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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 1) — Bonn, 1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.26750#0182
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CAPITEL II.

Geschichtlicher Entw ickelungsgang der Stickerei, nainenl
lieh zu kirchlichen Ornaten, in» Mittelalter.

L DIE STICKKUNST IN DER VORCHRISTLICHEN ZEIT.

(KLASSISCHES ZEITALTER.)

In dem vorhergehenden ersten Capitel ist, so weit es der enge
Raum und die Anlage des Werkes gestattete, der Versuch ge-
macht worden, die Art und künstlerische Beschaffenheit gewebter
Zeuge, die irn Mittelalter zu Cultzwecken angewandt wurden, des
Nähern zu beleuchten. Die vorliegende Abhandlung hat sich zu-
nächst zur Aufgabe gestellt, den Nachweis zu führen, mit wel-
chen technischen Mitteln man seit der frühchristlichen Zeit bis
zum Ausgange des Mittelalters die Cultgewänder und Altar-
ornate durch kunstreiche Nadelarbeiten zu heben und auszu-
schmücken bedacht war, und wie überhaupt die Stickerei, als
eine vielgeübte Kunst, selbstständig auf dem Boden der Kir-
che im Laufe der Jahrhunderte sich entwickelt und Bahn ge-
brochen hat.

Als Einleitung zu den folgenden geschichtlichen Notizen
über den Entwickelungsgang der hühern Stickkunst zu religiösen
Zwecken mag es hier am Orte sein, einige kurze Vorbemerkun-
gen über Ursprung und Entstehung von kunstreichen Nadel-
arbeiten vorauszusenden, wie sie,' zu profanen Zwecken, im vor-
christlichen Alterthume bereits im Gebrauche waren. Jenem na-
türlichen, schon bei den ältesten gebildeten Völkern ersichtlichen Be-
streben, den monotonen leblosen Flächen durch Anbringung von
Figurationen Leben und Ausdruck zu verschaffen, hat auch die
Stickerei Ursprung und Entwickelung zu verdanken. Schon im
grauen Alterthume unternahm man es, diesem Hange Folge lei-
stend, den Wandflächen der Tempel und Wohnhäuser durch An-
wendung von Malereien ihre traurige kalte Eintönigkeit zu be-
nehmen ; dann ging man später dazu über, sogar den Fnssbö-

Liturgische Gewänder. 9
 
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