Wie lerne
ich das Kurs-
buch lesen?
Der Landwasserviadukt, der kreisförmig in hundert Meter Höhe die im Kanton Graubünden gelegene Land-
wasserschlucht überspannt. Der Viadukt zählt zu den großartigsten Eisenbahnbrücken der Schweiz
2t)vr. Meerkamper ck Rohrer, Davos
^s1s>ie lerne ich nur das Kursbuch
<^V^?lesen?" fragte Frau Lisa Fink
ihre Freundin Ilse, nachdem sie ihr das
jüngst erlebte Nei sepech geschildert hatte.
„Nichts einfacher als dieses," war
deren Antwort. „Wirtreiben zusammen
Kursbuchkunde, du weißt ja, daß ich
dieses Gebiet beherrsche; zu diesem
Zweck benutzen wir für einige Zeit
unsere wöchentlichen Teenachmittage
und du wirst sehen, daß diese Stunden
ebenso lehrreich wie unterhaltend sein
werden, umso mehr, als wir ja beide
viele gemeinsame Reiseerinnerungen
haben. Ich möchte dabei die Methode
zugrunde legen, nach der ich selbst
meine Kursbuchkenntnisse erwarb."
„Ich nehme deinen Vorschlag mit
Freuden an, Ilse, vielleicht verrätst du
mir aber die Methode schon heute, so¬
weit dies möglich ist."
„Gern, Lisa! Du weißt ja, daß mein
Vater meine Geschwister und mich in
die Geheimnisse des Kursbuches ein¬
führte. Und zwar hatte er eine sehr gute
Idee, uns die Übungen zu erleichtern.
Er ließ uns nämlich an Hand mehrerer
Kursbücher zunächst schon gemachte
Reisen wiederholen. Da wir in diesem
Falle die Strecke, die einzelnen Um¬
steigestationen und so weiter bereits aus
der Praxis kannten, wurde es uns ver¬
hältnismäßig leicht, die entsprechenden
Zugverbindungen im Kursbuch aufzu¬
finden und überhaupt mit dem Wesen
desselben vertraut zu werden. Dann
mußten wir unbekannte Reiseziele auf¬
suchen, vorerst solche, die verhältnis¬
mäßig leicht zu finden waren, dann
wurden wir langsam vor schwierigere
Aufgaben gestellt. Du kannst dir denken,
daß diese Ubungsstunden wunderhübsch waren, besonders wenn bei der
Wiederholung bereits gemachter Reisen alte Erinnerungen wach wurden
oder neue Anregungen beim Aufsuchen unbekannter Reiseziele uns be-
lebten. Nachdem wir die Zusammenhänge im Kursbuch begriffen hatten,
bekamen wir von einem llbungsabend zum andern Aufgaben gestellt, die
wir in der Zwischenzeit allein lösen mußten. Und allemal war es ein Jubel,
wenn die Lösung richtig war. Hoffentlich erlebst du in deinen Ubungs-
stunden ebensoviel Freude, wie ich seinerzeit," schloß Ilse ihren Bericht.
Am nächsten Freitag fand Ilse sich pünktlich zur verabredeten Zeit bei
der Freundin ein. Bald saßen sie am bereitgestellten Tisch, jede ein Kurs-
buch vor sich.
„Nun frisch ans Werk," ermunterte Ilse ihren Gast. „Bevor wir einen
bestimmten Reiseplan verfolgen, mache ich auf folgendes aufmerksam: Das
Kursbuch enthält ein alphabetisch geordnetes Stationsnamenverzeichnis,
das man zum Aufsuchen des Fahrplans benützt; die Ziffern desselben
weisen auf die in Betracht kommenden Strecken hin. Diese Ziffern sind
natürlich in den einzelnen Kursbüchern verschieden. Als Hilfsmittel ist eine
Eisenbahnkarte beigegeben; auf ihr sind die Strecken gleichfalls mit den
entsprechenden Ziffern des Kursbuches versehen. Die stark hervortretenden
Linien bedeuten die Schnellzugsstrecken. Außerdem sind die hauptsächlich-
sten Fernverbindungen zur besseren Übersicht besonders Zusammengestellt.
Im Personenverkehr auf der Reichsbahn unterscheidet man folgende
Arten von Zügen: Luruszüge, Fernschnellzüge, Schnellzüge (O-Züge),
Eilzüge, beschleunigte Personenzüge und Personenzüge. Die Luruszüge
führen nur die 1. Wagenklasse, die Fernschnellzüge nur 1. und 2. Klasse,
die Schnellzüge 1., 2. und 3. Klasse, die Eilzüge 2. und 3. Klasse, beschleu-
nigte Personenzüge und Personenzüge 2., 3. und 4. Klasse. Die letzteren
drei Arten sind zuschlagsfrei, dagegen sind die Luruszüge, die Fernschnell-
züge und die Schnellzüge zuschlagspflichtig. Die einzelnen Arten der Züge,
ebenso ob sie Speisewagen und so weiter führen, sind im Fahrplan durch
besondere Zeichen kenntlich gemacht. Beim Aufsuchen der Zugverbindungen
ist auf die im Fahrplan angegebene Nummer des Zuges zu achten, um
Von H. Rannow