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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 1) — Bonn, 1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.26750#0377
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beiten dem einträglichen Monopol einzelner, meist ausländischer
G rossisten und Paramentenhändler eine in mehr als einer Beziehung

o

erwünschte Concurrenz herbeigeführt haben. Auf diese Weise wer-
den jährlich nicht nur grössere Summen dem Inlande erhalten,
die vor Kurzem noch für unsolide und meistens unkirchliche
Effectstickereien vielfach in Lyoner Taschen auswanderten, son-
dern es wird dadurch auch jenen weiblichen Orden, die der Er-
ziehung und Ausbildung verlassener Waisenkinder obliegen, eine
schöne Gelegenheit geboten, diesen Kindern einen Kunst- und
Erwerbszweig an die Hand zu geben, der in vielen Fällen für
ihr späteres Fortkommen von Belang sein kann, abgesehen da-
von, dass durch Heranbildung solcher jungen Talente, die sonst
vielleicht unbenutzt verloren gegangen wären, ein besserer Ge-
schmack in der kirchlichen Stickkunst und eine solidere künst-
lerische Technik auch allmälig wieder weitern Kreisen zugäng-
lich gemacht wird.

Aber auch in der Laien weit, bei den Frauen und Jungfrauen
am Rhein und vornehmlich bei den Damen Köln’s aus den höhern
Klassen der Gesellschaft hat sich in neuester Zeit ein lobenswerthes
Bestreben geltend gemacht, die kirchliche Stickkunst nach ihrem tiefen
Verfall für höhere kirchliche Zwecke wieder zu Ehren und Ansehen
zu bringen. Durch Vereinigung von mehr als siebenzig Frauen
und Jungfrauen Köln’s entstanden in jüngster Zeit unter geschick-
ter, ausdauernder Leitung jene grossartigen Wandteppiche, in
Seide und Plattstich mosaikartig gestickt, die nach einer treff-
lichen Composition des Conservators Ramboux in 24 Tableaux die
verschiedenen Sätze des nicäischen Glaubensbekenntnisses in figuren-
reichen allegorischen Scenen zur Anschauung bringen. Diese ge-
stickten Wandteppiche, die eine mehr als sechsjährige hingebende Ar-
beit erforderten, in Verbindung mit den kunstvoll gearbeiteten Fuss-
teppichen als Festtagsschmuck des innern Hochchors des kölner
Domes, sind, unserer vollen Ueberzeugung nach, als die hervorra-
gendsten und, so viel uns bekannt ist, als die einzigen, wir möchten
sagen, Monumental-Stickereien zu betrachten, wodurch die Stickkunst
desXIX. Jahrhunderts bis zur Stunde im grossem Umfange sich aus-
gezeichnet hat. Noch unterlassen wir nicht, hier im Vorbeigehen an-
zuführen, dass jene edelnFrauen und Jungfrauen Köln’s, die sich bei
Ausführung jener oben belobten grossem Nadelmalereien vorzüglich
thätig bewiesen haben, in jüngsten Tagen wieder in Vereine zusam-
mengetreten sind, um nicht nur bei Restauration von ältern kirchlichen
Kunststickereien die Hand zu bieten, sondern auch um für ärmere
Kirchen der Erzdiücese nach Anleitung des „Kirchenschmuckes“
 
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