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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0068
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ist es welche von der guten Kenntnifs des Marmors und der
Vorsicht in seiner Auswahl zeugt. Während man zu allen
Werkstükken des Baues den pentelischen Marmor benutzte
auch wenn er mit Spathflächen durchsetzt ist, sind zu den
Stufen aus welchen das Krepidoma der Säulenhallen und
Wände gearbeitet ist, durchweg nur ganz gesunde und spath-
freie Werkstükke verwendet.

Schliefslich will ich noch eine Thatsache hinzufügen die
gewifs für Jeden eben so überraschend sein wird als ihre Wahr-
nehmung für mich selbst. Man hat bis dahin viel von Bronze
gesprochen welche bei den Constructionen der Marmortheile
verwendet worden sei; ich mufs gestehen dafs ich ungeachtet
meiner sorgfältigsten Nachforschungen keine Spur von diesem
Metalle und seiner Verwendung in der bemerkten Weise ge-
funden habe. Die zahllosen Stellen wo die Verdübelung und
Verklammerung der Marmortheile von mir beobachtet ist, die
Menge der Trümmerstükke in welchen sich die Dübel und
Klammern ganz oder theilweise erhalten haben, beweisen
ohne eine einzige Ausnahme wie nur Eisen grundsätz-
lich und ausschliefslich zur Verbindung genutzt wor-
den sei. Wo sich daher Rostflekke am Marmor zeigen ist
es immer nur Eisenrost, niemals Erzrost. Aber das Eisen hat
eine vortreffliche Schmiede; seine Bearbeitung selbst ist so
genau, dafs die langen Klammerbänder mit ihren scharfen Kan-
ten wie gewalzt erscheinen. Von Rost ist wenig die Rede,
da das gut ausgeschmiedete Eisen kaum davon angenommen
hat; selbst die Eisentheile welche seit Jahrhunderten dem
Wetter ausgesetzt liegen sind ziemlich rostfrei geblieben. Man
hat bei den langen horizontalen Klammerbändern (ifidvTtg)
welche die Fugen überbinden, eben so bei dem untern Theile
aller lothrecbten Dübel (aqujaiaxoi) welche jedesmal in einer
untern Plinthe befestigt werden, stets die Vorsicht gebraucht ihre
Bettungen so vyeit und nach unten zu breiter werdend zu ar-
beiten, dafs beim Einsetzen des Eisens ein grofser Spielraum
blieb; das eingegossene Blei konnte dann das Eisen so voll-
ständig umfangen dafs es ganz von ihm umhüllt erscheint. So
verhütete man zugleich den geringsten Ansatz von Rost. Da
jede einzelne Plinthe wenigstens ein Klammerband mit der an-
dern theilt und noch einen besonderen Dübel hat, so kann
 
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