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Zuschreibung vorgeschlagen und zwar an Langetti bzw. an seine Werkstatt oder seinen
Umkreis47. Eine eingehende Untersuchung und komparative Forschung scheint aber
hinzuweisen, daB dieses Bild Johann Carl Loth zuzuschreiben ist. Der im rechten Profil
und in Halbfigur dargestellte alte Faun, nackt, langbartig, mit dunkel-smaragd-grunem
Weinblatterkranz ums Haupt und mit braunem Gewebe urn die Hufte, sitzt vor neutralem,
braunem Hintergrund und spielt eine Flotę. Sein muskulóser Korper, mit runzeligem
Gesicht und faltenreichem Haut, ist von links beleuchtet, das Gesicht bleibt beschattet.

Die Ausfuhrungsweise weist aut die Art von Loth hin. Die stark modellierten Hande,
die freie, pastose Modellierung des Kórpers und die weichen, breiten Farbflecken und
Strichen des Kopf- und Barthaares, die sich von den Konturen des Hauptes losen - ais
vóllig freie, lockere, abgesonderte Striche - sind fur Loths Manier sehr kennzeichnend
und bringen jene Greisendarstellungen des Malers ins Gedachtnis wie Noah in seiner
Verspottung in Munchen (Alte Pinakothek Abb. 20), den HI. Romualdus in der Akademie
in Venedig (Abb. 21), oder den HI. Hleronymus in Starnberg (Privatbesitz - Abb. 22)48.
Diese stilistische Ahnlichkeit suggeriert wohl einen ziemlich fruhen Entstehungszeitpunkt

- etwa Ende 1660er Jahre, wenn
auch eine solche Datierung nur
hypothetisch sein darf - wegen
unserer allgemein vagen Vorstel-
lung von der Chronologie des
Oeuvre Loths. Es gibt in unserem
Gemalde noch weitere Hinweise
aut Loths Autorschaft, und zwar die
charakteristischen, stark betonten
UmriBlinien aus braunlich-dunkel-
violettrotem Ocker, die Formen und
Details definieren. Und nicht zuletzt

- die Komposition, die aut einen
von Loth ófters wiederhoiten Typus
eines halbnackten, sitzenden, im
Profil dargestellten Greises zuruck-
geht - siehe z.B. den obenerwahn-
ten HI. Hleronymus in Starnberg
(Abb. 22), den Greisen mit Vase in
Aachen (Suermondt-Museum) so-
wie den Zeichnungsentwurf zu
diesem Gemalde in der Albertina49.

V. DER TOTE ABEL Abb. 23

Ólgemalde aut dublierter Lein-
wand, 72x97 cm
KonigsschloB Warschau

Dies ist das weitere unpub-
lizierte Gemalde Loths in War-

24. Johann Carl Loth, Marter des hl. Erasmus, Munchen, St. Pe-
terskirche (Foto nach G. Ewald, op. cit., Tafel 21)

47. Die Dokumentation des Nationalmuseums, Warschau.

48. Ewald 17, Taf. 7; 337, Taf. 8; 269, Taf. 9.

49. Ewald 269, Taf. 9; 488, Taf. 63; Z. 40, Taf. 49.

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