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Anschleichender Löwe / Nach einer Radierung von Prof. Wilhelm Kuhnert Kunstverlag Amsler L Rmhardt, Berlin W 8





(Schluß)

rufsarbeit vergällt hatte.
Wenn er irrte und er das
Leben der geliebten Frau
auf das Spiel setzte! Viel-
leicht gab es doch noch einen
anderen Weg —
Er begab sich an den
Fernrufer und bat einen
Kollegen aus der nächsten
Nachbarschaft, zu dem er
von vornherein Vertrauen
gefaßt und auf den auch
seine Frau große Stücke
hielt, so schnell als möglich
mit seinem Auto zu ihm zu
kommen.
Zehn Minuten später trat
dieser, ein bereits bejahrter
Mann mit klugem und zu-
gleich gütigem Gesicht, bei
ihm ein.
„Wenn ein Eingriff not-
wendig ist," sagte er, nach-
dem ihn Fritz Landwehr
über den Fall aufgeklärt
und seineMeinung erheischt
hatte, „so kenne ich nur
einen, der ihn ausführen
könnte: Lawell. Er hat eine
Hand wie keiner von uns
und dazu die größte Er-
fahrung."
Lawell! Den ganzen
Abend über hatte er an ihn
gedacht. Aber ihn zu rufen,

^-^ritz Landwehr hatte eben seine Nachmittagsprechstunde be- verschlimmerte sich zusehends. Nun blieb nur eins: ein Eingriff,
endet und wollte sich, bevor er sich auf seine Besuche begab, der auf Leben und Tod ging.
(^/nach seiner Frau umsehen. Denn sie hatte in letzter Zeit Mit einem Male aber erwachte der alte Zweifel in ihm, der ihn
mehrfach gekränkelt und ihm manche stille Sorge bereitet. Zu seiner sein ganzes Leben lang heimgesucht, ihm so manche freudige Be-
Verwunderung fand er sie
nicht im Wohnzimmer, wo
sie um diese Zeit auf ihn
wartete. Er rief ihren Na¬
men ... keine Antwort er¬
folgte. Nach einigem Su¬
chen erst fand er sie in der
Schlafstube.
Sie erhob sich zwar bei
seinem Eintritt und sagte,
daß sie nur ein wenig müde
gewesen wäre. Er aber sah
auf den ersten Blick, daß
sie krank war, suchte sich
einzureden, daß er vielleicht
zu schwarz sehe —da nahm
ihm ein Krampfanfall, der
sich plötzlich und heftig ein¬
stellte und dem eine schwere
Ohnmacht folgte, auch diese
Hoffnung.
Er kannte derartige Er¬
scheinungen, hatte sie meh-
rere Male erst in letzter Zeit
behandelt. Er wußte, daß
hier nur schnelles und ent¬
schlossenes Handeln Hilfe
bringen konnte.
Um ihre Herztätigkeit zu
beleben, gab er ihr eine
Kampferspritze, versuchte
einige andere Mittel, die er
in solchen Fällen mit Erfolg
angewendet hatte, — es
war vergeblich. Das Leiden
 
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