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6. Joseph Stieler, Portrat von Artur Potocki, 1819, Warschau, Muzeum Narodowe

dickleibig geworden, sitzt schwer auf einem Stuhl, die Knie weit auseinander, iiber die Schultern
ein weiter Pelzmantel geworfen. Den Oberkórper umspannt eine Weste, die rechte Hand ruht auf
dem Schenkel, die linkę ist auf die Stuhllehne gestutzt. Der Kopf, von dichtem, lockerem Haar
und Backenbart umrandet, wendet sich nach links, die Augen sind unnaturlich emporgehoben.
Das Bild hat ausgesprochen franzósischen Charakter, wobei seine Komposition eher an Ingres
ais an Gerard denken lafSt. In jedem Fali entspricht es aufs genaueste der breit verstandenen
Schule Davids. Aus diesem Grund wurde es im Museum den unbestimmten franzósischen
Malern zugeordnet.

Es fallt bei diesem Gemalde auf, dali es ganz bewulit (d.h. zweifellos dem Wunsch des
Auftraggebers gemaft) mitten in seiner Entstehung aufgehalten wurde: Die Komposition war
schon festgelegt, die Figur mit dem Pinsel gezeichnet, aber nur der Kopf und eine Hand wurden
ausgearbeitet. Der Hintergrund fehlt vóllig. Das gibt uns einen Einblick in die Technik Stielers,
wo uns doch kein analoges Beispiel bekannt ist. Das stellt die Information der Monographistin
des Malers in Frage, die — unter Berufung auf seine Worte — schreibt, daB es Gerard war, der es
Stieler beigebracht habe, alles nach der Natur zu malen, wahrend man in Wien meinte, nur das
Gesicht solle nach dem Modeli wiedergegeben werden, und alles andere „aus der Idee". Diese
Methode erlaubt keine „frei skizzierende Manier". Das Portrat Potockis ist auf eine andere Weise
entstanden.

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