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Sommer, Gustav; Otte, Heinrich
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 9): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Eckartsberga — Halle a. d. S.: Otto Hendel, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.41968#0084
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Kreis Eckartsberga.

Steinbach.
Kirchdorf, 8 Km. nördlich von Eckartsberga, 256 Einw., gehörte im 10. Jahrh.
zu den Gütern, die Graf Billing, der Stifter des Klosters Bibra (s. oben S. 10), von
Otto dem Grossen in dieser Gegend erhielt. Um 1153 besass das Kloster Pforta
hier einen Wirthschaftshof, den es 1201 an das Hochstift Naumburg abtrat (Wolff
1,136 und 255). Im 13. Jahrh. erscheint Steinbach unter den Besitzungen des
Klosters Bibra, welches das Patronatsrecht über die hiesige Kirche ausübte, und
in einer Kl. Heusdorfschen Urkunde von 1298 kommt unter den Zeugen ein
Priester „Lutöldns de Stenbeche“ vor (Rein 2,186. N. 177). Das Dorf hatte früher
seinen eigenen Pfarrer, wurde aber 1555 als Filial zu Bibra geschlagen.
Die kleine, 25,43m lange Kirche (Fig. 43) liegt etwa 500 Schritt nördlich von

Fig. 48.


dem Dorfe am Wege nach Bibra isoiirt und durch einen Bach von der sogen.
Kapellmiihle getrennt, und zeichnet sich durch ihren schmuckvollen, sauberen spiit-
romanischen Quaderbau aus Muschelkalkstein (Mehlpatzen, Butterstein) vor den
gewöhnlichen Dorfkirchen aus. Der Grundriss ist der hergebracht typische: ein
rechteckiges Schiff mit schmälerem quadratischen Presbyterium und Absidenschluss.
Der westlich später vorgebaute unbedeutende Thurm ist von Bruchstein. Die
ganze Kirche hat gegenwärtig eine Holzdecke, doch war im Presbyterium ursprünglich
ein Kreuzgewölbe vorhanden oder doch vorgesehen, wie die mit schönen Capitälen
(s. in Fig. 44) versehenen schlanken Säulen in den Ecken beweisen. Sonst ist
das Innere ohne jeden Schmuck und nur der nördlich vom Altäre befindliche
Sacramentsschrein wegen seiner vierpassförmigen Umrahmung bemerkenswert!).
Desto reicher ausgestattet erscheint das Aeussere (s. die Details in Fig. 44) und
namentlich die Absis, an deren Halbrund vier schlanke Sänlchen das reich ge-
gliederte Hauptgesims tragen, unter dem ein Rundbogenfries angeordnet ist, dessen
Kleinbögen auf langgezogenen ornamentirten Consölchen basiren. An den Seiton-
wänden des Altarhauses findet sich unter dem minder reichen Hauptgesims von
Ecklisenen ausgehend ein ähnlicher, aber aus niedrigen Spitzbögen1 gebildeter

1 Das Centrum (c) über 1ji der Weite, genau wie in Memlelxn; s. dieses S. 57. G. 8.
 
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