Gegend um Neapel. 1707. den 9 Decemb. 369
ffir den allerbeſten gehalten. Sie hat gleichfals viele Ruͤben und Phaſauen, aber weder
Weinſtoͤcke noch Oelbaͤume. Neben dieſer Inſel liegt noch eine kleinere, oder mehr eine Art
von Sandbank, Chioppino genant, mit einem Lazareth, wo alle, die von verdaͤchtigen t«
ten wegen der Peſt kommen, Quarantaine halten, oder eine Zeit von vierzig Tagen ganz
abgeſondert zuhringen müffen, ehe fie in andere Geſelſchaft kommen duͤrfen. Wir kamen
nun in Pozzuols an, um daſelbſt die Nacht zuzubringen. j :
Das XLVI Hauptſtuͤck.
Gegend um Neapel. Pozzuoli. Anmerkung von den Cavalli Marini. Weitlaͤuf⸗
tige Beſchreibung dieſes Orts und ſeiner Alterthumer. Die Solfatara. Die Via
Capuana und der Monte Barbars.
Pozzuolo und ſein Urſprung. den 3 Decemb r7oy.
Das Alterthum der Stadt Pozzuolo iſt, gleichwie aller andern Staͤdte ihres, ſehr un—
gewiß. Nach dem Strabo ſoll ſie vom Diceus, dem Sohne des Neptuns, erbauet ſeyn.
Suidas giebt den Hereules zum Stifter an, andere nennen die Jonier, und wiederuͤm
andere die Cumaer, unter dem Dicearchus, der ſie Dicearchia genant habe. Folgendes
iſt gewiſſer, daß ſie nemlich den Namen Puteoli, nun verdorben Pozzuoli, von den vielen
Quellen in dieſer Gegend hat, erſtlich von den Samniern zur Zeit Tarquinius des Stolzen,
der im Jahr der Welt 3451. von Erbauung von Rom 224. unb 550 Jahr vor Ehliſti
Geburt zur Regierung gekommen, vier und zwanzig Jahr aber nachher verjagt worden iſt,
erbauet worden, und ſehr volkreich geweſen iſt. :
Huic nemerofa dedit puteorum copia nomen,
— Sulpbureae , vel pator aquae, prsus altera Delus
Appellata minor, Samniis fundata colonis,
Tempore Tarquinios quo Funius expulit urbe
Brutus , adxlterii foedi, et ditionis iniquae
Magnanimses vindex , ju/luxque Tyranprides sltor,
Antiquaæ et celebris Romana colonia quondam,
Et popules , et merce potens ,munc focda ruinis,
: Incumbens pelago molli eminet edita colle.
Dieſe Stadt war lange Zeit die vornehmſte Seeſtabt und der Markt der Cumaͤer,
gleichwie guch die Meſſe der Kaufleute aus Italien, Sicilien und Griechenland. Man
fagt, fie baͤtte vier bis fünf Meilen im Umfang gehabt, und die vielen Ruinen ihrer herre
lichen Gebaͤude ſind noch Zeugen ihrer alten Pracht, Alle dieſe, welche man laͤngſt dem
Ufer, von dem Vorgebuͤrge an bis zur Stadt, heut zu Tage nod) ſiehet, und die die Al-
tertbumsfenner Pifcinae veteres nennen, machten eine Art von Marktplatz aus, der mit
Kramlaͤden von allen Waaren, beſonders Gold und Silberarbeit und Syumeelen, angefuͤllet
war, worauf Cicero zu zielen ſcheinet, wenn er an den Atticus fijveibet: Waͤs Dabe ich
nicht geſehen, als ich uͤber den Pozzuoͤlaner Markt fam? Quid non potui vicere, cum
per emporium Puteolanum iter facerem? Ein noch ſtaͤrkerer Beweis, Mp dieſe
Lramlaͤden wirklich hier geſtanden, iſt dieſer, daß man bafeloft bey niedrigem Waſſer oͤfters
Becken und andere füberne Gefaͤße, Onyre, Amethyſten, Agathen, Carniole, Hyd in—
Oritter Band. ' XNaa * — eba
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