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2. Foliant mit Abbildungen von Gestirnen: Detail aus Abb. 1

Sockel und einer darauf stehenden Vase besteht. Beide Teile dieses kleinen Denkmals sind nach
antiker Art mit Reliefszenen geschmückt. Aus der Anwesenheit eines antiken Denkmals und
der exotischen Kleidung der Hauptperson lässt sich erschlossen, dass wir hier kein Thema des
17. Jahrhunderts, sondern eine Episode des Altertums vor Augen haben.

Der junge Mann mit dem Turban ist umringt von einer Fülle von alten Papieren, Büchern,
Schädeln, Kerzen und einem darum herum auf dem Boden abgezeichneten Zauberkreis mit
kabbalistischen Zeichen. Trotz der Gegenwart dieser zahlreichen magischen Attribute, lässt
sich jedoch aus gewissen Besonderheiten der Darstellung folgern, dass wir die Hauptfigur nicht
als einen Magier betrachten müssen. In seiner Rechten hält der junge Mann keinen Zauber-
stab— wie die Zauberer und Zauberinnen in manchen anderen Bildern Van Wijnens — son-
dern eine Gänsefeder. Auf der aufgeschlagenen Seite des grossen Folianten, über die er sich
voller Andacht beugt, sind keine magischen Symbole, sondern schematisch gezeichnete Stern-
bilder mit erläuternden Unterschriften zu sehen (Abb. 2). Der dargestellte Jüngling ist also
offensichtlich ein Himmelsforscher — ein Astronom oder ein Astrologe. Die Grenzen zwischen
diesen beiden Gruppen von Beflissenen der kosmischen Forschung sind, was das Altertum an-
belangt, nicht immer scharf zu trennen. 4

4. Genauere Auskunft über die Beschaffenheit der Signatur (oben Anm. 3) verdanken wir Herrn Professor J. Białosto-
cki.

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