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Stadt und Hess im vorigen Jahre (1886) die Facade durch Architekt von
Hoven in die neue StrassenAucht einrücken, das ganze Grebäude neu
herrichten und ausbauen und zwar bis auf die früher nicht vorhandenen
Brandmauern ganz in der einstigen Ausführungswmise (Fig. 160—163)*).
Hierdurch wurde ein immerhin interessantes Beispiel der früheren Bauart
*) Herr Architekt Franz von Hoven, der uns seine Aufnahme des Rothschildschen
Stammhauses zur Herstellung der obigen Abbildungen zur Verfügung stellte, hat
uns in dankenswertester Weise über das Haus und dessen Neuherstellung einige An-
gaben gemacht, die wir in Folgendem zum Teil wörtlich wiedergehen:
Das Haus zum Rothen Schild ist nur drei Fenster breit und steht mit seinem
auf der rechten Seite angebauten, ebenso breiten Nachbarhause zum Schiff unter
einem Dache; auch der Dachaufbau über dem zweiten Obergeschosse, das Zwerchhaus,
ist daher beiden Häusern gemeinschaftlich. Die Grenzlinie zwischen beiden Facaden ist
zugleich deren Symmetrie-Achse, da dieselben untereinander vollkommen gleich sind.
Als seiner Zeit der oben genannte Architekt aufgefordert wurde, über die Wieder-
herstellung des Hauses ein Gutachten ahzugeben, betonte derselbe, dass eine würdige
Erhaltung des Hauses nur möglich sei, wenn das Nachbarhaus ebenfalls mit ange-
kauft würde, damit die äussere Erscheinung sich als ein Ganzes darstelle (Fig. 1G2).
Hm die aus Fachwerk bestehenden Seitenwände ebenfalls zu erhalten und um zu-
gleich der bau- und feuerpolizeilichen Vorschrift, Brandmauern gegen die Nachbar-
gebäude aufzuführen, gerecht zu werden, wurde der Platz in einer Breite erworben,
dass diese Brandmauern in einem kleinen Abstand von den Fachwerkswänden errichtet
werden konnten und so die vollständige Erhaltung derselben gewährleistet war. Da
die Strassenüucht der neuen Börne-Strasse etwa 1,30 m hinter derjenigen der ehe-
maligen Juden-Gasse zurückliegt, so musste die alte Facade abgebrochen und zurück-
gesetzt werden. Die nach der Strasse gelegenen Zimmer haben somit jetzt eine
geringere Tiefe als früher. Das alte Holzwerk wurde tliunlichst wieder verwendet
und ebenso auch die alte Steinhauerarbeit des Erdgeschosses. Von den schmiede-
eisernen Oberlichtgittern der Bogenöffnungen war noch eines im Historischen Museum
vorhanden, die übrigen wurden demselben nachgehildet.
Die Schreinerarbeit des Inneren war in ziemlich verwahrlostem Zustande, aber
es waren noch alle Profile erkennbar, sodass die Wiederherstellung der Thüren,
Fenster und Wandschränke keine Schwierigkeiten hot. Ferner fanden sich auf den
Wänden der Wohnräume, allerdings drei- und vierfach überklebt, noch Tapeten vom
Ende des XVIII. und Anfang des XIX. Jahrhunderts vor. Dieselben wurden kopiert
und neue danach hergestellt. Der interessanteste Theil des Hauses ist die Anlage des
Kellers (Fig. 160). Sowohl der überbaute Theil des Grundstückes, als auch der
dahinter liegende Hofraum war unterkellert; es bestand jedoch keine Verbindung
zwischen den beiden Kellerräumen, sondern es hatte jeder derselben eine besondere
Kellertreppe. Die eine lag im Haupteingang (Diehle) und war mit einer Fallthüre
verschlossen, über welche man immer hinweg gehen musste, um zum Treppenaufgang
nach den oberen Stockwerken zu gelangen. Der unter dem Hofe liegende Keller
(Fig. 163) hatte seinen Zugang durch einen geheimen Gang, der unter obigem Treppen-
aufgang seinen Anfang nahm und im Gewölbewinkel des Hauskellers ausgespart war.
Der Keller unter dem Hofe hing mit dem gleichen des Nachbarhauses zusammen, und
dieser hatte ebenfalls einen solchen geheimen Zugang, so dass man in Zeiten der
Gefahr sich aus dem einen Hause ungesehen in das andere Aüchten konnte. Der
Abort befand sich im Hofe. Die Architekturformen des Unterbaues sind alterthümlich
gehalten und stehen noch unter dem Einflüsse der deutschen Renaissance. Vielleicht
dürfte das Erdgeschoss ein älterer Baurest aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts
sein, der von den Bränden unversehrt geblieben war.
Stadt und Hess im vorigen Jahre (1886) die Facade durch Architekt von
Hoven in die neue StrassenAucht einrücken, das ganze Grebäude neu
herrichten und ausbauen und zwar bis auf die früher nicht vorhandenen
Brandmauern ganz in der einstigen Ausführungswmise (Fig. 160—163)*).
Hierdurch wurde ein immerhin interessantes Beispiel der früheren Bauart
*) Herr Architekt Franz von Hoven, der uns seine Aufnahme des Rothschildschen
Stammhauses zur Herstellung der obigen Abbildungen zur Verfügung stellte, hat
uns in dankenswertester Weise über das Haus und dessen Neuherstellung einige An-
gaben gemacht, die wir in Folgendem zum Teil wörtlich wiedergehen:
Das Haus zum Rothen Schild ist nur drei Fenster breit und steht mit seinem
auf der rechten Seite angebauten, ebenso breiten Nachbarhause zum Schiff unter
einem Dache; auch der Dachaufbau über dem zweiten Obergeschosse, das Zwerchhaus,
ist daher beiden Häusern gemeinschaftlich. Die Grenzlinie zwischen beiden Facaden ist
zugleich deren Symmetrie-Achse, da dieselben untereinander vollkommen gleich sind.
Als seiner Zeit der oben genannte Architekt aufgefordert wurde, über die Wieder-
herstellung des Hauses ein Gutachten ahzugeben, betonte derselbe, dass eine würdige
Erhaltung des Hauses nur möglich sei, wenn das Nachbarhaus ebenfalls mit ange-
kauft würde, damit die äussere Erscheinung sich als ein Ganzes darstelle (Fig. 1G2).
Hm die aus Fachwerk bestehenden Seitenwände ebenfalls zu erhalten und um zu-
gleich der bau- und feuerpolizeilichen Vorschrift, Brandmauern gegen die Nachbar-
gebäude aufzuführen, gerecht zu werden, wurde der Platz in einer Breite erworben,
dass diese Brandmauern in einem kleinen Abstand von den Fachwerkswänden errichtet
werden konnten und so die vollständige Erhaltung derselben gewährleistet war. Da
die Strassenüucht der neuen Börne-Strasse etwa 1,30 m hinter derjenigen der ehe-
maligen Juden-Gasse zurückliegt, so musste die alte Facade abgebrochen und zurück-
gesetzt werden. Die nach der Strasse gelegenen Zimmer haben somit jetzt eine
geringere Tiefe als früher. Das alte Holzwerk wurde tliunlichst wieder verwendet
und ebenso auch die alte Steinhauerarbeit des Erdgeschosses. Von den schmiede-
eisernen Oberlichtgittern der Bogenöffnungen war noch eines im Historischen Museum
vorhanden, die übrigen wurden demselben nachgehildet.
Die Schreinerarbeit des Inneren war in ziemlich verwahrlostem Zustande, aber
es waren noch alle Profile erkennbar, sodass die Wiederherstellung der Thüren,
Fenster und Wandschränke keine Schwierigkeiten hot. Ferner fanden sich auf den
Wänden der Wohnräume, allerdings drei- und vierfach überklebt, noch Tapeten vom
Ende des XVIII. und Anfang des XIX. Jahrhunderts vor. Dieselben wurden kopiert
und neue danach hergestellt. Der interessanteste Theil des Hauses ist die Anlage des
Kellers (Fig. 160). Sowohl der überbaute Theil des Grundstückes, als auch der
dahinter liegende Hofraum war unterkellert; es bestand jedoch keine Verbindung
zwischen den beiden Kellerräumen, sondern es hatte jeder derselben eine besondere
Kellertreppe. Die eine lag im Haupteingang (Diehle) und war mit einer Fallthüre
verschlossen, über welche man immer hinweg gehen musste, um zum Treppenaufgang
nach den oberen Stockwerken zu gelangen. Der unter dem Hofe liegende Keller
(Fig. 163) hatte seinen Zugang durch einen geheimen Gang, der unter obigem Treppen-
aufgang seinen Anfang nahm und im Gewölbewinkel des Hauskellers ausgespart war.
Der Keller unter dem Hofe hing mit dem gleichen des Nachbarhauses zusammen, und
dieser hatte ebenfalls einen solchen geheimen Zugang, so dass man in Zeiten der
Gefahr sich aus dem einen Hause ungesehen in das andere Aüchten konnte. Der
Abort befand sich im Hofe. Die Architekturformen des Unterbaues sind alterthümlich
gehalten und stehen noch unter dem Einflüsse der deutschen Renaissance. Vielleicht
dürfte das Erdgeschoss ein älterer Baurest aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts
sein, der von den Bränden unversehrt geblieben war.