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Blum, Gerd
Hans von Marées: autobiographische Malerei zwischen Mythos und Moderne — München, Berlin, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.14541#0134

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III. Bilder aus der Zeit des Bruches mit Hildebrand (1874—1875)

wird deutlich, dass die Mehrzahl der Zeichnungen, die in der Mitte der siebziger
Jahre im Umfeld der Auseinandersetzungen und des Zerwürfnisses mit Hildebrand
und Irene Koppel entstanden sind, sich mit diesen für Marees offenbar trauma-
tischen Ereignissen beschäftigen.
Oftmals greift Marees bei diesen Zeichnungen auf Vorbilder — nunmehr vor al-
lem der antiken — Kunstgeschichte zurück, die er häufig in freierer Weise als in den
>giorgionesken Bekenntnissen« variiert, um für seine Empfindungen und Wünsche
einen bildlichen Ausdruck zu finden. Dabei knüpfte er nicht an das literarische
Sujet seiner Vorbilder an, sondern an ihr >vorikonographisches< Thema, wie es
sich einer >unliterarischen< Anschauung insbesondere durch die Körpersprache
der Figuren erschließt. Für die Entwicklung einer eigenständigen Bildlichkeit ist
dabei das Orpheus-Relief in Neapel von besonderer Bedeutung. Es ist für die weit-
gehende Reduktion der Szenerie der späteren >Hesperidenbilder< auf ganzfigurige
Akte wegweisend. Marees wird in diesen Gemälden auch daran anknüpfen, wie in
diesem antiken Relief die Gefühle und Handlungen durch Gestalt, Gebärden und
Gruppierung von Figuren und durch deren formale Bezüge veranschaulicht wer-
den. Auf die >Hesperidenbilder< weist auch voraus, dass Marees in den >Sünden-
fall-Zeichnungen< und den Idyllen II die Bildwelt des Orangenhain-Freskos in
Neapel erstmals mit autobiographischen Motiven auflädt.
Es soll nun gezeigt werden, dass die späteren >Hesperidenbilder< mittelbar oder
unmittelbar auf die besprochenen autobiographischen Zeichnungen zurückzufüh-
ren sind. Auch diese, nach Meinung der älteren Literatur gänzlich >abstrakten<
Gemälde besitzen Ursprünge in der Vita des Malers, die sie teils ausdrücklich the-
matisieren.

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