Ronn. ryo⸗ den 2 Decemö. 513
Das LUX Hauptſtuͤck.
Charakter der Roͤmer und Staliáner überhaupt, aus ihren eigenen Schriftſtellern
beſchrieben. ! $4
Charakter der Roͤmer und Welſchen uͤberhaupt. den 22 2 :
* —4 —4—44 7 * zu —— da * neine Sefern alles mitge—
COtliet habe, was ich vor merkwuͤrdig gebalten, fo wird es ihnen vielleicht nıse unanaenebm
ſeyn, mit mir einen Blick auf den Eharakter der Roͤmer und der Wellchen 44— t
ju tbun, Ich will ihnen denſelben obue die geringſte Partheylichkeit zeigen, 2
beſondere Urſache habe das geringſte Borurtheit für oder wider ſie $u foffen. Ich 24
bem liebenswuͤrdigen Theil deſſelben anfangen , werde aber gar bald damit fertig ſeyn, *
gehen der enfgegengefeßte , ben ich aug {hren eigenen und anbern der beruͤhmteſten Schrift:
ſteller ausziehen will, wird etwas mehr Reum erfordern. —
Ihre guten Eigenſchaften.
Diejenigen, welche behaupten, die Italiaͤner beſaͤßen keine ag ;
muͤſſen ein gewaltiges Vorurtheil gegen ſie hegen. Ich fuͤr meine — —
Menſchen Gerechtigkeit wiederfahren foffen. Ich rühme und tadele ſie nut, vepen ; d
glaube, daß ſie es verdienen. Die Welſchen aber haben unter vielen ſchlimmen Dden. 4
auch eínige gute Eigenſchaften. Sie ſind von Natur witzig, wie ſchon ihr aͤußerliches An:
ſehen zeiget, welches Kaiſer Earln V. Gelegenheit gab zu fagen: Die Franzoſen ſcheinen
nicht weiſe und ſind es; die Spanier ſcheinen weiſe und ſind es nicht; die Deutſchen ſchei—
nen es und ſind es auch nicht; aber die Welſchen ſcheinen und ſind es. Ihre Ge—
muͤthsart iſt eine Vermiſchung von Spaniſcher Ernſthaftigkeit und Franzoͤſiſchem Feuer,
denn ihre Ernſthaftigkeit iſt nie ohne Feuer, und ihr Feuer nie obne Phlegma. Wenn ſich
ie Welſchen auf dem Carneval vermummen, und in den Schauſpielen ſind ſie die aͤrgſten
loſen Schelme und Poſſenreißer in der Welt. Bey alfen andern Gelegenheiten aber ſind fie
$u klug ben Narren zu ſpielen, und haben eine allzugute Meinung von ſich ſelbſt, als ſich
laͤcherlich zu machen. Ueberhaupt beſitzen ſie eine gruͤndliche Urtheilskraft, daher die mei- —
ſten derſelben, die ſich auf die Staatskunſt legen, in derſelben ſich vortreflich hervorthun.
Sie lachen Fremde niemals aus, in welcher Geſtalt ſie auch vor ihnen erſcheinen, und
obgleich die Seltſamkeit fremder Kleibung ihre Augen darauf zieht, ſo erregt ſie doch nie-
mals ein Hohngelaͤchter bey ihnen, und fie zeigen bey dieſer Gelegenheit mehr Klugheit,
als andere Voͤlker von Europa, die alle diejenigen ſpoͤttiſch anſehen, welche ſich anders als
ſie kleiden. Gemeiniglich tragen ſich die Welſchen ſchwarz, und ihre vornehmſte Pracht und
Großthun beſtehet in Pferden, Kutſchen und einem ſtarken Gefolge wohlgewachſener Bedien⸗
ten. Sie berauben ſich ſelbſt vieler Vergnuͤgungen, die ſich andere Voͤlker erlauben, unb
wie Koͤſten, bie mir auf foftbare Kleidung und Freudenfeſte verſchwenden, wenden ſie auf
/ Husrüftungen. Da fie weiſe und beſcheiden ſind, und viel zu ſtaatskundig, als ibre Ge—
ſchaͤfte zu vernachlaͤffigen, ſo ſchicken ſie ſich gut zu Geſandſchaften und Unterhandlungen.
Dritter Band. &t | | —
Das LUX Hauptſtuͤck.
Charakter der Roͤmer und Staliáner überhaupt, aus ihren eigenen Schriftſtellern
beſchrieben. ! $4
Charakter der Roͤmer und Welſchen uͤberhaupt. den 22 2 :
* —4 —4—44 7 * zu —— da * neine Sefern alles mitge—
COtliet habe, was ich vor merkwuͤrdig gebalten, fo wird es ihnen vielleicht nıse unanaenebm
ſeyn, mit mir einen Blick auf den Eharakter der Roͤmer und der Wellchen 44— t
ju tbun, Ich will ihnen denſelben obue die geringſte Partheylichkeit zeigen, 2
beſondere Urſache habe das geringſte Borurtheit für oder wider ſie $u foffen. Ich 24
bem liebenswuͤrdigen Theil deſſelben anfangen , werde aber gar bald damit fertig ſeyn, *
gehen der enfgegengefeßte , ben ich aug {hren eigenen und anbern der beruͤhmteſten Schrift:
ſteller ausziehen will, wird etwas mehr Reum erfordern. —
Ihre guten Eigenſchaften.
Diejenigen, welche behaupten, die Italiaͤner beſaͤßen keine ag ;
muͤſſen ein gewaltiges Vorurtheil gegen ſie hegen. Ich fuͤr meine — —
Menſchen Gerechtigkeit wiederfahren foffen. Ich rühme und tadele ſie nut, vepen ; d
glaube, daß ſie es verdienen. Die Welſchen aber haben unter vielen ſchlimmen Dden. 4
auch eínige gute Eigenſchaften. Sie ſind von Natur witzig, wie ſchon ihr aͤußerliches An:
ſehen zeiget, welches Kaiſer Earln V. Gelegenheit gab zu fagen: Die Franzoſen ſcheinen
nicht weiſe und ſind es; die Spanier ſcheinen weiſe und ſind es nicht; die Deutſchen ſchei—
nen es und ſind es auch nicht; aber die Welſchen ſcheinen und ſind es. Ihre Ge—
muͤthsart iſt eine Vermiſchung von Spaniſcher Ernſthaftigkeit und Franzoͤſiſchem Feuer,
denn ihre Ernſthaftigkeit iſt nie ohne Feuer, und ihr Feuer nie obne Phlegma. Wenn ſich
ie Welſchen auf dem Carneval vermummen, und in den Schauſpielen ſind ſie die aͤrgſten
loſen Schelme und Poſſenreißer in der Welt. Bey alfen andern Gelegenheiten aber ſind fie
$u klug ben Narren zu ſpielen, und haben eine allzugute Meinung von ſich ſelbſt, als ſich
laͤcherlich zu machen. Ueberhaupt beſitzen ſie eine gruͤndliche Urtheilskraft, daher die mei- —
ſten derſelben, die ſich auf die Staatskunſt legen, in derſelben ſich vortreflich hervorthun.
Sie lachen Fremde niemals aus, in welcher Geſtalt ſie auch vor ihnen erſcheinen, und
obgleich die Seltſamkeit fremder Kleibung ihre Augen darauf zieht, ſo erregt ſie doch nie-
mals ein Hohngelaͤchter bey ihnen, und fie zeigen bey dieſer Gelegenheit mehr Klugheit,
als andere Voͤlker von Europa, die alle diejenigen ſpoͤttiſch anſehen, welche ſich anders als
ſie kleiden. Gemeiniglich tragen ſich die Welſchen ſchwarz, und ihre vornehmſte Pracht und
Großthun beſtehet in Pferden, Kutſchen und einem ſtarken Gefolge wohlgewachſener Bedien⸗
ten. Sie berauben ſich ſelbſt vieler Vergnuͤgungen, die ſich andere Voͤlker erlauben, unb
wie Koͤſten, bie mir auf foftbare Kleidung und Freudenfeſte verſchwenden, wenden ſie auf
/ Husrüftungen. Da fie weiſe und beſcheiden ſind, und viel zu ſtaatskundig, als ibre Ge—
ſchaͤfte zu vernachlaͤffigen, ſo ſchicken ſie ſich gut zu Geſandſchaften und Unterhandlungen.
Dritter Band. &t | | —