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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0134
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Auflager dient. Die Laibung der Bögen ist mit drei Rachen Rosetten
und dazwischen liegenden Diamantquadern ausgestattet; den Schaft jedes
Säulchens umgibt im unteren Drittel, nach oben durch einen Rundstab
abgeschlossen, ein flaches Riemenornament. Der Saal war früher getäfelt,
wie aus der folgenden Notiz Reitfensteins hervorgeht: „Bei dem einige Jahre
vor 1858 stattgehabten Umbau des Saales wurde das hölzerne Getäfel,
womit er theilweise bekleidet war, entfernt und bei dieser Gelegenheit
ein alter, wahrscheinlich lateinisch geschriebener Brief gefunden, der von
dem damaligen Besitzer des Hauses, Herrn Bierbrauermeister Jung, lange
auf bewahrt und nachher verschenkt
wurde; als ich mich nach dem
Empfänger erkundigte, war der-
selbe bereits längst tot und somit
die Hoffnung auf eine Abschrift
verloren." Die Eingangsthüre zu
dem Saale vom Hofe aus, welche
in reicher Steinmetzarbeit wieder
in einem Mischstile von Gothik und
Renaissance ausgeführt war, ist nur
in einer Bleistiftskizze Reiffensteins
erhalten; dieselbe wurde wahr-
scheinlich 1863 herausgebrochen
und die Oeffnung vermauert.
In dem nördlich gelegenen
Zimmer des ersten Obergeschosses
befindet sich in der nördlichen
Wand ein steinerner Wandschrank
mit einer bemerkenswerthen Eisen-
thüre (Fig. 81). Die auf liegenden
Rachen Bänder sind gegen das
herumlaufende Band der Umrah-
mung mit basisartigen, unter
einander gleichen Gesimsstücken
abgesetzt, wodurch ihre versteifende Funktion recht gut auch äusserlich
angedeutet ist. Reichere Schmiedearbeit zeigt nur die das Schlüsselloch
umschliessende Mittelrosette. Reiffenstein erwähnt und zeichnete eine
Waudschrankthüre, welche „in dem Hausgange vor dem Saale" angebracht
war und im April 1862, als der Wandschrank in eine Thür umgewandelt
wurde, verschwand : ,,Wo sie hingekommen ist, konnte ich aller Nach-
forschungen ungeachtet nicht erfahren, ich vermuthe aber, dass sie als altes
Eisen verschleudert und zerstört wurde." Wir glauben indessen, dass diese

9 Der Ausdruck ,,theilweise" ist hier wohl gebraucht, um anzudeuten, dass die
Wände nicht in ganzer, sondern nur in halber Höhe vertäfelt waren.
 
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