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aus zwei Stücken bestehend darzustellen,l) wozu die oben ange-
führte Stelle von Flavius Josephus verleiten könnte, und nehmen
an der Hand des Maimonides 2) lieber an, dass das „mitznepliet“
des Hohenpriesters nicht aus zwei, sondern aus einem Stücke
bestanden habe, und dass also die langen Byssusbinden nicht in
Form eines Helmes, hochansteigend und mit gebrochener Spitze,
sondern mehr in Weise eines Turbans, in mehr breiter, gedrückter
Form o-etrap'en worden seien. Um die Niedrigkeit und die Auf-
häufung der Stoffmasse zu veranschaulichen, die durch Umwicke-
lung des Hauptes mit der hohenpriesterlichen Byssusbinde her-
beigeführt wurde, braucht Maimonides noch den passenden Ver-
gleich : diese um das Haupt gelegte Byssusbinde habe sich
angesehen, wie wenn man ein zerbrochenes Körperglied mit einer
Menge von Binden und Stoffen umwickele. In ähnlicher Weise
setzt auch ein anderer jüdischer Gelehrter den Unterschied zwi-
schen der Kopfbedeckung der einfachen Priester und der des
Hohenpriesters auseinander, indem er sagt: der „mitznephet“ ist
ein langer Gewandstreifen, der vielfach um das Haupt gewunden
wird, ähnlich jenen turbanförmigen Kopfbedeckungen, wie dieselben
in verschiedenen Gegenden die Frauen zu tragen pflegen. Aus dem,
was wir auf Seite 348 und 349 über die Form des „migbaoth“ gesagt
haben und was im Vorstehenden über die Gestaltung des „mitz-
nephet“ angeführt worden ist, erhellt, dass die hohepriesterliche
Kopfbedeckung kein „pileus altus“ gewesen sei, wie die bildende
Kunst im Mittelalter dieselbe immer als hohe Judenhüte darzustellen
wusste, sondern dass, im Unterschiede von der Kopfbedeckung
der gewöhnlichen Priester, der Hohepriester eine niedrige, mehr
zusammengedrückte „tiara“ getragen habe, deren Stoffmasse um
die Schläfe gewunden worden sei und in Form eines halbrunden
Turbans das Haupt bedeckt habe. Die Anlegung und Befesti-
gung dieser Tiare vermittels durchgezogener Schnüre geschah in
derselben Weise, wie diese Anlegung auch beim „pileus“ der
Opferpriester vorgenommen wurde, wie wir das auf Seite 349
und 350 ausführlicher nachgewiesen haben.
’) Die Kopfbedeckung nach Anschauung des Fl. Josephus haben wir auf
Tafel VI, Fig. 4 zur Abbildung gebracht.
2) Vgl. Maimonides Kele Hammikdasch, lib. VIII. cap. V.
aus zwei Stücken bestehend darzustellen,l) wozu die oben ange-
führte Stelle von Flavius Josephus verleiten könnte, und nehmen
an der Hand des Maimonides 2) lieber an, dass das „mitznepliet“
des Hohenpriesters nicht aus zwei, sondern aus einem Stücke
bestanden habe, und dass also die langen Byssusbinden nicht in
Form eines Helmes, hochansteigend und mit gebrochener Spitze,
sondern mehr in Weise eines Turbans, in mehr breiter, gedrückter
Form o-etrap'en worden seien. Um die Niedrigkeit und die Auf-
häufung der Stoffmasse zu veranschaulichen, die durch Umwicke-
lung des Hauptes mit der hohenpriesterlichen Byssusbinde her-
beigeführt wurde, braucht Maimonides noch den passenden Ver-
gleich : diese um das Haupt gelegte Byssusbinde habe sich
angesehen, wie wenn man ein zerbrochenes Körperglied mit einer
Menge von Binden und Stoffen umwickele. In ähnlicher Weise
setzt auch ein anderer jüdischer Gelehrter den Unterschied zwi-
schen der Kopfbedeckung der einfachen Priester und der des
Hohenpriesters auseinander, indem er sagt: der „mitznephet“ ist
ein langer Gewandstreifen, der vielfach um das Haupt gewunden
wird, ähnlich jenen turbanförmigen Kopfbedeckungen, wie dieselben
in verschiedenen Gegenden die Frauen zu tragen pflegen. Aus dem,
was wir auf Seite 348 und 349 über die Form des „migbaoth“ gesagt
haben und was im Vorstehenden über die Gestaltung des „mitz-
nephet“ angeführt worden ist, erhellt, dass die hohepriesterliche
Kopfbedeckung kein „pileus altus“ gewesen sei, wie die bildende
Kunst im Mittelalter dieselbe immer als hohe Judenhüte darzustellen
wusste, sondern dass, im Unterschiede von der Kopfbedeckung
der gewöhnlichen Priester, der Hohepriester eine niedrige, mehr
zusammengedrückte „tiara“ getragen habe, deren Stoffmasse um
die Schläfe gewunden worden sei und in Form eines halbrunden
Turbans das Haupt bedeckt habe. Die Anlegung und Befesti-
gung dieser Tiare vermittels durchgezogener Schnüre geschah in
derselben Weise, wie diese Anlegung auch beim „pileus“ der
Opferpriester vorgenommen wurde, wie wir das auf Seite 349
und 350 ausführlicher nachgewiesen haben.
’) Die Kopfbedeckung nach Anschauung des Fl. Josephus haben wir auf
Tafel VI, Fig. 4 zur Abbildung gebracht.
2) Vgl. Maimonides Kele Hammikdasch, lib. VIII. cap. V.