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Bulletin du Musée National de Varsovie — 5.1964

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No.3-4
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Ruszczyc, Janina: Das Bild der "Beweinung Christi" aus Pułtusk und seine Beziehungen zur Pietà von Michelangelo
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https://doi.org/10.11588/diglit.17159#0094
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9. G.B. Cavalieri, MicheJangelos Pieta fur
Vittoria Colonna, Paris, Bibliotheque Na-
tionale (nach de Tolnay)

Jahre 1559, Polen und auch Masovien verheerte. Den Anlass zur Stiftung des Bildes konnte
aber auch eine andere Gefahr gegebea ha ben. Die katholische Kirche in Polen war damals von
den Anhangern des Calvinismus stark bedroht. Polen erschien besonders den aus Italien
fliehenden Bekennern des radikalen Antitrinitarismus ais ein erwiinschter Zufluchtsort.

Trotz der Entdeckung der vermutlichen Initialen des Malers, bleibt seine nahere Bestimmung
noch im Kreise der Vermutungen. Man mochte annehmen, dass der Autor ein Italiener ge-
wesen sei. Das Werk von Michelangelo muss er direkt oder durch treue Nachbildungen
kennengelernt haben, aber auch die Bilder anderer Italiener konnen ihm nicht fremd
gewesen sein. Man glaubt bei ihm Ahnlichkeiten mit den norditalienischen MeLtern zu
entdecken. Die Farbgebung des Bildes ist typisch fur die Zeit des Manierismus. Cha-
rakteristisch sind hier vor allem die grunlichblauen Tóne, das grelle Gelb und das Orange-
gelb. Der manieristischen Art entspricht die Einfiihrung in das Bild im Vordergrund einer
die anderen iiberragenden Gestalt.

Die grosste Ahnlichkeit mit unserem Bilde zeigen von Werken der von Michelangelo
beeinflussten Manie isten die Gemalde von Marcello Venusti. Leider war es nicht mbglich
sein BiJd der Pieta (Abb. 7) mit dem polnischen Bilde in bezug auf das Kolorit zu ver-
gleichen. Sein Christus am Olberg zeigt einige Ahnlichkeit in Behandlung der Gestalten
und der Gewander.

In der Kollegialkirche zu Łowicz bei Warscb.au befindet sich ein Fliigelaltar, dessen Mittel-
tafel dieselbe Szene der Beweinung wie in Pułtusk enthalt (Abb. 8). Auf den Fliigeln sind vier
Passionsszenen dargestellt. Eine von ihnen ist mit der Jahreszahl 1576 und dem Monogramm
des Kiinstlers T S bezeichnet. Di^er Altar bedeutet eine Yereinfachung der kiinstleri chen
Form und scheint nicht direkt von unserem Bilde abhangig zu sein. Seine Farbgebung ist ganz
and^r=; und die Charakteristik der jungen Madonna ahnlich den graphischen Vo,-l .gen,vor allem
dem Stiche von G. B. Cavalieri (Abb. 9). Die Frage nach der Autorschaft bleibt auch hier offen.

8. Monogrammist ST, Beweinung, MitteJta-
fel des Fliigelaltars, Łowicz, Kollegialkirche

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