Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.670#0184
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
175

Leider sind die normal gegenüber liegenden Plinthen des Sty-
lobates der nördlichen Seitenstoa so zerstört, dafs sie für die
Erkennung der Correspondenz dieser Spur versagen; nur die
Spur 2' 9£" vor ihnen ist vorhanden. Das Ganze ist von mir
als Zeugnifs betrachtet dafs der Parthenon erst von hier ab
und mit diesen Schranken begann, der vorliegende Raum aber
noch zum Hekatompedos gehörte.

Die Lehre jeder Sohle der neun Säulen auf dem Stylo-
bate jeder Seitenstoa, zeigt bei 3 F, 6£ Z vollem Durchmesser
16 Holstreifen der Rhabdosis, jeden Holstreifen zu 8| Z; sie
liegt stets auf je 2 Stylobatplinthen vertheilt, das Centrum trifft
in die Fuge beider. Dafs keine Dübelbindung mit dem Sty.
lobate stattfand ist schon bemerkt. Letzter Umstand be-
zeichnet genau die Standfläche der Säulen des christlichen Um-
baues, deren halb so grofser Durchmesser Cenlraldübel hat
welche erst nach Stellung der Säulen mit Blei vergossen sind;
eine Technik die in jener Zeit überall so üblich war. Wie
auf letzteren dünnen Säulen, die nur ein Geringes stärker als
2 F im Durchmesser sind, nach der Angabe von Spon und
Wheler noch ein gesäultes Stokkwerk gestanden habe, ist in
der That kaum zu begreifen; vielleicht hat der Anonymus
Viennensis (Rofs a. a. O. S. 254) mehr Recht mit seiner An-
gabe es sei eine „toI^os (üqouoto.tos"' über den unteren Säulen
gewesen. Die seltsame Meinung von Ross, dafs man nur die
alten Säulen weggenommen und die oberen Stoen mit neuen
unterfahren habe, widerlegt sich schon praktisch vollständig;
da überdies die Centra der christlichen Säulen einen ganzen
Fufs weiter nach vorn und zur Seite gerükkt sind, hätten schon
aus diesem Grunde weder die alten Epistylia noch die Dekk-
balken zum Umbau verwendet werden können, auch wenn man
die ganzen Stoen abtrug. Ob unter mehren noch vorhandenen
Resten von Säulenstämmen in der Cella noch einer oder der
andere diesen antiken Säulen zugehöre, ist erst noch zu er-
mitteln; Dorische Capitelle die im Hypotrachelion jene Zahl
Holstreifen zeigen, sind zwar auf der Burg noch einige vor-
handen, doch habe ich ihre Verzeichnung nicht mehr erwirken
können. Es ist übrigens kaum denkbar dafs von den 36 Säu-
len beider Stoen, nach ihrem Niederreifsen mit der christlichen
Einsiedlung, alles spurlos verschwunden sein solle.
 
Annotationen