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Bodmer, Johann Jacob [Editor]; Manesse, Rüdiger [Editor]
Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte: CXL Dichter Enthaltend (Band 2) — Zürich, 1759

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https://doi.org/10.11588/diglit.4111#0005

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( 35 ) o ( au V
dem Jenaistben Vorkommen , sind solche Verschiedenheiten, dais man denken kan,
der Verfasser selbst habe seinen Aufiätz geändert, oder der ihn ihm genommen,
habe ihn q\h wenig verstellt, oder jemand habe ihn aus dem Gedaechtniss geschrieben.
Man vveiss es schon, dass in der Urkunde die Zeilen einer Strophe in eins
fortlaufen, und nur die Reime durch ein Punkt angezeigt sind. Sie hat dieses mit
dem Jenaischcn Codex gemein, und das große Gedicht von Titurel und den Pssegern
des Graki ist nach dersclben Weile im Jahr 1477. in den Druck gegeben worden.
Hingegen lind in den Erzählungen Gcetsriti von ^Strasburg und andern•, und in dem
grollen Gedichte von den Trojanlfchth Helden Cuonrats von Wiufzbürc, von welchen
beyden in der Bibliothek des hochwyrdigen Johanniter-Hauses in Strasburg alte
und kostbare Handschriften auf Pergament geschrieben noch vorhanden sind , die
Verse so abgesezt, dass jedem Reimworte seine Zeile gegeben ist. Und so befindet
es sich in dem Fragmente von der seheenen Meliure, das wir besizen , und
vielen andern. In gegenwärtiger Herausgabe haben wir cefters zvveen kurze Verse
in einer Zeile vereiniget, doch dass wir die leztere mit einem graessern Buchstaben
eingefyhrt haben j und mehrmals haben wir einen allzu hingen Vers in zwo
Zeilen eingetheilt, als ob es zvveen Verse wacren; beydes ordneten wir so, da-
mit wir der Columne eine bessere Gestalt garben. Einige von diesen Versen sind
in der That so ungernessen hing, dass glaubwyrdig wird , der Poet selbst habe
fie fyr zweene gegeben , deren ersterer aber des Reimes beraubet ist.
Der Mangel an Diphthongen in unsern Schriftkasten ist allein Ursache ge-
wesen , dass wir sie aufgeloeset haben. Nur das * welches in der Handschrift
auf das « gesezt -wird , haben wir nach der Gelegenheit des Sezers auch durch
& oder ü bezeichnen lasien.
Wird man uns auch verzeihen, dass wir bey sehr wenigen Singern einige
'Strophen von geringem Werthe, von wiederholten Gedanken , von ybersp.inn-
tem oder ansteessigem Inhalt, in dem manesifchen Codex haben begraben ligen lasien?
Es war doch nur Achtung fyr die Verfasser dersclben. Aller Nuzen davon vvsere
gewesen, dass sie bevviesenhztten, das schvvatbische Kaiserthum hatte auch seine
Dunsen gehabt wie der gegenwärtige Zeitpunkt.
Ich fyrehte mit dieser Verwerfung werden diejenigen von unsern Leseru
» öm vvenigsten zufrieden seyn , welche am meisten Geschiklichkeit haben, einen
- Abgang von dieser Art mit Wucher zu erletzen.
Es ist durch einen Zufall grschehen, dass der Hardeggtr einen niederem Plaz
bekommen hat, als der ist, den er in der Urkunde besizet. Aber Tyrol von Schot-
ten und Witaheke haben die unterste Stelle bekommen, weil wir lange zweifel-
ten, ob wir sie nach Golfaß und Sdiltern wieder liefern füllten. Wir
 
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