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Voss, Georg [Hrsg.]; Lehfeldt, Paul [Bearb.]
Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Band 3): Herzogthum Sachsen-Meiningen: Kreis Sonneberg ; Amtsgerichtsbezirke Sonneberg, Steinach und Schalkau — Jena, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.19414#0044
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32

Sonneberg, Kirche.

Sonneberg. 32

Sonneberg, Annahmen zufolge ursprünglich höher gelegen, vor 1317 in das
Thal unter den Schutz der Burg verlegt; 1317 und später als Stetelyn (Städtlein)
zu Rötyn zum Unterschied von Dorf Altenrötin genannt. 1341, 1349 erhielt die
Stadt von Gräfin Jutta Markt- und andere Rechte und wurde gerichtlich nebst
anderen Orten unter Coburg, statt wie bis dahin unter Neustadt i. H. C. gestellt,
während sie kirchlich noch unter Neustadt blieb. In Folge des Hussitenkrieges
ging wohl 1432 Altenrötin in die Stadt Rötin auf (der Sage nach ward damals
der Ort erst aus der Höhe herab verlegt), und wurde der gemeinsame Name
Sonneberg üblich (urkundlich 1442). Die Stadt litt durch Brand 1596 und öfter
im 17. Jahrhundert, strebte aber durch Gewerbe empor. Der dreissigjährige Krieg
hemmte dies Wachsthum, und 1650 wurde das Amt wieder nach Neustadt verlegt.
Dann jedoch nahm die Stadt durch Industrie, besonders Bearbeitung des Holzes
aus den nahen Waldungen zu Spiel- und anderen Holzwaaren, sowie durch Arbeiten
' in Glas und Porzellan einen immer wachsenden, selbst durch eine Feuersbrunst
1696 nicht beeinträchtigten Aufschwung, namentlich von etwa 1700—1740, und
wurde, 1735 durch kaiserlichen Beschluss dem Herzogthum Meiningen zugewiesen,
1742 wieder Amtsstadt. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts lebte hier in Oberg, wie
der Ort auch genannt wurde, der tüchtige Maler Naundorf (Kannendorf s. S. 9 f.).
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts trat ein Rückgang ein, dann jedoch neue Blüthe,
zumal hier 1825 ein Kreisamt, 1829 Kreis- und Stadtgericht und Verwaltungsamt
eingerichtet wurden. Ein grosser Brand 1840 trug dazu bei, die Stadt freier und
schöner zu gestalten. — Altsonneberg, Sammlung von Lichtdrucken nach älteren Bildern etc.
1895. — Bechstein, Wanderung durch Thüringen, S. 67 f. — Brückner, Landest. H, S. 428—444.
— H. 0. Hensoldt, Beschreib, der durch ihren Welthandel berühmten Stadt Sonneberg 1845. —
A. Schleicher, Volksthümliches aus Sonneberg, 2. Aufl. 1894,1—XL — Sprengseysen, Topogr.,
S. 94 f. — Voit, S. 272 f.

Kirche, auf der Südterrasse des Schönbergs 1843—1845 nach Plänen von
Heideloff in gothischem Stil fränkischer Schule gebaut, ungewöhnlich stattlich, der
schönen Lage entsprechend, daher etwas eingehender Erwähnung werth. An den

langen, in drei Seiten des Achtecks gebrochenen Chor schliesst sich das durch zwölf
achteckige Pfeilerpaare in drei Schiffe getheilte Langhaus, davor, etwas heraustretend,
die zwei über 50 m hohen Westthürme, zwischen denen eine Vorhalle mit dem Haupt-
portal angeordnet ist. In die Ecken zwischen Chor und Langhaus sind quadratische
Räume für Sacristei, Treppen etc. gebaut, noch vor den Langhaus-Langwänden etwas
vorspringend. Sie sind vom Chor durch Wände mit Thüren getrennt (wie auch der
Chor unmittelbar an das Langhaus reicht), aber aussen durch Giebel wie die
Fronten eines Querhauses ausgebildet. Im Innern Kreuzgewölbe in Holz nachgeahmt,
mit Putz. Die Fenster sind in rein gothischem Stil gehalten, am Chor und Langhaus
gross, dreitheilig (die des Chores mit Glasgemälden geschmückt), an den Querhaus-
Fronten sogar viertheilig; den Thurm durchbrechen zum Theil einfachere Fenster. Die
Thüren zum Querhaus haben die Ueberdeckung: (r~^t die in die Langseiten-Mitten des
Langhauses führenden sind kleeblattbogig mit achteckiger Umrahmung, das Westportal
(mit dem Relief Christi, der die Schlüssel an Petrus giebt, geschmückt) ist spitzbogig
in rechteckiger Umrahmung. Alle Profile sind verhältnissmässig reich. Strebepfeiler
treten überall vor, von dem ringsherum laufenden Sockelgesims umkröpft, dann von
 
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