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Biller, Thomas
Das "wüste Steynhus" bei Oschatz in Sachsen - frühe Gotik auf dem Weg nach Osten — Oschatz, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.4716#0025
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tur in Deutschland es erwarten lassen würde! Die Frage, wie ein
Bau dieser konsequenten Gestaltung so früh im Herzen
Deutschlands entstehen konnte, ist es, die dem Bau ihr besonde-
res Interesse verleiht; ihr wird im folgenden nachzugehen sein.

2.2. Historischer Hintergrund

Es gibt, wie man nach Spehrs Forschungen mit hoher Sicherheit
annehmen kann, keine Schriftquelle, die sich direkt oder indi-
rekt auf die Errichtung des hier thematisierten Baues bezieht,
und damit auch keine zeitgenössische Aussage zu seinen Funk-
tionen und zum Bauherren. Schon Ende des 14. Jhs. war er zur
namenlosen Ruine geworden und dies gebietet größte Zurück-
haltung gegenüber den Annahmen des 18. Jhs., hier einen
markgräflichen Sitz zu vermuten.

Dass es der Landesherr war, der hier baute - auf der Basis der
Dendrodatierung also Markgraf Dietrich von Meißen (reg. 1198
bis 1221) - , ist nur eine Vermutung auf sehr allgemeiner Ebe-
ne. Zwar hat der Markgraf unmittelbar vor der Erbauung, näm-
lich 1210 eine Reihe wichtiger Rechte des Bistums Naumburg
in Oschatz an sich gebracht und damit seinen dortigen Einfluss
deutlich verstärkt, aber dies ergibt keineswegs zwingend, er sei
selbst der Bauherr des späteren „wüsten Steynhuses" gewesen.
Wir wissen durchaus nicht, wie die konkreten Verhältnisse vor
Ort waren, ob der Markgraf etwa Lehen vergeben oder einen
Vogt eingesetzt hat, oder welcher Besitz weiterhin - gerade
auch außerhalb der werdenden Stadt - in der Hand des Bistums
Naumburg verblieb oder in der Hand weiterer, unbelegter Her-
ren. Lediglich der aufwendige architektonische Charakter des
Baues ergibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass hier ein
besonders mächtiger Bauherr aktiv wurde, also etwa der Mark-
graf- mehr aber auch nicht.

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