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Menschen der Mondeinwirkung stark unterworfen sind, in
deren— nach den Regeln der Astrolog'e aufgestelltem — Ho-
roskop der Mond eine einflußreiche Stellung einnimmt, wäh-
rend diejenigen so gut wie nichts verspüren, in deren Horo-
skop der Mond als „unwirksam" bezeichnet wird. Betrachten
wir nun Mitglieder des mond empfindlich en Menschentypes,
dann lassen sich die sichtbaren Wirkungen des Mondeinflusses
folgendermaßen angeben: Viele Menschen fühlen bloß einen
eigenartigen Zauber, der vom Mondlicht ausgeht und auf
ihre Stimmung wesentlich einwirkt. Seine Stärke hängt eini-
germaßen ab von der Phase des Mondes, ist aber stets vor
dem Vollmonde, also bei zunehmender Lichtgestalt, stärker als
bei gleich großer abnehmender Phase. Viele wieder können
in der Woche vor dem Vollmonde und bis drei Tage über
ihn hinaus nie recht einschlafen, sondern wälzen sich um diese
Zeit oft stundenlang schlaflos im Bett, selbst dann, wenn das
Zimmer völlig verdunkelt ist. Bei den stärkeren Graden der
Mondfühligkeit kommt es zu lautem Aufschreien, Aufschrecken
und Zuständen, die der Epilepsie verwandt erscheinen, und
endlich bei den typisch „Mondsüchtigen" zu den berüchtigten
Klettertouren an Fenstersimsen, Dachrinnen und ähnlichen
waghalsigen Stellen. Während nun die eigentlich nachtwand-
lerischen Zustände mehr an den Vollmond beziehungsweise
die Nähe der Vollmondnacht geknüpft zu sein scheinen, will
man festgestellt haben, daß die wirklich epileptischen und die
ihnen verwandten Anfälle sich um die Zeit der Mondviertel
häufen, was an das rätselvolle Verhalten des Palolowurms
erinnert. Abgesehen von dem Gebiete dieser wissenschaftlich
mit „Noktambulie" bezeichneten Erscheinungen, ist aber auch
ein Einfluß des Mondes nach seinen Phasen auf das Gebiet
des menschlichen Geschlechtslebens nachgewiesen. Während

DerMond im ersten Viertel. Die dunkeln, grauen Fleckeunten
sind die sogenannten Meere, die auch mit bloßem Auge zu
erkennen sind, sie grenzen in der Mitte und nach oben an die
Mondgebirge, die bis zu 9000 Meter Höhe erreichen
Unten links:
DerMond nach dem letzten Viertel. Verschiedene der Mond-
krater sind von weißen Strahlensystemen umgeben
jedoch die mehr den Körper und sein Eigenleben betreffenden
Mondeinflüsse mit der Phase unseres Trabanten Zusammen-
hängen, ist— eine hochinteressante Feststellung — die geistige
Leistungsfähigkeit von der Stellung des Mondes im Tier-
kreis abhängig. Noch viel ließe sich über behauptete und zum
Teil auch erwiesene Beeinflussungen des menschlichen Orga-
nismus durch den Mond berichten, indessen müssen wir uns
hier darauf beschränken, auf die Schriften von Swoboda und
Fließ und insbesondere auf die Forschungen der anerkannten
Gelehrten Ekholm und Arrhenius hinzuweisen, sowie auf
das ausgezeichnete Buch des badischen Ministers Professor
Dr. Willy Hellpach „Die geopsychischen Erscheinungen", das
wohl heute die beste Gesamtdarstellung aller einschlägigen
Fragen vorstellt. Unsere Aufgabe muß es jetztvielmehr sein zu
versuchen, eine Erklärung für die vorbesprochenen beobachte-
ten Mondeinflüsse abzugeben. Bonden sichtbaren Wirkungen
gilt es nun auf die unsichtbaren Ursachen zurückzuschließen;
ein in diesem Falle besonders schwieriges Unterfangen.
Wissenschaftlich einwandfrei geklärt ist bisher nur die reine
Gezeitenwirkung des Mondes. Aus der strengen Ableitung
und Berechnung nach der Newtonschen Gravitationsformel
folgt unzweideutig, daß und wie der Mond im Tanz um den
gemeinsamen Schwerpunkt mit der Erde, Ebbe und Flut her-
 
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