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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0016
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aus ist die autoptische Untersuchung derselben am Eifrigsten
und mit den grofsartigsten Mitteln betrieben; kritische Rei-
sende sind es vorzugsweise gewesen welchen man die gehalt-
reichsten Mittheilungen hierüber verdankt. Die Gesellschaft
der Dilettanti hat in Mitte des XVIII. Jahrhunderts ihre Pu-
blicationen begonnen, sie hat dieselben bis auf den heutigen
Tag ununterbrochen fortgesetzt, und das Werk des Architekten
Penrose wird noch nicht das Letzte gewesen sein welches un-
ter den Auspicien dieses einzig in seiner Art wirkenden Ver-
eines erschienen ist.

Durch jene Itinerarien wie durch die Zeichnungen des
Carre angeregt, unternahmen zuerst Rewett und Stuart im Jahre
1751 ihre ganz unschätzbaren Messungen und Verzeichnungen.
Unschätzbar schon deshalb weil sie, abgesehen von ihrem
künstlerichen Werthe, noch Denkmale überliefern welche bald
nach diesen Reisenden spurlos verschwunden sind. So bei-
spielsweise der kleine Tempel am Ilissus, wie das choragische
Denkmal des Thrasyllos mitten in der Axe des Dionysischen
Theaters auf der Höhe am Burgfelsen. Dafs in den vortreff-
lichen Aufnahmen dieser Männer die statischen und structiven
Verhältnifse übergangen sind, kann ihnen bei der geringen
Werthschätzung solcher Dinge in ihrer Zeit, nicht zum Vor-
wurfe gemacht werden; wohl aber die Nichtbeachtung aller
Spuren welche von der ursprünglichen Einrichtung der Räum-
lichkeiten damals noch Zeugnifs gaben. In welchem hohen
Grade diese zu jener Zeit noch erhalten gewesen sein mufsten,
beweisen die Reste derselben die man noch heute auffinden
kann. Namentlich ist der Parthenon in diesen Bezügen über
alle Maafsen nachläfsig von jenen Reisenden untersucht wor-
den. Von den Spuren der antiken Einrichtung mit welchen
die mächtigen Abaken seines Fufsbodens so reichlich bedekkt
sind, findet sich nicht das Geringste bemerkt; obwohl deren
Verzeichnung von der grösten Bedeutung für die Erkenntnifs
der antiken Anlage gewesen sein würde. Nicht einmal die
so bedeutungsvolle Form und Fügung dieser Abaken ist ver-
zeichnet. Die Säulenbettungen des christlichen Umbaues, die
noch jetzt so deutlich als damals vor Augen lagen, sind falsch
nach Lage, Entfernung und Zahl gegeben; die neben ihnen lie-
genden Bettungen der antiken Säulen aber völlig übersehen.
 
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