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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat
Katalog (Nr. 24): Manuskripte mit Miniaturen, Einzelminiaturen — Leipzig: C. G. Boerner, [1913?]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69491#0031
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MANUSKRIPTE MIT MINIATUREN

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Die Handschrift scheint sicfi von jeher im Besitze der hervorragenden
Rouener Familie Thouroulde befunden zu haben, deren letztes Mitglied
1812 in Rouen starb. Viele Aufzeichnungen, beginnend mit dem 15. Jahr-
hundert, die sich auf den zahlreichen papiernen Vorsatzblättern einge«
tragen finden, geben Aufschlüsse über die Deszendenz dieser Familie. Die
Handschrift wurde für eine Edeldame ausgeführt, deren knieendes Bildnis
vor der Madonna auf f. 18 zu sehen ist. Wappen ist nicht vorhanden.
Die künstlerische Ausstattung der ersten Handschrift ist hervorragend reich.
Mit wenig Ausnahmen haben sämtliche Seiten die typischen Dornblatt«
und Rankenwerk«Umrahmungen der Zeit. Die 17 ganzseitigen, von herr«
liehen Bordüren umgebenen Miniaturen stellen dar: die Bestellerin des
Buches knieend vor der Jungfrau, die vor einem von 2 Engeln gehaltenen
roten Teppich sitzt <f. 18 etwas übermalt),• der Evangelist Johannes am
Schreibpult <f. 26),- Evangelist Matthäus <f. 28),- Evangelist Lukas <f. 29),-
Evangelist Markus <f. 31),- die Verkündigung <f. 33),- die Heimsuchung
<f, 44),- die Kreuzigung <f. 55)Ausgießung des heiligen Geistes <f. 56 v.),-
Anbetung des Kindes <f. 57 v.),- Verkündigung an die Hirten <f. 63 v.),-
Anbetung der Könige <f, 69 v.),< Darstellung im Tempel <f. 75),- Flucht
nach Egypten <f. 80 v.),- Krönung der Jungfrau <f. 88 v.),- König David
mit seiner Harfe <f. 95),- Szene aus einem Totentanz <f, 113). Auf f. 21 v.
befindet sich noch in einer Initiale O eine kleine Madonna. Einige dieser
Miniaturen sind etwas abgerieben, sonst ist die Handschrift von tadel«
loser Erhaltung und unbeschnitten, sie hat nur wenig unter Feuchtig-
keit gelitten.
Außerordentlich bedeutende Arbeit aus Nordwestfrankreich, Produkt der
Werkstatt des »Maitre des Grandes Heures de Rohan«, jenes in
Angers tätigen großen Miniaturisten, der vom Grafen Durrieu, der
ihn entdeckt hat, mit großer Wahrscheinlichkeit mit Adenot Lescuier
zu Angers, der für Jeanne de Laval tätig war, identifiziert wird
<vergl. Durrieu, »Le maitre des grandes Heures de Rohan et les Lescuier
cf Angers« in Bulletin de bart ancien, 1912, und »Les heures ä l'usages
d'Angers dans la collection Martin Le Roy«, 1912). Dies wird durch
mehrere Umstände bewiesen, vor allen durch den Vergleich mit den
Miniaturen in den »Heures ä fusage d'Angers« der Sammlung Martin
Le Roy in Paris. Die Verkündigung ist beinahe identisch in beiden
Büchern: die originelle, reich gestaltete Architektur findet man sonst
nicht in französischen Gebetbüchern der Zeit. Das Bild zu der Toten«

Katalog XXIV / C. G. Boerner, Leipzig, Universitätsstraße 26
 
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