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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Hrsg.]; Wolff, Carl [Bearb.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0478
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vornahm, und zwar besonders an den westlich hinter dem Thorbaue liegen-
den Gebäuden, denn über einer Hausthüre des Treppengiebel-Hauses war,
wie oben schon erwähnt, die Jahreszahl 1688 eingehauen. Reillenstein
berichtet nicht, ob diese Zahl auch auf dem Wappen selbst angebracht war;
das Letztere ist sicher nicht der Fall, da auf einer von ihm sorgfältig aus-
geführten Zeichnung dieses Wappens weder eine Zahl, noch eine Andeu-
tung einer solchen zu sehen ist. Auch Battonn hat sich hinsichtlich des
Wappens geirrt oder unklar ausgedrückt. Seine Bemerkung „über dem
Thorbogen befinden sich noch zwei Wappen mit der Jahrzahl 1566'*'
lässt verschiedene Kombinationen zu, ganz abgesehen davon, dass er nur
von einem Thorbogen spricht/) Es wäre nicht ausgeschlossen, dass ehe-
mals unter dem Wappenschilde auf dem Rande die Jahreszahl 1688, denn
nur um diese kann es sich handeln, in erhabenen Lettern wie an der
oberen Umschrift, angebracht und zur Zeit Battonns schon abgewittert und
unleserlich, zur Zeit Reiffensfeins fast gänzlich verschwunden und über-
tüncht war. Dass diese untere Stelle am Rande der kreisrunden Dar-
stellung besonders der Verwitterung ausgesetzt war, würde durch Reilfensteins
eigene Aufnahme (Fig. 303) erklärlich sein; dort ist dicht unter dem Wappen
ein rein dekoratives, zweiteiliges kräftiges Horizontalgesims sichtbar, das
sicherlich die Feuchtigkeit in grösserem Masse festhielt. Beim Abbruche
wurde olfenbar der stark profilierte breite Rahmen, der, Reilfensteins
Einzelaufnahme zufolge die Kreisform ehemals umzog, beschädigt und bei
der heutigen Neuanbringung gänzlich in Breite und Höhe beseitigt; die
etwaigen Ueberreste einer Jahreszahl wurden dann ebenfalls geglättet und
missverständlich neu eingehauen. Die Reste der Zahl 1688 konnten wohl
leicht mit 1566 verwechselt werden, zumal man noch wusste, dass die
letztere einst ebenfalls „über dem Thorbogen" gestanden hatte.
Allem Anschein nach wurde im Jahre 1701, welches an den beiden
Giebeln des Thorhauses durch vier Maueranker angedeutet ist, die Front
des letzteren nicht durchgreifend verändert, sondern nur die unmittelbar
daranstossenden Dächer. Von späteren Veränderungen sei noch diejenige
') Dass Battonns so verdienstvolles Werk in derartigen rein baulichen Dingen
immerhin mit einiger Nachprüfung zu benutzen ist, lehrt eine Angabe über den Rothen
Hof (VI, 285, Anm. 309). Danach hätte dieser nach dem Rossmarkt hin in der früheren
Zeit keinen Ausgang gehabt und wäre, wie der Merian'sche Grundriss beweise, „durch
eine Mauer mit Zinnen von dieser Seite geschlossen" gewesen. Merians Plan zeigt
jedoch an dieser Stelle sehr deutlich unter der Zinnenmauer je ein rundbogig über-
decktes, grösseres und kleineres, offenes Thor. Deshalb kann dieser Ausgang nicht
auch erst, wie J. K. v. Fiehard, der Verfasser dieser Anmerkung bei Battonn weiter aus-
führt, durch Niederreissen einer geschlossenen Zinnenmauer um 1740 eröffnet worden
sein. Fiehard irrt auch wohl, wenn er als einzigen Haupteingang dieses Hofes das
nach der Boekenheimer Strasse zu liegende hintere Thor annimmt. Dort lag der Garten
und grössere Fuhrwerke hätten durch ihn einen unnöthigen und beschwerlichen Um-
weg machen müssen, um in den eigentlichen Hof zu gelangen, der mit seinem grossen
Treppenthurm von Merian sehr gewissenhaft wiedergegeben scheint.
 
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