Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bie, Oscar
Kampfgruppe und Kämpfertypen in der Antike — Berlin, 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5067#0129
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
126 Neue Epoche.

Pergamon,

Die Perserkriege selbst waren einst für Athen der Anlass
zur Schöpfung- jener epochal wirkenden Kampfdarstellungen ge-
wesen, welche uns den Gipfelpunkt der ganzen Entwicklung
vergegenwärtigt haben; teils handelte es sich um die wirklich
historischen teils um die mythischen Kämpfe, welche Theseus,
der Nationalheld, ausgefochten hatte, besonders die Amazono-
machie, die man als ein ideales Abbild des Perserkrieges anzusehn
pflegte. Zwei Jahrhunderte später thaten die Gallierkriege eine
ähnliche Wirkung. Die pergamenischen Herrscher betrachteten
sie als die zweite Auflage der Perserkriege und sich selbst als
die zweiten Retter der Cultur vor der Barbarei. So gross war
ihr Verdienst wahrlich nicht wie das der Athener, aber um ihren
Königsruhm zu mehren, Hessen sie nicht nur ihre höfische Kunst
den grossen Galliersieg vielfach verherrlichen, sie knüpften auch an
seine vermeintlichen Vorgänger aus Geschichte und Mythus an,
die Perserkriege, die Amazonomachien, ja sogar die Giganten-
kämpfe, und sanctionirten ihren Culturzusammenhang mit Athen
durch die Widmung der vier figurenreichen Attalidenkampfgruppen
auf die attische Akropolis. Aus solchen Aufgaben mussten not-
wendigerweise der Kunst neue Anregungen erwachsen; es hob
nochmals eine Epoche in den Kampfdarstellungen an.

Welchen Charakter aber diese neue; Epoche annehmen
musste, das lässt sich klar ersehen, wenn wir den bisher ver-
folgten Faden der Entwicklung weiter fortsetzen. Wie nach dem
peloponnesischen Krieg die Kunst, und in ihr nicht am wenigsten
die Kampfbilder, eine Zunahme der Gemütsmotive, ja überhaupt
 
Annotationen