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Biller, Thomas
Das "wüste Steynhus" bei Oschatz in Sachsen - frühe Gotik auf dem Weg nach Osten — Oschatz, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.4716#0006
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Einleitung

Dreißig Kilometer nordwestlich von Meißen und achtzig Kilo-
meter östlich von Wettin - also zwischen den beiden Ur-
sprungsorten wettinischer Herrschaft und im Herzen des späte-
ren Sachsen - liegt zweieinhalb Kilometer westlich der Altstadt
von Oschatz, auf fast flachem Gelände am Waldrand, eine eher
unauffällige Ruine (Abb. 1), deren besonderes Interesse erst
durch Ausgrabungen 1991-92 wirklich deutlich wurde, deren
historische und kunsthistorische Einordnung aber auch unge-
wöhnliche Probleme bereitet. Diese Deutungsprobleme bestan-
den schon im Mittelalter, denn bereits bei seiner Ersterwähnung
1379 wurde der Bau als „wüstes Steynhus"1 bezeichnet; er war
also bereits damals verlassen, seine frühere Funktion unbekannt.
Das Verdienst sowohl der archäologischen Erforschung - die
an Freilegungen schon 1903-08 anknüpfte - als auch erster In-
terpretationsversuche liegt bei dem Dresdener Archäologen
Reinhard Spehr, der vor kurzem eine detaillierte Publikation
vorlegte'. Sein Vorbericht ist unverzichtbare Grundlage jeder
weiteren Befassung mit dem Bau, während Spehrs vielfältige
Deutungsansätze das schmale Fundament der Fakten allzu sehr
fordern. Obwohl ihm der spekulative Charakter seiner Über-

1 Reinhard Spehr, Vorbericht über die Bauforschungen im „Schloß Oster-
lant" bei Oschatz, in: Historische Bauforschung in Sachsen, Dresden 2000
(Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Arbeitsheft 4), S. 18-46. Die grund-
legende Arbeit (künftig „Spehr, Vorbericht") wird im folgenden nur sparsam
zitiert, weil sie ohnehin jeder, der sich eingehender für die Grundlagen des
vorliegenden Aufsatzes interessiert, vollständig lesen muß. Grundsätzlich
legt Spehr hier das Gewicht auf die Grabungsergebnisse, während die aufge-
henden Reste nur teilweise behandelt werden. Hintergrund war neben be-
schränkten Mitteln für die Untersuchung zweifellos auch der archäologisch
geprägte Denkansatz des Autors, der schon die architektur- und kunstge-
schichtlichen Fragestellungen ein wenig an den Rand drängt.

2 Spehr, Vorbericht.

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