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Bie, Oscar
Kampfgruppe und Kämpfertypen in der Antike — Berlin, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5067#0085
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'82 Giebel und Frieä.

Attische Einflüsse.

Im chronologischen Fortschritt sind wir wieder bis zu unseren
attischen Kampffriesen gelangt. Die Erkenntnis der geschicht-
lichen Entwicklung ermöglicht nun, dieselben als Glieder der
grossen Kette aufzufassen und zu verstehen; was sie uns, an
und für sich betrachtet, offenbarten, .wird sich jetzt als notwen-
diges Produkt eines Werdeprozesses erklären. Nicht nur bezüg-
lich der Typen, sondern auch der Gomposition.

Dass die Composition des Theiseionostfries.es etwas Unfertiges
hat, ist zu Anfang gezeigt worden: unter dem Einfluss der Archi-
tectur ist in die mit peinlicher' Symmetrie componirten Gruppen
eine centripetale Bewegung gedrungen, welche dem Friescharakter,
nicht ganz adäquat ist. Nur zu natürlich erscheint uns solches
Vorgehn, wenn wir bedenken, dass dieser Gebälkfries in Athen
wohl der erste war; der überhaupt mit Kämpfen verziert wurde,
— abgesehen davon, dass seine Beschränkung auf eine Schmal-
seite eine giebelartige Gomposition begünstigte. Wesentlich am
Giebel aber hatte sich bisher die Kampfdarstellung ausgebildet,
indem sie sich in ihrer Anordnung ganz allmälig an dessen Form
assimilirte. Nun war ein ähnliches, zweites Problem aufgetreten:
auch mit dem neuverwendeten Fries die Kampfcomposition in
Einklang zu bringen. Wie an den ersten Giebeln, so bestand
auch am ersten Friese dieser Assimilirungsprozess in der Sym-
metrisirung der Darstellung, welche hier unwillkürlich mit der
dort erprobten Gentripetalbewogung sich durchsetzte. Aber wie
dort, der Giebelform entsprechend, aus diesem Zustande sich die
vollste Gruppenconcentration entwickelt hat, so sollte sich, dem
 
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