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Blinkenberg, Christian
Archaeologische Studien — Kopenhagen: Gyldendal [u.a.], 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52553#0077
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mit dem Namen dieser Göttin verknüpft sind. Diese Vor-
stellungen beruhen aber lediglich auf den häufig wiederholten
und weit verbreiteten Aphroditedarstellungen des jüngeren
Altertums. Der Grieche des 5. Jahrhunderts war nicht ge-
wohnt sich diese Göttin so vorzustellen wie die hellenisti-
sche und römische Zeit; er dachte sich die Göttin der Liebe
in derselben keuschen Tracht wie alle anderen Göttinnen. —
Die sitzende männliche Gestalt entspricht sehr gut anderen
bekannten Darstellungen des Asklepios aus ungefähr derselben
Zeit: der Gott ist oft, wie hier, sitzend abgebildet, mit nackter
Brust, indem das weite Obergewand nur die Beine und den
Unterleib bedecken. Eigentümlich ist, dass die Füsse stark
zurückgezogen sind. Das scheint im Relief am ehesten durch
eine künstlerische Rücksicht bestimmt, damit nämlich kein
Teil der Figur von dem davor abgebildeten Pferde verdeckt
werde; doch darf daran erinnert werden, dass sitzende Per-
sonen in der Kunst des 5. und 4. Jahrhunderts auch sonst
in derselben, anscheinend wenig bequemen Stellung abgebil-
det sind.
Man hat früher schon darauf aufmerksam gemacht, dass
das Zusammenspiel der Figuren an diejenigen Vasenbilder
erinnert, in welchen rechts und links von der Hauptgruppe
verschiedene göttliche Gestalten erscheinen, die als Zuschauer
der Haupthandlung auftreten (wie es übrigens auch im Ost-
fries des Parthenon der Fall ist). Diese sich ungesucht dar-
bietende Analogie ist in der That schlagend: die anderen
Götter, deren Kultorte an den des Hippolytos angrenzten,
erscheinen hier als Zeugen der Verehrung, die ihm zu Teil
wird. Ein ähnliches Verhältnis findet sich in mehreren an-
deren griechischen Votivreliefs ausgedrückt; so giebt eine be-
kannte Arbeit dieser Art eine Gruppe von Gottheiten wieder,
die in der Nähe von einander am llissosfluss verehrt wurden
(Skulpturen in Berlin Nr. 709). Beim Studium solcher Votiv-
reliefs hat man gewöhnlich versucht eine »Kultgemeinsamkeit«
zwischen den dargestellten Gottheiten ausfindig zu machen.
In einigen Fällen wurden sie durch eine gemeinsame Opfer-
 
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