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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Turnbull, George [Bearb.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes zweyte Abtheilung): enthaltend eine Beschreibung von Neapel mit der umliegenden Gegend — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1765

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https://doi.org/10.11588/diglit.53373#0096
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384 Gegend um Neapel. 1707. den 4 Decemb.

An den Selten dieſes Weges ſiehet man hin und wieder Reſte von Begräbniffen unb arı
bern alten Denkmaalen. Das Tagebuch und Rochefort nennen ihn faͤlſchlich Via Appia.
Der Monte Barbaro iſt der alte Gaurus, der vormals wegen ſeiner herrlichen Weine be⸗
ruͤhmt war, von denen die alten Schriftſteller ſo viel Wefens machen. Man muß aber be⸗
merken, daͤß ehedem drey Berge in Campanien geweſen, die alle den Namen Gaurus ge⸗
fuͤhret haben. Der erſte lag nahe bey der Stadt Stabiaͤ, ber andere in der Nachbarſchaft
von Minturnaͤ, auf deſſen Hügel ſich der Dictator Fabius Maximus lagerte, als er das
Roͤmiſche Heer gegen den Hanaibal aufuͤhrte, und der dritte bey Pozzuoli, von dem $u
can ſaget:

- - - Vel ſi comoulfo vertice G auræs
Decidat in fundam penites ſtagnantis Ayuerwe,

und Sidonius Apollinaris ſchreibet:

Inter delitias mollirent corpora Bajae

Et fe . Lucrinas, qua "uergit Gaurus in mdar,
Dieſer Berg muß feine Fruchtharkeit ſchon zu Juvenals Zeiten verloren haben, denn dieſer
nennet ihn Satyr. IX. v. $1. leer:

Fuſpect æemque jugum Cumis et Gaurus inanit.

Er iſt auch heut u Tageganz trocken und duͤrre, daher wird er auch Barbaro genennet. Am
Fußẽ deſſelben ſiehet man viele Hoͤhlen, von denen ſeltſame Fabeln erzaͤhlt werden, und auf
ſeiner Spitze ſtehet die Kirche unſers Heilandes. Von dar kehrten wir nach Pozzuoll
zuruͤck, wo wir die Nacht zubrachten. ;

Das XLVII Hauptſtuͤck.

Die Gegend um Neapel. Die Bruͤcke des Caligula. Der Lucriniſche See.
Der neu entſtandene Berg, und die vertilgte Stadt Tripergola. Die Baͤder
eon Tritola. Monte de Ehriſto. Der Lacus Aberuus. Die Srotte der Sihylle.
Der Meerbuſen von Bajaͤ. Bauli. Grab der Agrippina. Pırcna mirabilis,
oder Ceutum Cellaͤ. Die Elyſeiſchen Felder Die todte See. Die Crypta Tra⸗
" chonaria. Das Borgebürge Mifenum. Die Stadt. Die Inleln Sprociba und
Iſchia. Die Villa Vatiaͤ des P. Servilius. Der See Acheron. Ruinen von Cuma.
: Groͤtte der Sibylle. Linternum. Arco Felice.
So genaute Bruͤcke des Laligula. dea 4 Decemb. 1707.
Heute ſetzten wir uns mit unferm Eicerone ſehr fruͤh zu Schiffe, und nahmen eimett
. guten Vorrath von Zunder und Wachslichter zu uns, weil wir die unterirdiſchen Oerter be⸗
fuchen wolten, von denen ich nun eine Beſchreihung mitcheilen will. Als wir den Hafen
von Puzzuoli verließen, kamen wir an den Ruinen der Bruͤcke des Caligula vorbey, und
hielten uͤns eine Zeitlang dabey auf, um die gertrümmerten Schwibbogen und Pfeiler die—
fer vermeinten Bruͤcke genau zu unterſuchen. Ein gewiffer neuerer Dichter ſpricht von die—
ſen Ruinen:
Hic pilae bis fex\antiqno ex pante ſupe-ſuut.
" Qae Cajas Cacfar Caligae cognomen adeptas,



 
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