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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0165
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Eine feine Ausführung in reichen Profilen zeigt eine Thüre im Neben-
zimmer (Fig. 106). Die einfacheren Flurthüren im Treppenthunne, theil-
weise noch mit den alten kunstvollen Schlössern, sind in der oberen
Füllung mit zwei neben einander gesetzten Halbkreisen ausgestattet, die
in der Mittellinie nasenartig zusammenstossen.
Auf dem flachen, mit Bleiplatten gedeckten Dache des Westflügels
erhebt sich eine eigenartige, überdeckte Sommerlaube mit einem daneben-
stehenden Zierbrünnchen: eine reizvolle Anlage, welche für den künst-
lerischen Sinn des Erbauers
bezeichnend ist (Fig. 91 und
Fig. 107). Diese sogenann-
ten „Hängenden Härten"
werden in der Altstadt
noch mehrfach angetroffen;
keiner derselben aber kann
mit demjenigen auf der
Goldenen Waage an Grösse
und an architektonischer
Durchbildung verglichen
werden. In sehr prakti-
scher Weise konnte hier,
innerhalb der engen Gassen,
ein grosser Blumengarten
angelegt werden, zu wel-
chem die Familie an heissen
Sommerabenden empor-
stieg, um die Abendkühle
zu gemessen. Rund herum
zieht sich das grossartige Panorama der Stadt, das vor Zeiten, als die
Befestigung mit ihrem Kranze von Thürmen noch bestand, einen unge-
mein malerischen Anblick geboten haben muss: dicht davor, im Osten,
steigt die gewaltige Masse des Domthurmes in die Höhe. Die um etwa
zwei Meter erhöht liegende von Ost nach West gerichtete, von einem
geschieferten Satteldache überdeckte Laube (8x4 m) hat in der Mitte der
Südseite einen kleinen Ausbau (3x3 m). Am Eingänge ist die Brüstung
massiv mit kleinen geschwungenen Pfosten aus rothern Sandstein. Die
übrigen Brüstungen sind aus Holz mit gedrehten Stäben. Die Oeffnungen
der Wände sind mit Läden aus hölzernem Gitterwerk verschlossen. Die
Holzdecke ist im Stichbogen gewölbt und mit Putzüberzug versehen; sie
war früher mit Musiksinnbildern bemalt. Das Brünnchen liegt in einer
aus grauem Marmor errichteten, im Inneren mit glänzendem, bunten Gestein
wirkungsvoll ausgelegten Nische, vor welche zwei schöne korinthische,
gewundene Zwergsäulen gestellt sind, die das vorspringende Dach stützen,
und auf deren gemeinsamen Sockel die Brunnenschale gesetzt ist.
 
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