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Zahl seiner Gemälde. Der Umstand, dass keines derselben in einer der grossen Galerien sich befindet,
ist wohl der Grund dafür, dass der Künstler fast vergessen ist.
Die Schweriner Galerie besitzt ein besonders charakteristisches, umfangreiches Bild aus seinem
Todesjahre, „die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse" (Nr. 1014), bezeichnet


Auch Terbrugghen geht wahrlich nicht auf Wiedergabe feinerer Gemüthsstimmungen aus. Die
Schule des Caravaggio verräth sich vielmehr auch bei ihm in dem Streben nach einer äusserlichen
lebensvollen Wirkung. Das malerische Mittel, durch welches er dies vornehmlich zu erreichen strebt,
ist das voll einfallende Tageslicht; dasselbe durchdringt, im Gegensatze zu der Beleuchtung bei
Caravaggio, auch die entlegensten Räume. Der Künstler verzichtet dadurch auf die Stimmung des
eigentlichen Helldunkels. Sein Licht hat nicht den schweren gelben Ton des Caravaggio, sondern einen
kühlen weisslichen Schimmer. Seine Malweise ist weich. In der Zeichnung ist er weniger akademisch und
feiner als Honthorst, wenn man auch seinen gesuchten und gelegentlich recht missglückten Verkürzungen
den Schüler des A. Bloemaert ansieht. Eine eigenthümliche Anziehung besitzen seine Bilder, trotz diesem
barocken Beigeschmack in der Zeichnung und Auffassung, in ihrer Färbung: in dem hellen weisslichen
Ton, in dem die Farben mit grossem malerischen Geschick gestimmt sind. Die herrschende Farbe ist
regelmäßig ein helles Gelb; wie überhaupt die Vorliebe für die gelbe Farbe für die Utrechter Maler-
schule des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts charakteristisch ist.
Diese Bevorzugung der gelben Farbe tritt uns meist in den frühesten Epochen gewisser Kunst-
entwicklungen entgegen. Das Gelb herrscht in der Bemalung der assyrischen Wandreliefs vor; es ist die
beliebteste Farbe der ältesten uns bekannten persischen Teppiche; die irischen Miniaturen und die
farbigen nordischen Schmelzarbeiten erhalten durch das Gelb ihre ganz eigenthümliche Farbenwirkung.
Ähnliches können wir auch mehrfach in der Geschichte der Malerei beobachten. In der Utrechter Schule,
die schärfer als in anderen holländischen Städten ihre Eigenthümlichkeit innerhalb der ersten Epoche
der holländischen Malerei bewahrte, zeigt sich schon in Scorel diese durch die Wirkung des Gelb
bestimmte malerische Wirkung.
Auf verschiedene Gemälde des Terbrugghen in öffentlichen Sammlungen: in Deventer, Augs-
burg, Köln und Cassel, deren Entstehung zwischen den Jahren 1621 und 1628 fällt, macht schon Schlie
im Katalog gelegentlich des Schweriner Bildes aufmerksam. Ich füge diesem Verzeichnisse noch das
umfangreichste und wohl auch bedeutendste Bild des Künstlers hinzu, den „Christus vor Pilatus" in der
Galerie zu Kopenhagen. Ebenda besitzt die Moltke'sche Galerie eine Darstellung desselben Motives,
welches das Schweriner Bild zeigt, jedoch nur in Halbfiguren. Auch das Brustbild des Kaisers Claudius
im alten Schlosse zu Berlin, vom Jahre 1620, verdient genannt zu werden. Keineswegs freilich als
besonders gute Leistung; das Bildniss ist eine derb gemalte, geistlose Nachahmung eines antiken Münz-
bildes. Aber von besonderem Interesse ist der Umstand, dass das Bild zu einer Folge der zwölf
ersten römischen Kaiser gehört, in welcher ein Rubens, A. Jansen, T. Baburen neben Terbrugghen
mitgearbeitet haben. Diese Folge slammt sehr wahrscheinlich aus der oranischen Erbschaft des
Grossen Kurfürsten. Zwei gleichfalls geringe Arbeiten, die Brustbilder von Heraklit und Demokrit,
befanden sich im Jahre 1882 auf einer Berliner Versteigerung; sie waren mit der Jahreszahl 1622 und
dem abweichenden Monogramm 71 B. bezeichnet.
 
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