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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0013
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Geschichtliche Einleitung’.

3

die an diesem Bache liegende Wüstung Götzenrode mag um so eher eigentlich
Gutschenrode geheissen haben, da der östlich liegende Berg Kutschberg heisst, alle
diese Namen scheinen auf eine hier befindlich gewesene sorben-wendische Siedelung
zu deuten. Der Name des zur Herrschaft Beichlingen gehörigen Dorfes Burgwenden
und der Wendenburg könnte direct auf Slaven weisen.
Ueber die erste dauernde Pflanzung des Christenthums in dieser zum bischöf-
lichen Sprengel der Erzdiöcese von Mainz gehörigen Gegend bleibt man auf Ver-
muthungen angewiesen; vielleicht ist dieselbe dem Bonifatius persönlich oder doch
seinem Gefährten Wigbert (S. Wipertus) zu verdanken. Die älteste urkundlich be-
zeugte Kirche ist die bereits im J. 802 existirende, anscheinend aber nicht viel
früher gegründete und den beiden grossen Aposteln gewidmete Kirche in Cölleda
(s. d. Artikel). Dieselbe wurde damals von ihren vermuthlichen Stiftern der
hessischen Abtei Uersfeld übereignet, die, wie zahlreiche Zeugnisse darthun, in
dem jetzigen Kreise Eckartsberga seit alters zahlreiche Besitzthümer und Berechti-
gungen hatte und ursprünglich das kirchliche Aufsichtsrecht ausgeübt zu haben
scheint; von Beziehungen Fulda’s dagegen finden sich nur einzelne Spuren.* 1
Später, gegen Ende des 15. Jahrh., stand der grösste Theil des Kreises mit den
Erzpriestersitzen (sedes) Leubingen, Monra, Beinsdorf (Gutenhausen bei Büttstedt
und Utenbach bei Apolda) unter dem Archidiaconate der Pröpste des Marienstiftes
in Erfurt, und nur die Sedes Kannnawurt gehörte zu dem Archidiakonatsbezirke
der Propstei Jechaburg. Benedictiner-Mönchsklöster bestanden zu Bibra und
Memleben, Frauenklöster Cistercienserordens waren zu Cölleda, Donndorf, Kloster-
Hesler, Hemmleben und Marienthal, und zu Braunsroda bei Heldrungen (s. unter
Bretleben) befand sich eine Lazariten-Commende. — Ihren Titelheiligen zufolge
deuten die Petri-Paulikirchen zu Cölleda (ehemals), Donndorf, Kannawurf, Gross-
Monra und Boidisleben auf uralte Stiftung, ebenso die Michaeliskirche in Griefstedt.
Zu den vielen thüringischen Bonifatiuskirchen2 gehören Alten-Beichlingen, Gors-
leben und Ober-Heldrungen. Die dem h. Wipertus dedicirten Kirchen zu Bilzings-
leben, Cölleda und Heldrungen weisen auf Beziehungen zur Abtei Hersfeld, welche
die Beliquien desselben seit dem Jahre 780 besass.
Der Kreis enthält 5 kleine Städte (Bibra, Cölleda, Eckartsberga, (Schloss-)
Heldrungen und Wiehe) und 76 Dörfer, von denen nur 5 keine eigene Kirche
besitzen; 31 Dörfer haben nur Filial- oder Schwesterkirchen. Die Zahl der Ein-
wohner betrug nach der Zählung vom 1. Dez. 1880 40 002.
Die Bauart der Dörfer und der Gehöfte, die Einrichtungen des Gemeinde-
wesens und die Flureintheilungen sind die in Heft II. S. 3 beschriebenen allgemein
thüringischen. Der Massivbau aus Bruchsteinen (Muschelkalk, Sandstein und
Thonschiefer) ist vorherrschend, doch begnügt man sich auch mit Luftsteinen und
Lehmpatzen; .Fachwerk kommt hauptsächlich nur in OberstockwQrken, auch der

genannt wird; es war hier wohl ein Beobachtungsort für die gut befestigte Stadt Laucha.
Stödten bei Cölleda ist nicht wüst, sondern besteht noch als Kirchdorf. Wallendorf ist auf der
Generalstabskarte als Wullendorf angegeben. G. S.
1 Yergl. Heft. IV. S. 8.
2 Vergl. das von Horm. Grössler in den Neujahrsbl. 7 (1883) S. 20—26 autgestellfe
Verzeichniss derselben, wo indess Alten-Beichlingen und Gorsleben noch nicht, erwähnt sind.
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