tambourin und Sekt-
kelch schwingend, insektische Spitzentänze,
während eine auf Fliegenpilzen thronende
Jazzkapelle, bestehend aus Hummel,Grillen
und Käfern, auf Schlagzeug, Posaune,
Banjo und Sarophon jene grausliche Muht
verübt, bei der man an Stelle von Tönen
nur noch Geräusche unterscheidet. Dich
Jnsektenschauspieler, die man da auf der
Leinwand vorüberziehen sieht, spielen aus-
gezeichnet. Jede Bewegung ist abgerundet
und harmonisch, kein Schritt überhastet,
keine Verbeugung, kein Flügelschwingen
abgehackt oder gar etikettewidrig. Sie be-
nehmen sich mit Anstand und Würde, bis
auf den Nachhauseweg, wo gelockerte KoN-
venienz ein milderes Urteil zu finden pflegt,
kurz: sie betragen sich wie Menschen.
Der Schöpfer dieses Jnsektenfilms ist der
in Paris lebende Russe Starewitsch, der in
seinen eigenartigen Tierfilmen einen voll-
kommen neuen Modelltrick anwendet. Wie
er dabei zu Werke geht, ist nur wenige"
-ingeweihten bekannt. Er arbeitet hinter
erschlossenen Türen und ist Operateur,
Regisseur, Dramaturg, Beleuchter, über-
»upt der ganze Troß, der bei einer Film-
hfnahme nötig und tätig ist, in einer Per-
ch. Seine Schauspieler, die Grillen, Hem
hrecken, Ameisen und Rüsselkäfer, sind
änderbar feine, aus einer Modelliermasse
formte Puppen. Ein Rätsel aber ist die
Beweglichkeit ihrer Flügel und Beine und
»s Stehen dieser Puppen auf ihren dünnen
Erlichen Beinen. Das Merkwürdigste aber
daß diese Puppen auch noch ein Mienen-
gel haben. Die Arbeit, die dieser Film be-
gsprucht hat, muß ganz ungeheuerlich ge-
^sen sein. Wenn man bedenkt, daß auf
isten meterlangen Filmstreifen 52 Einzel-
ader kommen und die Spieldauer für
g Meter eine Minute ist, dann kann man
^Messen, welche Engelsgeduld dazu gehört,
sben solchen Trickfilm von einer halben
-tunde Spieldauer herzustellen. Jedes
gld muß einzeln ausgenommen werden,
is heißt bei einem Bildstreifen von 600Me-
t Länge müssen 31200 Einzelbildchen
fotographiert werden. Das bedeutet, daß
ich jedem Bild erst die zierlichen Beinchen,
lüge! und Fühler der Insekten um Milli-
'tter versetzt werden müssen, um die Eigen-
, -lvegung der Puppen vorzutäuschen. Die
^tstellerischen Möglichkeiten im Film sind
^tch diese Trickmethode um ein ausgezeich-
stes Mittel bereichert. Die neuen Tierfilme
^rden, weil sie ungemein packend und voll
Sterken, verblüffenden Humors sind, gro-
Anklang finden. Walter Boje.
Ein belauschtes filmgeheLmnis
Eine Sektorgie in der Jnsektenbar, bei der ein leichtfüßiges Insekt einen Spitzentanz auf dem Tisch aufführt
Wie das lustige Insekt heimkehrte und an der Haustüre empfangen wurde
Eine auf Pilzen thronende Jazzkapelle, in der Hummel, Käfer und Grillen mitwirken
Ein
Das Ende eines lustigen Lebens
n den Rahmen eines neuen Ufafilms
„Jugendrausch" ist als symbolische Er-
scheinung die Lafontainesche Fabel „Die
Grille und die Ameise" eingefügt. Da sieht
man aus der Grillenperspektive einen Ball
der Insekten mit an, bei dem Grillen und
Heuschrecken, Ameisen und Rüsselkäfer mit-
einander tanzen; dicke Käfer in eleganten
Schuhen mit Gamaschen hocken auf kleine-
ren Pilzen um einen großen Steinpilz her-
um und schlürfen Champagner und G'spritz-
ten; eine Grillenballeteuse, angetan mit
duftigem Schleierröckchen, tanzt in zier-
lichen Stöckelschuhen, Tambourin und Sekt-
kelch schwingend, insektische Spitzentänze,
während eine auf Fliegenpilzen thronende
Jazzkapelle, bestehend aus Hummel,Grillen
und Käfern, auf Schlagzeug, Posaune,
Banjo und Sarophon jene grausliche Muht
verübt, bei der man an Stelle von Tönen
nur noch Geräusche unterscheidet. Dich
Jnsektenschauspieler, die man da auf der
Leinwand vorüberziehen sieht, spielen aus-
gezeichnet. Jede Bewegung ist abgerundet
und harmonisch, kein Schritt überhastet,
keine Verbeugung, kein Flügelschwingen
abgehackt oder gar etikettewidrig. Sie be-
nehmen sich mit Anstand und Würde, bis
auf den Nachhauseweg, wo gelockerte KoN-
venienz ein milderes Urteil zu finden pflegt,
kurz: sie betragen sich wie Menschen.
Der Schöpfer dieses Jnsektenfilms ist der
in Paris lebende Russe Starewitsch, der in
seinen eigenartigen Tierfilmen einen voll-
kommen neuen Modelltrick anwendet. Wie
er dabei zu Werke geht, ist nur wenige"
-ingeweihten bekannt. Er arbeitet hinter
erschlossenen Türen und ist Operateur,
Regisseur, Dramaturg, Beleuchter, über-
»upt der ganze Troß, der bei einer Film-
hfnahme nötig und tätig ist, in einer Per-
ch. Seine Schauspieler, die Grillen, Hem
hrecken, Ameisen und Rüsselkäfer, sind
änderbar feine, aus einer Modelliermasse
formte Puppen. Ein Rätsel aber ist die
Beweglichkeit ihrer Flügel und Beine und
»s Stehen dieser Puppen auf ihren dünnen
Erlichen Beinen. Das Merkwürdigste aber
daß diese Puppen auch noch ein Mienen-
gel haben. Die Arbeit, die dieser Film be-
gsprucht hat, muß ganz ungeheuerlich ge-
^sen sein. Wenn man bedenkt, daß auf
isten meterlangen Filmstreifen 52 Einzel-
ader kommen und die Spieldauer für
g Meter eine Minute ist, dann kann man
^Messen, welche Engelsgeduld dazu gehört,
sben solchen Trickfilm von einer halben
-tunde Spieldauer herzustellen. Jedes
gld muß einzeln ausgenommen werden,
is heißt bei einem Bildstreifen von 600Me-
t Länge müssen 31200 Einzelbildchen
fotographiert werden. Das bedeutet, daß
ich jedem Bild erst die zierlichen Beinchen,
lüge! und Fühler der Insekten um Milli-
'tter versetzt werden müssen, um die Eigen-
, -lvegung der Puppen vorzutäuschen. Die
^tstellerischen Möglichkeiten im Film sind
^tch diese Trickmethode um ein ausgezeich-
stes Mittel bereichert. Die neuen Tierfilme
^rden, weil sie ungemein packend und voll
Sterken, verblüffenden Humors sind, gro-
Anklang finden. Walter Boje.
Ein belauschtes filmgeheLmnis
Eine Sektorgie in der Jnsektenbar, bei der ein leichtfüßiges Insekt einen Spitzentanz auf dem Tisch aufführt
Wie das lustige Insekt heimkehrte und an der Haustüre empfangen wurde