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Blinkenberg, Christian
Archaeologische Studien — Kopenhagen: Gyldendal [u.a.], 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.52553#0140
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1 27

Aposteln thronend dargestellt ist, ist bei Westwood, Fictile
ivories in the South Kensington Museum (London 1876)
S.272 Taf. 22 photographisch wiedergegeben; ein Diptychon (?)
im Louvre, das-nach Gräven Jahrbuch 1900, 212 nicht später
als 4Oon.Chr. anzusetzen ist, stellt den ebenfalls unbärtigen
Christus mit griechischem Segensgestus dar; eine schöne Re-
production findet sich Monuments et memoires Piot VII (1900)
Taf. 10. An die frühmittelalterlichen, überaus häufigen Dar-
stellungen des thronenden Christus braucht kaum erinnert
zu werden. In der älteren christlichen Kunst war es be-
kanntlich nicht üblich Gott Vater abzubilden ; er wurde al-
lein durch die segnende Hand mit den erhobenen drei Fin-
gern repräsentirt, die gewöhnlich aus der den Himmel an-
deutenden Wolke herabreicht, so z. B. auf den Krucifixen.
Auch sonst kommt die Hand Gottes nicht selten isolirt vor.
Ein aus Dänemark stammendes und dem 12. Jahrhundert an-
gehörendes Beispiel ist in der Schlussvignette wiedergegeben56.
Wir finden also in Kunst und Ritus der altchristlichen Zeit
eine genaue Parallele zu den Sabaziosdenkmälern. Die eigen-
tümliche Fingerhaltung wird von den Priestern bei gottes-
dienstlichen Handlungen verwendet und der Gottheit selbst
beigelegt; auch repräsentirt die Hand allein den Segen und
die Macht Gottes. Der Gestus der Segenshand kann nicht
allein aus den bekannten den christlichen Vorstellungen zu
Grunde liegenden Stellen der Heiligen Schrift abgeleitet sein,
wo von der Hand Gottes die Rede ist. Um die Ausbildung
des Gestus zu erklären, bleiben, so viel ich sehe, nur zwei
Möglichkeiten: entweder ist der christliche Segensgestus von
der Verwendung der Hand im Sabazioskult beeinflusst, oder
er hat sich unabhängig davon aus den oben besprochenen
58 Vergoldete Patene, 0.112 breit, Nationalmuseum Nr. 6581, durch Acke-
rung auf dem Grunde der 1153 zerstörten Burg Haraldsborg bei Roskilde
gefunden, s. Det kgl. nordiske Oldskriftselskabs Aarsberetning for 1842, S. 18.
Inschrift: »Dextera Domini« und »Hine panem vite mundati sumite quique«.
Unsere Abbildung ist nach Worsaae, Nordiske Oldsager i det kgl. Museum
i Kjobenhavn (1859) Nr. 554 wiederholt.
 
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